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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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reagierte, getroffen hatte, und zeigte sich entschlossen, seinen Vorteil zu nützen. »Wer, glaubt Ihr, hat Eure Verlobte aus ihrem Haus in Kern entführt? Dieser Mann, der von Freundschaft spricht, gehörte der Verschwörung an - das Ganze war eine List, um in den Palast zu gelangen und Euch zu ermorden!«
    Höndel machte einen Schritt auf die Treppe zu, aber Balinor hielt ihn zurück. Menion blieb stehen, wo er war; er wusste, dass eine unbedachte Bewegung für Palance nur die Bestätigung sein konnte, dass Stenmin die Wahrheit sagte. Er richtete einen vernichtenden Blick auf den verschlagenen Mystiker, wandte sich Palance zu und schüttelte den Kopf.
    »Er ist ein Verräter. Er ist eine Kreatur des Dämonen-Lords.«
    Palance stieg ein paar Stufen hinunter, warf einen kurzen Blick auf Menion und starrte dann unverwandt seinen Bruder an, der ruhig stehen blieb und wartete. Ein schwaches Lächeln huschte über das Gesicht von Palance, als er auf halber Treppe anhielt und sagte:
    »Was meinst du, Bruder? Bin ich wirklich… verrückt? Wenn ich es nicht bin, dann… nun, dann müssen es alle anderen sein, und ich allein bin… normal. Sag etwas, Balinor. Wir sollten uns nun wirklich unterhalten… Bevor… Ich wollte irgend etwas sagen…« Aber der Satz blieb unvollendet. Palance richtete sich auf und schaute wieder zu Stenmin hinauf, der geduckt wie ein in die Enge getriebenes Tier zum Sprung anzusetzen schien.
    »Ihr seid lächerlich, Stenmin. Steht auf!« Der scharfe Befehl tönte durch die Stille, und die zusammengekauerte Gestalt des Mystikers richtete sich auf. »Sagt mir, was ich tun soll!« herrschte Palance ihn an. »Soll ich alle töten lassen - wird mich das schützen?«
    Stenmin stand blitzschnell bei ihm, die dunklen Augen kalt vor Wut.
    »Ruft Eure Garde, Herr! Lasst diese Mörder auf der Stelle niedermachen!«
    Palance schien plötzlich zu schwanken. Seine breiten Schultern sanken herab, sein Blick blieb am Mauerwerk haften, als studiere er es mit großer Gründlichkeit. Menion spürte, dass der Prinz von Callahorn wieder der Wirklichkeit entglitt und zurückfiel in die umwölkte Welt des Wahnsinns. Stenmin erkannte es ebenfalls, und ein grimmiges Lächeln huschte über sein dunkles Gesicht, während die Hand den Spitzbart strich. Plötzlich begann Palance wieder zu sprechen.
    »Nein, keine Soldaten… kein Töten. Ein König muss überlegt handeln… Balinor ist mein Bruder, auch wenn er an meiner Stelle König sein will. Er und ich müssen uns besprechen… es darf ihm nichts geschehen… nichts geschehen.« Seine Stimme wurde leiser, und er lächelte Menion unvermittelt an. »Ihr habt mir Shirl zurückgebracht… ich glaubte schon, ich hätte sie verloren, wisst Ihr. Warum… solltet Ihr das tun… wenn Ihr zu meinen Feinden gehört?«
    Stenmin schrie vor Wut auf und griff vergeblich nach dem Rock des Prinzen. Palance Buckhannah schien ihn nicht zu bemerken.
    »Es ist schwer für mich… klar zu denken, Balinor«, fuhr Palance leise fort und schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Klarheit mehr… ich bin nicht einmal zornig auf dich, weil du König sein willst. Ich habe immer… König sein wollen. Du weißt es. Aber ich brauche… Freunde… einen Menschen, mit dem ich reden kann…« Er blickte Stenmin an. Seine Augen wirkten aber leer und ausdruckslos. Stenmin entdeckte in ihnen etwas, das ihn veranlasste, den Prinzen loszulassen und sich ängstlich an die Wand zu pressen. Nur Menion stand nahe genug, um zu erkennen, was geschehen war. Worin auch immer die Macht, die Stenmin über Palance ausgeübt hatte, bestanden haben mochte, sie war gebrochen. Die schon verwirrten Gedankengänge des Prinzen waren endgültig zerstört, und Stenmin war für ihn von nun an nicht mehr als ein Gesicht in einem Meer von verschwimmenden Wesen, die die Alptraumwelt des wahnsinnigen Prinzen von Callahorn heimsuchten.
    »Palance, hört mich an!« sagte Menion, nur für einen Augenblick durch den Wall der Dunkelheit nach dem Menschen greifend. Die breite Gestalt drehte sich ein wenig. »Ruft Shirl herunter! Ruft Shirl, und sie wird Euch helfen!«
    Der Prinz zögerte einen Augenblick, als versuche er sich zu erinnern, dann huschte ein Lächeln über sein eingefallenes Gesicht, und tiefe Ruhe schien sich über seinen ganzen Körper auszubreiten. Er erinnerte sich an Shirls sanfte Stimme, ihre stille Art, ihre zerbrechliche Schönheit - Reminiszenzen, die Frieden und Seelenruhe zurückriefen, Augenblicke tiefer Zuneigung,

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