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Shana, das Wolfsmädchen

Shana, das Wolfsmädchen

Titel: Shana, das Wolfsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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ehrlich. Wenn ich gewusst hätte …«
    Aus dem Schmerz in mir keimte verzweifelte Wut. Ich fühlte nur noch Zorn, grenzenlos bitteren Zorn, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Ich wich ihm aus, sprang hastig zurück.
    »Rühr mich nicht an!«, schrie ich. »Du … du hast …« Meine Stimme brach,heftiges, unbeherrschtes Schluchzen stieg in mir hoch. Durch den Tränenschleier verschwamm Elliots Gesicht vor meinen Augen, wurde zu einem undeutlichen Fleck. Ich holte tief Luft, würgte mit äußerster Anstrengung die Tränen hinunter. Als ich wieder sprach, kannte ich meine Stimme nicht wieder. Sie war wie die einer Fremden, spröde, dumpf und meilenfern.
    »Das hättest du nicht tun sollen, Elliot. Melanie wird traurig sein. Sie hatte nicht alles mitgenommen, siehst du. Sie hatte etwas von sich selbst in das Kleid eingewebt, für mich. Und jetzt werde ich nie für sie tanzen können.«
    Er wandte stumm das Gesicht ab. Die schweren Lider bedeckten halb die Pupillen, die aus dem Winkel der feuchten Augen hervorglänzten.
    »Shana, mein Mädchen …«, stieß er hervor.
    Doch ich ließ ihn nicht ausreden. Was immer er sagen wollte, es war ohne Bedeutung. Ich wirbelte herum, lief die Stufen hinauf, stolperte tränenblind über den ausgefransten Quiltvorleger. Ich rannte in mein Zimmer, knallte die Tür zu und drehte den Schlüssel. Die Beine gaben unter mir nach. Keuchend ließ ich mich auf den Fußboden nieder; ich lehnte den Rücken an die Wand, zog die Knie an und hielt sie mit beiden Armen fest umschlungen. Die Sonne leuchtete durch die Scheiben. Der Himmel war blau und klar, es würde ein schöner Tag werden. Ein Tag, auf den ich mich gefreut hatte. Langsam schaukelte ich vor und zurück und spürte im hellen Sonnenschein, wie das kleine Zimmer immer kälter wurde.
    Ich trieb mich auf der Festwiese herum, dort wo das Essen verteilt wurde. Eine halbes Dutzend lange Tische waren mit Speisen bedeckt. Die Alten saßen satt und zufrieden auf ihren Klappstühlen, fächelten sich Kühlung zu und dösten, während sich die Tänzer bereitmachten. Mir wurde es vor Hunger schwarz vor den Augen, mein Magen war mit kalter Luft gefüllt, ich zitterte bis in die Fingerspitzen. Die alte Maggie Benjamin, die mich seit einer Weile sorgenvoll beobachtete, winkte mir zu.
    »Du siehst schlecht aus, Shana. Zu wenig geschlafen?«
    Ich schwieg und schielte auf die Speisen. Das Wasser lief mir im Mund zusammen. Maggie seufzte, füllte einen Pappteller mit Kartoffelsalat und einem Stück Brathuhn und wies auf einen freien Klappstuhl. Ich bedankte mich, stopfte den Kartoffelsalat in mich hinein, nagte jeden Knochen ab. Maggie sah zu, wobei sie brummend mit dem Kopf nickte. Als ich den Teller leer gegessen hatte, schnitt sie eine Schokoladentorte für mich an und gab mir eine Tasse Kaffee, die zur Hälfte aus Milch und Zucker bestand. Danach fühlte ich mich besser. Mein Zittern ließ nach. Höchste Zeit jetzt, dass ich mich verdrückte. Aber da sah ich schon Alec, der mir ein Zeichen gab. Die Hitze schoss mir ins Gesicht. Zu spät! Ich konnte nicht mehr davonlaufen. Alec trug bereits sein prächtiges Kostüm und die Linie auf seiner Stirn und Nase war kobaltblau. Unter jedem Auge war ein dunkelblauer Tupfer mit orangeroten Strahlen gemalt. Indianer lieben es, sich schön zu machen, und Alec sah wirklich großartig aus. Unter den bewundernden Blicken sämtlicher Mädchen, seiner Wirkung voll bewusst, schritt er gelassen auf mich zu. Eine lähmende Stumpfheit senkte sich auf mich herab wie Nebel. Ich wollte verschwinden, mich in Luft auflösen, nicht mehr da sein. Doch ich saß auf dem Klappstuhl, saß einfach da und rührte mich nicht, bis Alec dicht vor mir stand und ich seine Stimme hörte.
    »He, Shana, ich habe schon mit einer Frau vom Komitee geredet. Die Sache ist okay. Wann ziehst du dich um?«
    Ich bemerkte, dass ich Schokoladenflecken auf dem T-Shirt hatte, dass ich ungekämmt war und nach Schweiß roch. Und außerdem hatte ich Bauchweh, die Torte war nicht gut gewesen, wahrscheinlich stand sie schon zu lange in der Sonne.
    »Ich tanze nicht«, sagte ich
    Er runzelte die Brauen, die dicht und lang wie Federn waren, hockte sich auf die Fersen, um mir ins Gesicht zu blicken.
    »Warum nicht?«, fragte er sanft. »Bist du mir böse?« Die Bauchschmerzen waren nicht auszuhalten. Ich krümmte mich auf dem Klappstuhl. Ich konnte ihm die Wahrheit nicht sagen, es ging einfach nicht. Es war zu widerlich, zu demütigend. Ich hob nur

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