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Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
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nicht dumm rum!
    Ein dritter Schuss, weniger als eine Sekunde später, wieder gedämpft, überlagert von einer Lautsprecherdurchsage. Jemand hatte einen Koffer gefunden und abgegeben.
    Jetzt tu was!
    Ann bewegte sich. Sie rannte nicht, aber sie bewegte sich zügig. Sie hatte den Riemen der Handtasche in der rechten Hand, die linke blieb frei. Frei wofür?
    Sie wusste nicht, warum sie es tat. Sie wusste nur, dass sie etwas tun musste. Ann erreichte die Tür, sie atmete schnell und tief, ihr Herz raste. Während sie sie öffnete, fragte sie sich, wieso sie so sicher war, dass es sich um Schüsse handelte. Im Fernsehen hörte sich so was immer anders an.
    Hör auf, dir was einzureden! Wir wissen beide, dass es Schüsse waren.
    Auf dem Gang wandte sie sich nach rechts, zur Herrentoilette. Die Tür ging auf. Er kam so schnell heraus, dass er sie beinahe umrannte.
    Mein Gott!
    Sie sah, wie seine Augen die Umgebung musterten, dann sie. Es war ein ausdrucksloser Blick.
    »Entschuldigung.« Er nickte ihr zu, ging um sie herum, ging einfach weiter.
    Ein Glück, dachte Ann, sonst hätte er gesehen, wie sie fassungslos hinter ihm hersah, kreidebleich, als hätte sie einen Geist gesehen. Es war der Mann aus dem Flugzeug. Der Mann aus Rom. Mitte dreißig, schmales Gesicht, vielleicht Spanier oder Italiener. Die Kleidung war europäisch, italienisches Design, die Schuhe handgearbeitet, schwarzes Hemd, weiße Krawatte, von einem goldenen Kettchen gehalten, dunkle Augen, dunkle Haare, kurz geschnitten, aber nicht militärisch, schmale Lippen, eine kleine Narbe unter dem linken Auge. Phillip-Piaget-Uhr am rechten Handgelenk.
    Ein gut aussehender Mann, dieser Mann aus Rom. Nur dass ihr übel wurde, wenn sie an ihn dachte.
    Er ist es.
    Sie unterdrückte einen Fluch. Es wäre hilfreich, wenn sie ihre innere Stimme auch mal etwas fragen könnte, aber das war irgendwie gegen die Regeln. Die Stimme sagte etwas, und Ann musste raten, was sie damit meinte. Fragen waren nicht vorgesehen.
    Tief in ihr regte sich etwas, während sie hinter dem Mann hersah und zu zittern anfing. Es dauerte eine Weile, bis sie verstand, was es war.
    Es war Wut. Nein, keine Wut. Kühle Entschlossenheit.
    Diesmal laufen wir nicht weg!
    Sie schüttelte den Kopf, holte tief Luft und blieb für einen langen Augenblick unschlüssig stehen. Plötzlich wusste sie, was sie so sehr beunruhigte.
    Siehst du? Keine Einbildung.
    Richtig. Er hatte sich das Sakko zugeknöpft, während er die Toilette verlassen hatte, und sie hatte es gesehen. Ein Schulterholster. Nur einen Sekundenbruchteil lang, aber lange genug, um sogar die Waffe zu erkennen, die darin steckte. Eine Walther Kaliber 7.65. Aber eigentlich hatte sie es schon vorher gewusst, schon als sie den Mann in Rom ins Flugzeug hatte steigen sehen.
    Nur, wie hatte er die Waffe durch die Kontrollen bekommen?
    Gar nicht. Jemand hat sie für ihn deponiert. Und jetzt geh endlich hinein!
    Sie zögerte noch. Das Symbol an der Tür schreckte sie tatsächlich ab. Vielleicht hatte sie sich doch getäuscht?
    Mach schon!
    Fast automatisch drückte sie mit der Linken die Klinke hinunter und schob die Tür auf, ihre Rechte verkrampfte sich um den Riemen der Handtasche. Niemand zu sehen.
    Ann ging hinein, einen Schritt nur, dann noch einen, blieb stehen, wartete. Ihre linke Hand griff unter die Kostümjacke, als würde sie dort etwas suchen. Aber was?
    Der Raum war L-förmig. Links von ihr hing der große Spiegel mit den Waschbecken darunter, auf der rechten Seite reihten sich die Kabinen aneinander, alle Türen offen und angelehnt. Weiter hinten knickte der Raum nach rechts ab. Sehr oft war sie noch nicht auf einer Herrentoilette gewesen, aber dort waren wahrscheinlich die Urinale.
    Auf den ersten Blick schien alles ganz normal zu sein. Sie sollte gehen.
    Du riechst es. Sieh um die Ecke.
    Sie roch es tatsächlich. Blut. Es überlagerte all die anderen Gerüche. Trotzdem zögerte sie immer noch.
    Bis sie das Stöhnen hörte.
    Vorsichtig bewegte sie sich weiter, das Gewicht nur auf den Fußballen, fließend, lautlos.
    Die beiden Männer, die sie hinter der Ecke auf dem Boden liegen sah, waren keine Gefahr. Sie waren gut, sogar elegant gekleidet. Einer war ziemlich groß, stattlich, mit dem breiten Kreuz eines Bodybuilders. Der andere wirkte schlank, fast zierlich. Sein Gesicht war ihr vertraut. Seit dem Wahlkampf letztes Jahr gab es wohl kaum jemanden, der ihn nicht erkennen würde. Senator Malvern. Immer dieses strahlende Lächeln, diese

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