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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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die er sonst bei keinem anderen Menschen gefunden hatte. Wenn er nur für eine kurze Zeit bei ihr sein konnte…
    »Shit!«, sagte er leise und wandte sich mit ausgestreckter Hand der Kellertür zu. Als er an Stenmin vorbeiging, schien der zusammengekauerte Mystiker plötzlich zum Berserker zu werden. Kreischend vor Wut und Enttäuschung stürzte er sich auf den Prinzen und wühlte an seiner Brust. Menion Leah reagierte sofort und lief die Treppe hinauf zu den miteinander ringenden Männern. Aber er war noch einige Stufen entfernt, als Stenmins schmale Hand mit einem langen Dolch aus seinem Gewand hoch zuckte. Die Waffe schwebte einen schrecklichen Augenblick lang über den Männern, während Balinor vor Entsetzen aufschrie. Dann sauste sie hinunter. Palance Buckhannah schnellte zu voller Höhe empor, den Dolch bis zum Heft in der breiten Brust, und sein junges Gesicht wurde weiß wie ein Leichentuch.
    »Ich gebe dir deinen Bruder zurück, du Narr!« schrie Stenmin gellend und stieß die schlaffe Gestalt die Treppe hinunter.
    Der getroffene Prinz stürzte schwer in Menions ausgestreckte Arme und ließ ihn zurücktaumeln an die Wand, so dass er für Augenblicke das Gleichgewicht verlor und dem verhassten Feind nicht nachsetzen konnte. Stenmin hatte sich bereits zur Flucht gewandt und zerrte verzweifelt an der massiven Kellertür. Balinor hetzte die Stufen hinauf, bemüht, die Flucht des Mystikers zu verhindern. Die Elfen-Brüder folgten ihm und schrieen nach den Wachen. Die scharlachrote Gestalt hatte die Tür schon einen Spalt geöffnet und wollte eben hinausschlüpfen, als Höndel, der immer noch ganz unten stand, einen am Boden liegenden Streitkolben packte, der von einer der Wachen stammte, und ihn dem Flüchtenden nachschleuderte. Er traf die Schulter des Mystikers mit knochenzerschmetternder Wucht, und ein qualvoller Schrei hallte von den feuchten Wänden wider. Selbst das genügte aber nicht, um den Mystiker aufzuhalten, und einen Augenblick später war er verschwunden. Draußen ertönte sein schriller Schrei, die Gefangenen hätten den König ermordet.
    Balinor warf einen schnellen Blick auf die stille Gestalt in den starken Armen Menion Leahs, dann rannte er zur offenen Kellertür. Zwei Palastwachen in schwarzen Uniformen tauchten plötzlich mit gezückten Schwertern auf. Sie hätten ebenso gut Puppen sein können, so wenig ließ sich Balinor von ihnen schrecken. Er rannte sie einfach um und hob im Laufen eines der zu Boden gefallenen Schwerter auf. Durin und Dayel waren nur Schritte hinter ihm, Menion kniete allein auf der Treppe, sah ihnen nach und hielt den Körper des selbsternannten Königs von Callahorn in den Armen. Höndel stieg die Stufen hinauf, blieb bei ihm stehen und schüttelte traurig den grauen Kopf. Der Prinz lebte noch, aber sein Atem war flach und rasselnd, und die Lider zuckten krampfhaft. Der Zwerg streckte grimmig die Hand aus und zog langsam die tödliche Klinge aus der Brust des Prinzen heraus, bevor er den Dolch angewidert von sich warf. Höndel half Menion, den Verwundeten hochzuheben, und die Augen des Prinzen öffneten sich plötzlich. Palance murmelte etwas und versank wieder in Bewusstlosigkeit.
    »Er verlangt nach Shirl«, flüsterte Menion mit Tränen in den Augen, während er Höndel ansah. »Er liebt sie immer noch. Er liebt sie immer noch.«
    Im Korridor, der zum Keller führte, setzten Balinor und die Elfen-Brüder dem fliehenden Stenmin nach. Es herrschte allgemeine Verwirrung, als Angehörige der Garde, der Dienerschaft und Besucher in dem von Panik erfassten Palast durcheinander stürmten. Schreckensschreie hallten von den uralten Wänden wider, beklagten den Tod des Königs und warnten vor Mördern, die entschlossen seien, alles niederzumachen. Am Palasttor war ebenfalls Kampfeslärm, der das Chaos verstärkte, zu vernehmen. Balinor und seine beiden Begleiter zwängten sich durch Menschentrauben, die beim Anblick gezogener Waffen in Hysterie verfielen. Ein paar Soldaten versuchten, sie aufzuhalten, aber Balinor stieß die Bedauernswerten einfach beiseite und verfolgte die rotgekleidete Gestalt, die vor ihnen das Weite suchte. Stenmin war immer noch in Sichtweite, als die drei Verfolger die große Halle erreichten, aber er hatte sich durch das Gedränge gekämpft und vergrößerte nun seinen Vorsprung. Wutentbrannt hetzte ihm Balinor nach, stieß beiseite, was ihm in den Weg kam.
    Dann erbebten die Palasttore plötzlich unter dem Ansturm von Dutzenden kämpfender Männer

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