Shane Schofield 02 - Die Offensive
vielleicht einen Ausweg.«
»Aber ich darf nicht schießen!«, rief Schofield.
»Gib mir noch eine Sekunde!«
Drüben beim Aufzugschacht hockte Gant vor jenem Gegenstand, nach dem sie so lange gesucht hatte. Es war der Flugschreiber, den sie vor ungefähr neunzig Minuten aus dem AWACS-Flugzeug auf Ebene 2 herausgeholt und dann unauffällig in den Hangar gekickt hatte.
Inmitten des flackernden roten Lichts zog sie nun ein kleines rotes Kästchen mit einer schwarzen Stummelantenne aus der Schenkeltasche ihres weiten Schutzanzugs.
Es handelte sich um Russels Ein-Aus-Schalter mit den beiden beschrifteten Tasten.
Erst jetzt begriff Gant die Bedeutung der zwei Schalter.
Das Gerät vermochte nicht nur den Sender am Herzen des Präsidenten ein- und auszuschalten, sondern war auch mit dem Sender am Herzen von Caesar Russel verbunden.
Caesar hatte das ehemalige Cockpit des Helikopters beinahe erreicht.
In wenigen Sekunden würde er das Feuer auf Schofield eröffnen.
»Ich komme!«, krächzte er triumphierend.
Schofield lag flach auf dem Boden und blickte durch die zerstörte Vorderfront ins Freie.
Er saß in der Falle.
»Fox!«, sagte er ins Mikrofon. »Was immer du vorhast … bitte beeil dich!«
Gant schwitzte. Ihr Knöchel schmerzte heftig, doch sie versuchte verbissen sich zu konzentrieren.
»Achtung! Noch vier Minuten bis zur Selbstzerstörung …«, dröhnte die Stimme.
Das kleine LCD-Display des Flugschreibers zeigte das mittlerweile vertraute Frequenzmuster. Gant wandte sich dem Ein-Aus-Schalter zu.
Die Frage war, welche Taste für Caesars Sender und welche für den des Präsidenten vorgesehen war. Sollte sie die »1« oder die »2« drücken?
Gant hatte keinen Zweifel.
Caesar hatte für sich selbst garantiert den ersten Knopf gewählt.
Abgestimmt auf das Frequenzmuster auf dem Flugschreiberdisplay, genau zwischen den wiederkehrenden Such- und Antwortsignalen, drückte Gant die mit »1« beschriftete Taste und unterbrach damit Caesars Mikrowellensignal.
Gleich darauf aktivierte sie das Mikrowellensignal des Flugschreibers, um Caesars Funksignal zu ersetzen. Wenn sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, würde der Satellit im Orbit nicht erkennen können, dass er jetzt ein neues Antwortsignal empfing.
Am Flugschreiber begann ein grünes Lämpchen zu blinken.
Gant schaltete das Mikrofon ein. »Scarecrow! Ich habe gerade das Funksignal umgestellt! Mach den Kerl fertig!«
Kaum hatte Gant Schofield informiert, erschien Caesar auch schon in Schofields Blickfeld.
Der Air-Force-General lächelte, als er den am Boden liegenden Schofield bemerkte, der ihm seine Pistole entgegenstreckte.
Caesar drohte Schofield mit dem Zeigefinger. »Aber nicht doch, Captain! Das sollten Sie besser nicht tun! Auf Onkel Caesar schießt man nicht.«
»Ach, nein?«, sagte Schofield.
»Nein.«
»Schade …«, seufzte Schofield mit gespielter Verzweiflung.
Dann riss er die Pistole hoch und schoss Caesar mitten in die Brust.
Ein Blutschwall spritzte aus der Wunde.
Und Schofield feuerte weiter.
Caesar schwankte bei jedem Treffer und taumelte mit aufgerissenen Augen rückwärts. Abgrundtiefes Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Langsam senkte er das P-90 und brach schließlich zusammen.
Schofield richtete sich sofort auf. Er kletterte aus dem Helikopter, ging zu Caesar hinüber und trat nach dem Gewehr in seiner Hand.
Caesar bewegte sich, offenbar lebte er noch.
Ein Blutrinnsal quoll aus seinem Mund. Wie er so hilflos dalag, empfand Schofield beinahe Mitleid mit ihm. Der Mann vor ihm hatte nichts mehr mit jenem Verrückten gemeinsam, der ganz Amerika vernichten wollte.
Schofield blickte auf ihn nieder.
»Wie … was …?« Caesar stieß gurgelnde Laute aus. »Sie … Sie können mich nicht töten!«
»Und ob ich das kann!«, erwiderte Schofield. »Aber ich glaube, das überlasse ich Ihnen lieber selbst.«
Und damit drehte er sich um und rannte zu Gant hinüber, um Area 7 so schnell wie möglich zu verlassen.
»Achtung! Noch drei Minuten bis zur Selbstzerstörung …«
Schofield steuerte mit Gant auf den Armen auf den Miniaufzug zu. Caesars Treffer hatte ihren Knöchel vollständig zerschmettert, und sie konnte keinen Schritt mehr gehen.
Das hielt sie jedoch nicht davon ab, ihren Teil zum Gelingen der Mission beizutragen.
Die ganze Zeit über hielt sie den wertvollsten Flugschreiber der Welt auf dem Schoß.
Zunächst einmal mussten sie sich selbst in Sicherheit
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