Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
Vom Netzwerk:
alt, vielleicht achtzig, immer noch drahtig und gut in Form. Der Mann neben ihm war jünger, vielleicht Mitte, Ende dreißig. Er hatte eine Narbe quer über dem linken Auge. Sie war noch frisch. Man konnte nicht erkennen, dass das Auge aus Glas war. Beide sahen sich sehr ähnlich.
    Der Mann im Priestergewand lächelte ein wenig. Anfang und Ende einer Legende.
    Auf dem Tisch zwischen ihnen lag eine Zeitung. Darunter war das Ende eines Pistolenlaufs zu sehen. Der junge Mann hatte einen Laptop auf seinem Schoß. Am Tisch lehnte ein Gehstock.
    Der Mann im Priestergewand öffnete die Bibel. In einer speziell dafür angefertigten Vertiefung lag eine Pistole, die er extra aus der Asservatenkammer des FBI besorgt hatte. Eine Walther. Mit Schalldämpfer. Mit der geöffneten Bibel in der Hand ging er auf die beiden Männer zu.
    Der ältere reagierte als Erster, griff nach der Pistole.
    Der Mann im Priestergewand schoss. Zwei Schüsse pro Person. Mit Schalldämpfer war die Walther wirklich leise. Er sammelte die Hülsen ein und warf einen Blick auf den Laptop. Offensichtlich waren die beiden Männer gerade dabei gewesen, Gelder zu transferieren.
    Der Mann im Priestergewand grinste breit, klappte den Laptop zu, klemmte ihn sich unter den Arm und wandte sich ab.
    Plötzlich sah er am Hals des jüngeren Mannes etwas glitzern. Ein filigranes silbernes Kreuz. Er zögerte. Eine Erinnerung regte sich. Es war ein Bild, das er früher einmal gesehen hatte, das Bild eines jungen Mädchens, das genau diesen Anhänger um den Hals trug. Er beugte sich vor und nahm dem Toten das Kreuz ab.
    Der Mann im Priestergewand wog es in der Hand und sah zum Himmel hinauf. Dann zuckte er mit den Schultern, lächelte und ging davon.

120
 
    S ie saßen im Frühstücksraum ihres Hauses. Im Hintergrund hörten sie laute Musik. Nasreen hatte die Anlage wieder mal viel zu weit aufgedreht.
    Ann öffnete die Post, während Mark Zeitung las. Er bemerkte, dass sie still wurde, und sah zu ihr hinüber.
    Ann hielt einen Zeitungsausschnitt in der Hand. Doppelmord in Atlanta lautete die Schlagzeile. Das Passbild eines der Opfer war neben dem Artikel abgedruckt. Shakran.
    Sie war blass geworden. Wortlos gab sie Mark den Zeitungsausschnitt.
    Plötzlich fiel noch etwas aus dem Umschlag. Ein kleines silbernes Kreuz. Ann hob es hoch. Es bewegte sich leicht hin und her. Beide sahen es lange an.
    Plötzlich stürmte Nasreen in den Raum.
    »Hi!«, sagte sie. Dann sah sie das Kreuz. »Wo kommt das denn her?«
    Ann stand auf und drückte es ihr in die Hand. »Dein Vater ... hat es mir vor langer Zeit geschenkt«, sagte sie stockend.
    »Cool.« Nasreen sah sich das Kreuz genauer an. »Kann ich es behalten?«
    Ann nickte.
    Nasreen hängte es sich um und setzte sich zu ihnen. Sie warf einen Blick auf den Zeitungsausschnitt. »Ist irgendwas Wichtiges passiert?«
    Ann und Mark sahen sich an. Dann lächelte Ann und schüttelte den Kopf. »Nein. Nichts Wichtiges.«

Weitere Kostenlose Bücher