Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
rollte mich auseinander und ließ wieder grausam scharfe Klingen aus meinem Körper wachsen. Und Schritt für Schritt kämpfte ich mich tiefer in das Wesen hinein. Ich konnte nicht sehen, wo ich war oder wohin ich wollte, aber meine Sicht gab die Richtung vor. Ich kämpfte mich in seinen Bauch, in die inneren Organe und das Gedärm, bis hin zu seiner Schwanzwurzel. Und als ich erst einmal da war, zog ich den Schwanz nach innen, sodass er bei mir war.
Sie würden nicht glauben, wie stark meine Rüstung sein kann, wenn ich mich wirklich darauf konzentriere. Luther hatte recht, sie ist eine Erweiterung unseres Willens. Sie tut, was immer wir ihr sagen.
Der Drache mochte nicht wirklich, was da in seinem Inneren geschah. So ein Gebrüll hatte ich noch nie gehört. Ich packte den nach innen gewendeten Schwanz fester mit meinen goldenen Händen, drehte mich um und kämpfte mich Schritt für Schritt den Weg durch den Körper des Monsters zurück, von hinten nach vorn. Und mit einer letzten Anstrengung riss ich den Schwanz hoch durch sein Maul, schlug von innen ein Loch durch die Zähne und marschierte aus den weit aufgerissenen Kiefern wieder heraus. Dabei zog ich den nach innen gewendeten Schwanz hinter mir her.
Und so wendete ich den Lampton-Wurm von innen nach außen. Vielleicht half dabei auch, dass der Drache ein magisches Wesen war.
Luther und ich standen nebeneinander, atemlos und erschöpft, und betrachteten die dampfende, zuckende Masse vor uns. Es stank echt ekelhaft, selbst durch unsere Rüstungen hindurch.
»Und ich dachte, er sähe schon von außen hässlich aus«, meinte Luther. »Heil das, du Arsch.«
»Lass uns die Familie kontaktieren und ein paar Experten einfliegen«, sagte ich. »Ich glaube, wir haben alles getan, was man vernünftigerweise von uns erwarten kann.«
In diesem Moment öffnete sich das Dimensionstor über uns erneut und ließ eine ganze Armee von Schwerbewaffneten herausfallen. Sie landeten leichthin, trugen leuchtende Rüstungen und eine ganze Menge wirklich fies aussehender Waffen. Sie sahen den von innen nach außen gekehrten Drachen und stutzten einen Moment.
»Ach, verdammt noch mal«, schimpfte ich.
Das Tor schloss sich mit einem Ruck und verschwand. Die bewaffneten Truppen stürmten nach vorn. Und ich verlor die Geduld. Normalerweise bin ich ein ruhiger und vernünftiger Kerl, aber es gibt Grenzen. Ich nutzte meine Sicht, um einen passenden schwachen Punkt auf dem Boden zu finden, und schlug heftig und mit aller Kraft mit einer goldenen Faust darauf ein. Der ganze Boden zerbrach in zwei Hälften. Mit einem knirschenden Krach brach er zusammen, und wir alle fielen eine Etage tiefer ins nächste Stockwerk, begleitet von einigen Tonnen verschiedenster Trümmer.
Luther und ich standen auf. Was niemand sonst tat. Die meisten lagen einfach nur rum, zwischen und unter dem Schutt, gaben leises Stöhnen von sich und hofften, die Sanitäter würden nicht zu lange brauchen. Sie waren es selbst schuld. Einen Drood verärgert man nicht.
»Du hättest mich warnen können, dass du so was vorhast«, meinte Luther.
»Ach sei doch still, du Weichei«, sagte ich. »Ich war mir fast völlig sicher, dass wir das überleben.«
Ich bahnte mir einen Weg durch das Durcheinander und suchte mir einen Soldaten, der noch bei Bewusstsein war. Ich wollte Antworten. Ich fand schließlich einen, der unter einem Betonblock eingeklemmt war. Er sah nicht aus, als sei er in besonders guter Form. Er hob eine Waffe, als ich mich über ihn beugte, und ich schlug sie ihm aus der Hand.
»Du weißt, wer und was ich bin, also antworte. Wer seid ihr, und für wen arbeitet ihr?«
Er lächelte kurz und enthüllte dabei blutverschmierte Zähne. Sein Gesicht war schweißbedeckt und blass vom Schock und Schmerz. Er starrte in meine gesichtslose goldene Maske.
»Wir sind alles, was euch je Angst gemacht hat. Wir sind der Wolf im Schafspelz und die Schlange an eurem Busen. Wir sind die Anti-Droods. Und ihr habt uns bis zum Ende aller Zeiten am Hals.«
Er biss fest die Zähne aufeinander, und ich hörte einen Giftzahn krachen. Er krampfte, seine Augen traten fast aus den Höhlen, und dann war er tot.
»Fanatiker«, sagte Luther angewidert. »Ich hasse Fanatiker. Was sollte das mit diesem Anti-Drood-Gelaber?«
»Weiß ich doch nicht.«
Und in diesem Moment aktivierte einer der Fanatiker eine Selbstmordbombe. Ich sah nicht, dass er das tat, aber es war eine höllische Explosion, der Boden öffnete sich unter mir, und
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