Shakespeare, Katz & Co
Majestät«, bat Lady Kathleen, »aber darf ich mich zurückziehen?«
»Natürlich, Kind, aber warum?«
»Um meine Verkleidung anzuziehen. Ich habe diese Bauernaufstände schon miterlebt. Sie benehmen sich wie… Bauern.«
»Aber du hast doch auch einmal dazugehört.« Kathy lächelte. »Ich weiß. Ich war eine der Schlimmsten.«
»Warum versteckst du dich nicht in meinem Wohnwagen?«
»Oh, aber das wäre ja gegen die Regeln.«
Nachdem Königin Elisabeth die letzte königliche Segnung für den Tag ausgesprochen und die Ritter für ihren guten Kampf gelobt hatte, ertönte ein Schrei. »Rebellion!«
Die Person der Königin war natürlich sakrosankt, wie auch Sir Walter durch ihren königlichen Erlaß. Während die anderen Mitglieder des Hofes und der Gentry vom Heugabeln und Harken schwingenden Pöbel die engen Straßen hinauf- und hinabgejagt wurden, brauchte sich die Königin um nichts Sorgen zu machen. Besonders, da man die königliche Leibgarde auf Drängen ihrer neuen weiblichen Freunde zu Ehrenbauern ernannt hatte.
Aber wo war die Leibgarde? Sie waren zu spät dran und ohne Zweifel durch ein allzu begeistertes Teilnehmen an lüsternen elisabethanischen Vergnügungen aufgehalten worden.
Als die in Bauernkleider gehüllte Lady Kathleen nun mit geschürzten Röcken an Penelope vorbeistürmte, um dem Pöbelhaufen zu entkommen, der ihr dicht auf den Fersen war, brauchte die Königin nur einen Schritt zurückzutreten und ihrer rasenden Hofdame Schnellfüßigkeit zu wünschen.
Leider waren ihre guten Wünsche nicht von Erfolg gekrönt, da sie Kathy kurz vor der Kirchentür einholten, hinter der sie hätte Schutz suchen können. Sie wurde rasch an den Händen gefesselt und zurückgebracht und mußte nun warten, bis sie am Tauchbecken oder dem Pranger oder beidem an der Reihe war. Es sei denn, sie gewährte ihren Häschern ein oder zwei Küsse. Es war allgemein bekannt, daß eine junge hübsche Maid auf diese Art und Weise freikommen konnte.
»Teure Dame, Ihr könnt auf eine Begnadigung hoffen, wenn Ihr…«
Lady Kathleen spielte ihre Rolle bis zum letzten, blähte aufgebracht die Nasenflügel und vekündete mit wogendem Busen, der jeder Heldin des verführerischen Rotschopfes würdig gewesen wäre: »Niemals! Eher will ich sterben!«
»Aber nur ein Kuß für einen armen Jongleur…«
»Niemals, Kerl, nicht für einen Wurm wie dich.«
»Führt sie ab«, sagte Timmy schadenfroh, denn es war tatsächlich Lady Kathleens eigener Jongleur, der ihre Verkleidungverraten hatte und sie nun verurteilte. »Nach ein oder zwei Stunden am Pranger besuche ich meine Dame vielleicht noch einmal.«
Lady Kathleen wurde von zwei riesigen grinsenden Bauern gepackt und abgeführt.
Es schien, daß Lady Kathleen die Festspiele genauso beendete, wie sie sie begonnen hatte – indem sie eine Strafe absaß. Aber Penelope mußte lächeln. Sie wußte, daß Kathy den armen Timmy das restliche Jahr dafür bezahlen lassen würde, daß er sie so bereitwillig verraten hatte.
Unglücklicherweise genoß die Königin der Pikten nicht das Privileg einer Amnestie. Sie wurde durch das Dorf geführt und trug eine Scold’s Briddle, während eine Gruppe von Wäscherinnen, Fischweibern und Metzen sie verspotteten. »Zum Tauchstuhl.«
Während sie, ihrem Schicksal entgegen, an Penelope vorbeiging, blickte Stormy sie mit großen blauen Augen an. Vielleicht bat sie ihre Schwester, zu ihren Gunsten einzugreifen. Sie versuchte außerdem, etwas zu rufen, aber ihre Worte wurden von der Vorrichtung in ihrem Mund erstickt.
Penelope hatte nicht einmal gewußt, daß die Bauern einen eigenen Tauchstuhl hatten. Vielleicht hatten sie ihn extra für ihren Aufstand aufgestellt. Außerdem war Stormy an solche Sachen gewöhnt, wenn man all die Schwierigkeiten bedachte, in die sie auf der Leinwand stets geriet… Sie war häufiger in Gefahr geraten als die berühmte Pauline, obwohl man sie noch nie an Eisenbahnschienen gefesselt hatte.
Vielleicht kam es jetzt dazu. Und außerdem brachte ein ordentliches Tauchen Stormy ein paar Manieren bei und war die Rache dafür, daß sie Penelope von der Schaukel geschubst hatte.
Der Lord High Sheriff, der zugleich der königliche Steuereintreiber war, und seine Günstlinge zählten zu den meistgehaßten Personen und waren daher preisgekrönte Gefangene. Sie wurden in das königliche Kittchen getrieben, um darauf zu warten, daß sie am Pranger an die Reihe kamen. Für sie gab es keine Gnade.
Penelope sah, daß Lola schon in
Weitere Kostenlose Bücher