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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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der Schlange stand, um eine Tomate zu kaufen, die sie als kleine Rache auf ihren Gerichtsdiener werfen wollte. Sie hätte gern gewartet, um Lolas Wurfkünste zu sehen, aber es wurde spät. Penelope warf einen Blick zum Himmel hinauf. Es war immer noch Zeit genug, Marlowes Zeltlager aufzusuchen und Mycroft zu finden, bevor es dunkel wurde. Und außerdem war nirgendwo auch nur ein einziges Vorzeichen zu sehen.
    Der Pöbel schrie, man solle den königlichen Steuereintreiber bringen, als sich Penelope zu Sir Walter Raleigh umwandte und sagte: »Ich mache mir langsam Sorgen um Mikey. Sieh du doch mal nach, ob er sich gerade eine Truthahnkeule genehmigt, und ich gehe zum Würstchenstand.«
    »Hältst du das für klug? Vielleicht sollten wir zusammen gehen.«
    »Es ist noch hell genug, und so geht es schneller. Ich treffe dich hier in einer Stunde. Bis dahin sind Robin und seine kleine Truppe wieder da.«
    »Nun…«
    »Es wird schon alles gutgehen, Liebling.«
    Gerade als Penelope an der Wahrsagergasse vorbeikam und bemerkte, daß das Zelt der königlichen Astrologin geschlossen war, wurde sie von einer verkleideten Erscheinung begrüßt, die entweder einen Baum oder einen Imker darstellen sollte, der mit Blättern beklebt war. »Ich bin es«, zischte die Erscheinung.
    »Wer ist ich?«
    »Dudley. Ich bin als Geist des Waldes verkleidet.«
    »Das sehe ich auch.«
    »Damit schüttele ich die Bauern ab. Sie rechnen nicht damit, daß die Oberschicht als Baum herumreiint. Sie glauben, ich bin einer von ihnen.«
    »Verkleiden Sie sich oft als Baum?«
    »Nur für das Saatfest. Das findet morgen sltatt. Sharon ist als Milchmädchen verkleidet, aber ich kann sie nicht finden. Haben Sie sie irgendwo gesehen?«
    »Nein, aber wenn, dann sage ich ihr, daß ein Baum nach ihr sucht.«
    »Danke.«
    Penelope sah erstaunt zu, wie Sir Dudley davon trippelte. Hoffentlich läuft er Sir Hund nicht über den Weg, dachte Penelope.
    »Nein, wir haben ihn nicht gesehen, Euer Majestät«, teilte man Penelope am Würstchenstand mit. Sie setzte ihren Weg fort und rief immer wieder: »Mikey, Mikey.«
    Penelope versuchte es im Zeltlager. Big Mike war auch nicht beim Wohnwagen, um ungeduldig auf ein frühes Limabohnenmahl zu warten. Zumindest klebte keine Nachricht an der Tür. Noch nicht, dachte Penelope grimmig.
    Marlowes Zelt war leicht zu finden. Ein paar Leute seiner Truppe waren dort und tranken Ale und stießen auf ihren Triumph an. Sie erhoben sich, um ihre Königin zu begrüßen. »Können wir Eurer Majestät eine Erfrischung anbieten?«
    »Nein, danke, ich suche Marlowe.«
    »Oh, er müßte bald zurück sein. Er hatte vor den abendlichen Festivitäten noch etwas Wichtiges zu erledigen.«
    Aus einem tragbaren Radio dröhnte ein schriller Heavy-metal-Song – falls man so eine Kakophony überhaupt als Song bezeichnen konnte.
    Penelope drückte einen Knopf, um den Sender zu wechseln. Und noch mal, obwohl Marlowes Gefolgsleute protestierten. Und noch mal.
    Alle Knöpfe waren auf Heavy-metal-Sender eingestellt. Penelope schaltete zum ersten Sender zurück.
    »Ich bin ja kein so großer Fan davon«, sagte Penelope. »Gefällt euch das?«
    »Es ist das einzige, das wir uns anhören«, erwiderte ein junger Schauspieler. Er spielte im Stück den Mephistopheles. »Marlowe sagt, alles andere sei Scheiße.«
    Und wieder liefen ihr Schauer über den Rücken. »Danke«, sagte Penelope und hoffte, daß sie ihr nichts angemerkt hatten. Es war an der Zeit, Mikey zu finden und sich aus dem Staub zu machen. »Sagt Marlowe, ich hätte nach ihm gesucht.«
    »Vielleicht ist er irgendwo und spielt Flöte«, sagte Helena von Troja, »oder vielleicht übt er Kalligraphie.«
    »Flöte? Kalligraphie?« Penelope fand, daß die Schauspielerin ohne Bühnen-Make-up viel hübscher war und ein richtig frisches und liebes Gesicht hatte. Sie konnte mindestens fünfhundert Schiffe auf den Weg bringen und gleichzeitig noch ein paar Türme verbrennen.
    »O ja«, schwärmte Helena von Troja. »Er ist ein richtiger Renaissance-Mensch. In allen Künsten geschult. Sie haben doch heute seine Vorstellung gesehen. Und sieht er nicht toll aus?«
    »Ja, er war sehr gut«, sagte Penelope. Vielleicht zu gut, dachte sie. Gut genug, uns allen was vorzumachen. »Nun, ich muß nun gehen und meinen Kater finden.«
    »Wir sehen Sie später«, sagte Mephistopheles, »im Star Chamber.«
    »Ja, klar«, sagte Penelope und ging vorsichtig ein paar Schritte zurück. Sie drehte sich um und eilte davon.

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