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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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erstaunt von seiner Entschlossenheit. Allanon nickte, um zu zeigen, daß er zuhörte. »Ihr habt die Macht, mit den Toten zu reden. Wir haben es im Tal erlebt. Könnt Ihr nicht sagen, ob Shea noch am Leben ist? Eure Macht ist groß genug, die Lebenden zu entdecken, wenn Ihr die Toten wecken könnt. Ihr könnt sagen, wo er ist, nicht wahr?«
    Alle richteten die Blicke auf den Druiden. Allanon seufzte schwer und starrte auf den Boden.
    »Ich könnte es tun«, erwiderte er zu aller Erleichterung und Verblüffung, »aber ich werde es nicht tun. Wenn ich meine Macht gebrauche, um festzustellen, wo Shea ist, ob er noch lebt oder nicht, werde ich dem Dämonen-Lord und den Schädelträgern unsere Anwesenheit verraten. Sie wären aufmerksam gemacht und würden in Paranor auf uns warten.«
    »Falls wir nach Paranor gehen«, warf Menion grimmig ein, worauf Allanon wütend herumfuhr. Wieder sprangen alle dazwischen.
    »Aufhören, aufhören!« schrie Flick zornig. »Das hilft keinem, am allerwenigsten Shea. Allanon, ich habe auf der ganzen Reise nie etwas verlangt. Ich hatte kein Recht dazu; ich war aus eigenem Entschluß dabei. Aber jetzt besitze ich das Recht, weil Shea mein Bruder ist, vielleicht nicht dem Blut oder der Rasse nach, aber gewiß durch gleich starke Bande. Wenn Ihr Eure Macht nicht gebrauchen wollt, herauszufinden, wo er ist und was mit ihm geschehen sein mag, gehe ich mit Menion und suche Shea.«
    »Er hat recht, Allanon.« Balinor nickte langsam und legte seine schwere Hand auf die Schulter des kleinen Talbewohners. »Was immer auch mit uns geschehen mag, diese beiden haben ein Recht, zu wissen, ob Shea noch eine Chance hat. Ich weiß, was es bedeutet, wenn wir entdeckt werden, aber ich sage, wir müssen dieses Risiko eingehen.«
    Durin und Dayel nickten heftig. Der Druide warf einen Blick auf Höndel, um auch seine Meinung zu erkunden, aber der schweigsame Zwerg regte sich nicht und starrte nur in die schwarzen Augen des anderen. Allanon sah alle der Reihe nach an und schien ihre wahren Gefühle zu ergründen, während er an das Risiko dachte, während er den Wert des Schwertes abwog gegen den Verlust von zwei weiteren Mitgliedern der Gruppe. Er starrte zerstreut in die untergehende Sonne, als die Dämmerung langsam herabsank und sich mit dem Rot und Purpur des vergehenden Tages vermischte. Es war eine lange, harte Reise gewesen, und sie hatten dafür nichts vorzuweisen - nur den Verlust des Mannes, um den das Ganze unternommen worden war. Er nickte sinnend vor sich hin, dann blickte er wieder auf die anderen und sah ihre Augen plötzlich aufleuchten, weil sie glaubten, er stimme Flicks Forderung zu. Der hochgewachsene Wanderer nickte entschieden mit dem Kopf, ohne auch nur die Spur eines Lächelns zu zeigen.
    »Wie ihr wollt. Ich werde tun, was ihr verlangt. Tretet zurück und sprecht mich nicht an, bis ich es euch sage.«
    Die anderen wichen zurück, während er regungslos an seinem Platz stehen blieb, den Kopf gesenkt, die langen Arme verschränkt, die großen Hände im schwarzen Umhang vergraben. Nur die fernen Laute des Abends waren in der zunehmenden Düsternis vernehmbar. Dann erstarrte der Druide, und ein weißes Leuchten breitete sich um seinen angespannten Körper aus, eine blendende Aura, vor der die anderen die Augen zusammenkniffen und sie dann mit den Händen bedeckten. Für einen Moment war das Leuchten überall, die dunkle Gestalt Allanons entzog sich dem Blick, im nächsten Augenblick blitzte es hell auf und war verschwunden. Allanon stand da wie vorher, regungslos vor der Dunkelheit, dann sank er langsam zu Boden, eine Hand auf die Stirn gepreßt. Die anderen zögerten nur kurz, dann mißachteten sie seinen Befehl und stürzten vor, befürchtend, er könne verletzt sein. Allanon blickte mißbilligend auf, erbost darüber, daß sie sich nicht an seine Anweisung hielten, aber dann sah er in den vorgebeugten Gesichtern tiefe Sorge. Er riß ungläubig die Augen auf, in plötzlichem Begreifen. Er war tief gerührt, und eine fremdartige Wärme breitete sich in ihm aus, als ihm klar wurde, welche Loyalität ihm diese sechs Männer von verschiedenen Rassen aus verschiedenen Ländern, mit verschiedenen Lebensweisen immer noch entgegenbrachten. Zum ersten Mal, seitdem sie Shea verloren hatten, spürte Allanon so etwas wie Erleichterung. Er raffte sich mühsam auf, ein wenig auf Balinors starken Arm gestützt, noch immer geschwächt von dem Bemühen, Shea zu finden. Er stand einen Augenblick still da,

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