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Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Titel: Shane - Das erste Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia von Rein-Hrubesch
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dem sie hier war. Die beiden Mädchen bewegten sich mit einer Leichtigkeit durch die Manege, sei es auf dem Ball, auf der großen Rolle, auf dem Seil oder Rücken eines der Ponys.
    Die Zwillinge liefen aus dem Zelt hinaus und bogen nach links ab, dorthin, wo Shane selbst noch nie gewesen war.
    Shane schaute ihnen neugierig nach. Sie blickte sich um und ging dann den Mädchen hinterher. Als sie aus dem Zelt trat, waren die Beiden verschwunden.
    Shane blickte sich suchend um. Sie setzte sich in Bewegung. Sie lief wieder durch Ställe, Wägen, vorbei an Tischen und Stühlen.
    Dann blieb sie stehen.
    Rechts neben ihr befand sich noch ein Zelt, ein schmaler Gang führte hinein. Shane ging hindurch. Ein roter Bogen spannte sich über ihrem Kopf, rechts und links hingen Bilder, verblasste Bilder.  Shane kniff die Augen zusammen. Sie konnte den Zirkus erkennen, es waren alte Bilder vom Zirkus Konarossa.
    Schließlich blieb sie stehen. Auf einem Bild konnte sie einen schmalen Mann erkennen mit roten Strumpfhosen. Rotbein! Wie jung er auf dem Bild aussah! Shane lächelte. Sie wandte den Kopf und ihr Blick erstarrte. Vor ihr, am Ende des Bogens, hing ein riesiges Bild. Shane ging langsam darauf zu. Sie blieb vor dem Bild stehen, rechts und links führten zwei weitere schmale Gänge in das Zeltinnere. Shane hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Auf dem Bild konnte man eine Frau erkennen, sie war in eine Blume verschlungen, oder war selbst eine, Shane konnte es nicht genau erkennen, sie betrachtete das Gemälde mit offenem Mund.
    „Das ist die Schwarze Orchidee.“
    Shane fuhr herum. Hinter ihr erschien eine Frau, von oben bis unten mit Sommersprossen besprenkelt.
    Sie war zweifelsfrei die Mutter der Zwillinge.
    Sie lächelte Shane an und schaute dann auf das Bild. „Es ist wunderschön, nicht wahr?“
    „Wer ist sie?“
    „Nun, sie trat in früheren Zeiten auch im Zirkus Konarossa auf, sie war eine begnadete Akrobatin. Jeden Winter kam sie in die Stadt.“
    Shane’s Blick wanderte wieder zu dem Bild. „Und jetzt ist sie nicht mehr da?“
    „Nein.“ Wieder lächelte die Frau. „Die Schwarze Orchidee ist seit vierzehn Jahren nicht mehr in der Stadt gewesen.“
    Shane drehte sich um. „Warum nicht?“
    „Shane!“ Von weitem erklang ein Rufen.
    Die Frau fuhr Shane über den Kopf. „Scheint so, als würdest du bereits gesucht, Shane.“ Sie lächelte wieder.
    Shane schaute auf das Bild. „Was heißt das?“ Sie deutete auf den Schriftzug am Fuße des Bildes.
    Die Frau blickte ebenfalls auf das Gemälde.  „Das bedeutet: Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie im Großen, so im Kleinen.“
    Shane runzelte die Stirn.
    „So, nun geh’, Shane!“ Die Frau lächelte wieder.
    Shane drehte sich langsam um und ging hinaus.
     
    Die Mutter lief die Treppe hinunter. Die Haustür öffnete sich.
    „Na, lässt du dich auch mal wieder blicken?“
    Mark zog die Schuhe aus und stellte sie nebeneinander. „Ich zieh’ mich nur schnell um.“
    Die Mutter hob die Hände. „Wo hast du denn die letzten Tage gesteckt? Oder soll ich sagen: Die letzten Nächte?“
    Mark drehte sich um. „Es ist unheimlich viel zu tun zurzeit.“ Er rannte die Treppe nach oben. Die Mutter sah ihm seufzend nach.
     
    Am Morgen saßen sie am Frühstückstisch. Shane rührte in ihrem Müsli. „Wo ist Mark?“
    „Der ist gestern gleich wieder weg,
    hat nicht mal was gegessen.“
    „Wo schläft er denn?“, fragte Shane.
    „Das will ich eigentlich gar nicht so genau wissen.“
    „Hmm.“, machte der Vater hinter der Zeitung.
    Die Mutter drehte den Kopf. „Was ist?“
    Die Zeitung raschelte.
    „Manfred!“
    „Was?“
    Die Mutter verdrehte die Augen. „Was steht drin?“
    Der Vater ließ die Zeitung sinken. Er schüttelte kurz den Kopf. „Nichts.“
    Die Mutter runzelte die Stirn. Sie stand auf, ging um den Tisch herum und beugte sich über die Zeitung, die ihr Mann in der Hand hielt. Der schaute sie an.
    „Bandenkriege in der Stadt haben zugenommen.“, las die Mutter leise. Sie richtete sich auf und blickte den Vater an. Dann schaute sie wieder auf das Blatt und überflog stumm den Artikel. „Eine bisher nicht gekannte Welle der Aggression und Brutalität zwischen den verfeindeten Banden macht derzeit der Sicherheit in der Innenstadt schwer zu schaffen. Bereits vier Übergriffe mit insgesamt acht Schwerverletzten in den letzten drei Nächten zeugen von zunehmender Gewalt unter den Jugendlichen. Polizeiinspektor Thorsten spricht von einer

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