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Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Titel: Shane - Das erste Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia von Rein-Hrubesch
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    Diejenigen, die vor der Kälte flüchten wollten und sich in das Hallenbad zurückgezogen hatten, um in der Sauna zu schwitzen, oder auch nur um ein paar gemächliche Bahnen zu ziehen, bemerkten, als sie das Gebäude
    an diesem späten Abend verließen, den schneidenden Wind, der hier, im äußeren Ring der Stadt stärker zu werden schien.
    Der Luftzug wirbelte um die vereinzelten Büsche, die um die Schwimmhalle herum standen, er wirbelte um die Füße, die nun über die vereisten Wege schlitterten, dann zog er weiter, ein paar Straßen weiter, bis er schließlich an dem Gebäude mit dem Kuppeldach angekommen war und es dort pfeifend umkreiste, als wüsste er, was in ihm vorging.
    Das Gebäude erhob sich stolz und erhaben über die grauen Dächer. Mächtige Säulen verdeckten beinahe den Eingang, der in einen Saal führte, welcher von einem flachen Dreieck aus Stein bedeckt wurde, während sich die zweite Halle mit einem riesigen Kuppeldach schmückte.
     
    Sie brauchten die Katakomben nicht mehr, sie mussten sich nicht mehr verstecken.
    Es waren viele von ihnen da, tatsächlich waren fast alle gekommen, und die, die noch nicht da waren, würden es beim nächsten Mal sein oder beim übernächsten Mal.
    Die Jäger schoben sich durch den unendlich groß wirkenden Saal, tausende Füße reihten sich aneinander über blank gescheuertes Parkett, sie unterhielten sich nicht leise, doch eine gewisse Stille hing über ihnen, wie die Kronleuchter, die auf sie hinunter strahlten. Eine ehrfürchtige Stille, eine Stille der Demut. Einige hatte versucht, in Worte zu fassen, was hier geschah, doch es war keinem von ihnen gelungen.
    Es war nur das Gefühl, dass zu ihnen sprach, das Gefühl, dass sie seit Jahren begleitet hatte, dem sie sich gebeugt hatten, nach dem sie gelebt hatten. Es war nicht so, dass sie eine neue Armee aufstellten. Sie kehrten zu ihrer alten Ordnung zurück. Viel zu lange war das schon so gegangen, jeder kämpfte für sich, jeder starb für sich. Nun würde alles wieder so werden wie früher. Die Ältesten von ihnen sprachen nicht, sie nickten sich nur stumm zu.
    In der Kuppel des Gebäudes hielten sich nur wenige von ihnen auf, sie standen oder saßen in dem Raum, der mit einem hohen roten Teppich ausgekleidet war, der an die Barockzeit erinnerte, ebenso die Bilder an den Wänden.
    Die Älteren unter ihnen, die, die schon länger Jäger waren, hatten darauf bestanden, dass alles so bliebe, wie es war, wie es schon immer gewesen war; doch nun führte eine neue Generation sie und ihres gleichen an, eine junge, kluge Generation, und denen war es egal, welche Bilder oder Teppiche sich in dem Raum befanden.
    Manch einer der Alten schüttelte den Kopf darüber, doch die meisten hatten sich gefügt. Das war nun nicht mehr wichtig, ein neues Zeitalter brach an, eine neue Generation führte sie nun, die Jäger waren dabei, sich neu zu formen.
    Die Tür öffnete sich und jeder, der sich in dem Raum befand, drehte sich um.
    Es war lange her gewesen, dass die Jäger einen Anführer hatten, jahrzehntelang war es her gewesen, nach dem Brand waren sie alle verwirrt durch die Straßen gelaufen, von Waffenstillstand und Ausrottung war die Rede gewesen, jeder hätte einen Anführer gebraucht, jeder von ihnen, doch sie hatten nicht zusammen finden können, sie suchten Zerstreuung, sie hatten …Sie hatten sich geschämt.
    Schon immer hatten die Jäger nach einem Anführer gesucht; er musste die höchste Ausbildung haben, er musste Fähigkeiten wie kaum ein zweiter besitzen; schon immer verlangten die Jäger nach einem Anführer, seit sie denken konnten, schon in den ersten Aufzeichnungen war von ihm gesprochen worden.
    Nach dem Brand waren die alten Werte verlorengegangen, niemand wusste mehr, woran er sich festhalten sollte, niemand wusste mehr, was wichtig zu sein schien.
    Doch nun, als sich die Tür öffnete und sich ein Paar Stiefel in den Teppich bohrten, wussten alle in dem Raum, dass er derjenige war. Er war es, der die Werte wieder klar und deutlich vor Augen sah, es mochten neue Werte sein, doch es waren immer noch ihre Werte. Er war es, der sie führen könnte, der sie führen würde, derjenige, der die Ordnung wieder herstellen würde.
    Die Alten unter den Jägern hielten für einen Augenblick den Atem an, fast hätten sie sich stützen müssen, beinahe hätten sie angefangen zu zittern, doch die Jungen, und das waren die meisten, schauten mit erhobenen Köpfen zu dem Mann in der Tür auf.
    Er trug keine

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