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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Straßen führen jetzt zur Festung der Druiden, und wir müssen dafür sorgen, daß wir zur Stelle sind, um Shea zu helfen, so gut wir können.«
    Die anderen hatten ihre Waffen und kleinen Rucksäcke aufgenommen und standen bereit, schattenhafte Silhouetten im schwachen Sternenlicht, feingezeichnete Bleistiftumrisse vor der Schwärze des Gebirges. Flick blickte nach Norden zu dem dunklen Wald, der das Tiefland hinter den Drachenzähnen bedeckte. In seiner Mitte, emporragend wie Obeliske, waren die Klippen von Paranor, und auf ihrem Scheitelpunkt stand die Druidenfestung mit dem Schwert von Shannara. Das Ende der Suche. Flick blickte kurze Zeit ruhig auf die einsame Zinne, dann wandte er sich Menion zu. Der Hochländer nickte widerstrebend.
    »Wir gehen mit dir.« Flicks Stimme war ein gedämpftes Flüstern in der Stille.
    Die wirbelnden Wasser des reißenden Stroms tobten gegen die einengenden Mauern ihres Gebirgskanals, wüteten und hämmerten ihren Weg gen Osten, rissen Treibholz und Strandgut mit, das ihnen zur Beute geworden war. Sie fegten in großen Stromschnellen aus dem Gebirge hinab, glatt geschliffene Steinblocke und plötzliche Biegungen umbrodelnd, in weiten Schleifen dem stillen Zug friedlicher Flüsse entgegen, die sich in den hügeligen Landschaften über den Rabb-Ebenen verzweigten. In einem dieser kleinen, ruhigen Nebenflüsse wurde der mit dem Ledergürtel noch immer an den gesplitterten Baumstamm gebundene Mann schließlich auf einer Sandbank angeschwemmt, bewußtlos, fast ertrunken. Seine Kleidungsstücke waren zerfetzt und zerrissen, die Lederstiefel weggerissen, das nasse Gesicht aschfahl und blutverschmiert von der Wucht der Stromschnellen. Er wurde wach und begriff endlich, daß er Land erreicht hatte. Er löste sich mit kraftlosen Händen von dem Baumstamm, kroch auf Händen und Knien ans Ufer und in das hohe Gras eines niedrigen Hügels. Wie im Reflex tasteten die zerschundenen Hände nach dem Lederbeutel an seiner Hüfte; zu seiner Erleichterung war er noch da, mit den Lederschnüren fest angebunden. Einen Augenblick später verfiel er in einen tiefen, willkommenen Schlaf, zu Tode erschöpft.
    Er schlief fest in der Wärme und Stille des Tages bis zum späten Nachmittag, als das abkühlende Gras, vom zunehmenden Wind in sein Gesicht geweht, ihn weckte. Da war noch etwas anderes auch, etwas in seinem nun ausgeruhten Gemüt, das ihn plötzlich vor Gefahr warnte. Aber er konnte seinen erschlafften Körper kaum halb aufrichten, als eine Gruppe von zehn oder zwölf Gestalten auf dem Hügelkamm über ihm auftauchte; sie blieben verwundert stehen, als sie ihn sahen, und rannten dann den Hang hinab. Statt ihn vorsichtig nach Verletzungen zu untersuchen, warfen sie ihn erneut zu Boden, rissen ihm die Arme hinter den Rücken und fesselten sie mit Lederschnüren, die in die ungeschützte Haut schnitten. Auch seine Füße wurden gefesselt, und endlich drehte man ihn auf den Rücken, so daß er seine Gegner sehen konnte. Seine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich augenblicklich. Die knorrigen gelben Gestalten, in Waldbewohnerkleidung, bewaffnet mit kurzen Schwertern, waren nach Menions Beschreibung des Zwischenfalls erst Tage zuvor im Jade-Paß leicht wiederzuerkennen. Er blickte angstvoll in die scharfen Gnomenaugen, die einigermaßen erstaunt seine halb menschlichen, halb elfenhaften Züge registrierten, seine zerfetzte Südländer-Kleidung. Der Anführer bückte sich und begann ihn gründlich zu durchsuchen. Shea wehrte sich, erntete aber nur Schläge, und rührte sich endlich nicht mehr, als der Gnom den kleinen Lederbeutel mit den kostbaren Elfensteinen an sich nahm.
    Die Gnome versammelten sich neugierig, als die drei blauen, in der warmen Sonne hell leuchtenden Steine in die Hand des Anführers purzelten. Es gab eine kurze Diskussion, von der Shea kein Wort verstand. Man entschied endlich, den Gefangenen und die Steine nach Paranor zu bringen und Höhergestellte zu informieren. Die Gnomen zerrten den Gefangenen hoch, durchschnitten die Fesseln an seinen Füßen und trieben ihn nach Norden, gelegentlich mit Stößen, wenn er vor Erschöpfung langsamer wurde. Bei Sonnenuntergang, als auf der anderen Seite der Drachenzähne der Druiden-Führer einer kleinen, entschlossenen Schar sich bemühte, den Aufenthalt des Vermißten ausfindig zu machen, waren sie noch immer unterwegs nach Norden.
    In den frühen Morgenstunden, in der alles überdeckenden Stille der Dunkelheit, verborgen von den

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