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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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als die schwarze Gestalt herankam. Ihre erschöpften, entmutigten Gemüter wurden plötzlich von einer wilden Entschlossenheit belebt, die Niederlage nicht hinzunehmen. Sie konnten nicht wissen, was Allanon beschlossen hatte, aber sie begriffen, daß sie zu weit gekommen waren und zu viel geopfert hatten, um jetzt aufgeben zu können.
    Er stand vor ihnen, mit glühenden Augen, das umschattete Gesicht glich einer Granitwand von fundamentaler Kraft. Als er zu sprechen begann, tönten seine Worte eisig und scharf durch die Stille.
    »Es mag sein, daß wir geschlagen sind, aber jetzt umzukehren, hieße, uns in unseren eigenen Augen zu entehren und nicht nur das, sondern auch jene zu enttäuschen, die sich auf uns verlassen. Wenn wir von dem Bösen im Nordland besiegt werden sollen, von Wesen aus der Geisterwelt, müssen wir uns dem stellen. Wir können nicht zurückweichen und auf ein Wunder hoffen, das zwischen uns treten möge. Wenn der Tod kommt, soll er uns mit gezückten Waffen und dem Schwert von Shannara in unserer Hand finden!« Er stieß den letzten Satz mit solch eisiger Entschlossenheit hervor, daß sogar Balinor ein Prickeln der Erregung verspürte. Alle bewunderten stumm die unbezähmbare Kraft des Druiden und waren plötzlich stolz darauf, mit ihm zusammen zu sein, zu der kleinen Gruppe zu gehören, die er für dieses gefährliche und kostspielige Unternehmen ausgesucht hatte.
    »Und was ist mit Shea?« sagte Menion plötzlich, ein wenig scharf vielleicht, als die durchdringenden Augen des Druiden sich auf ihn richteten. »Was ist aus Shea geworden, der überhaupt der Anlaß für diese Expedition gewesen ist?«
    Allanon schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich weiß nicht mehr als Ihr. Er wurde vom Bergfluß fortgespült zur Ebene. Vielleicht ist er am Leben geblieben, vielleicht auch nicht, aber wir können jetzt nichts für ihn tun.«
    »Was Ihr vorschlagt, ist, daß wir ihn vergessen und das Schwert an uns zu bringen versuchen - ein nutzloses Stück Metall ohne den rechtmäßigen Träger!« schrie Menion aufgebracht. »Nun, ich gehe keinen Schritt weiter, bis ich weiß, was mit Shea geschehen ist, selbst wenn das heißt, die Suche aufzugeben und nach ihm zu forschen, bis ich ihn finde. Ich lasse meinen Freund nicht im Stich!«
    »Seid vorsichtig, Hochländer«, warnte die ruhige, spöttische Stimme Allanons. »Macht keine Dummheiten. Mir die Schuld an Sheas Verlust zu geben, ist sinnlos, denn ich vor allem wünschte ihm nichts Böses. Was Ihr sagt, entbehrt jeder Vernunft.«
    »Genug weise Worte, Druide!« stieß Menion hervor und richtete sich höher auf. »Wir sind Euch wochenlang gefolgt, durch Dutzende von Ländern und Gefahren, ohne ein einzigesmal an Euren Befehlen zu zweifeln. Aber das ist zu viel für mich. Ich bin ein Prinz von Leah, nicht irgendein Bettler, der gehorsam tut, was man ihm befiehlt, und an niemanden denkt, als an sich selbst! Meine Freundschaft mit Shea bedeutete Euch nichts, aber für mich war sie wichtiger als hundert Schwerter von Shannara. Geht beiseite! Ich suche meinen eigenen Weg!«
    »Narr, Ihr seid weniger ein Prinz als vielmehr ein Dummkopf, wenn Ihr sprecht!« zischte Allanon. Sein Gesicht war zu einer Maske des Zorns erstarrt, die großen Hände ballten sich zu Fäusten. Die anderen erblaßten, als die beiden sich in ungezähmter Wut anschrien. Dann, als sie spürten, daß eine körperliche Auseinandersetzung drohte, traten sie dazwischen, redeten hastig auf sie ein, versuchten sie zu besänftigen, aus Angst, ein Riß in der Gemeinschaft könne jede Aussicht auf Erfolg zunichte machen. Flick allein hatte sich nicht geregt, denn seine Gedanken weilten immer noch bei seinem Bruder, und es ekelte ihn vor der Hilflosigkeit, mit der er den Dingen gegenüberstand. Als Menion das Wort ergriffen hatte, war ihm klargeworden, daß Menion auch seine eigene Meinung ausdrückte und daß ebenfalls er nicht weiterziehen würde, ehe er nicht wußte, was mit Shea geschehen war. Aber Allanon schien immer so viel mehr als alle anderen zu wissen, daß seine Entscheidungen stets richtig waren. Die Worte des Druiden ganz zu mißachten, schien falsch zu sein. Flick rang für Augenblicke mit sich selbst und versuchte zu erkennen, was Shea in dieser Lage getan, was er den anderen empfohlen hätte. Dann wußte er plötzlich die Antwort, fast, ohne es selbst zu begreifen.
    »Allanon, es gibt einen Weg«, sagte er abrupt, so laut, daß er die Stimmen der anderen übertönte. Sie starrten ihn alle an,

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