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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut, und er trat vor, Balinor beiseite schiebend, als sei dieser gar nicht vorhanden.
    »Ihr seid der Mann am Ufer gewesen - der Entführer!« fuhr er Stenmin an. »Ihr habt versucht, mich zu töten, weil Ihr geglaubt habt, ich erkenne Euch als den Mann wieder, der Shirl entführt hat, der sie den Nordländern übergeben hat! Ihr Verräter! Ihr wolltet uns alle verraten und die Stadt dem Dämonen-Lord übergeben!«
    Ohne auf die erregten Stimmen seiner Freunde zu hören, stürzte Menion sich auf den völlig aus der Fassung geratenen Mystiker, der sich ihm aber entwinden konnte und zur Kellertreppe sprang. Menion setzte ihm nach, das schimmernde Schwert seines Vaters erhoben. Auf halber Treppe holte er Stenmin ein, der gellend aufschrie, als Menion ihn herumriss. Aber noch kam das Ende nicht, denn als Menion mit dem Schwert ausholte und Stenmin an die Steinmauer presste, wurde plötzlich die massive Kellertür aufgestoßen. Sie krachte mit ohrenbetäubendem Lärm an die Wand. Unter dem Torbogen stand die breitschultrige Gestalt Palance Buckhannahs.

Kapitel 28
    Einen Augenblick lang erstarrte alles. Selbst der entsetzte Stenmin war an der Mauer zusammengesunken und starrte die statuenhafte Gestalt über der alten Steintreppe leer an. Das zerquälte Gesicht des Prinzen hatte jede Farbe verloren, und der Ausdruck in seinen Augen war ein seltsames Gemisch aus Zorn und Verwirrung. Menion Leah erwiderte den forschenden Blick ungerührt und ließ das Schwert sinken, als sein Hass verrauchte. Er und seine Freunde mochten aber alle des Todes sein, wenn er nicht schnell handelte. Er riss deshalb Stenmin mit einer heftigen Bewegung vom Boden hoch und stieß ihn verächtlich dem Prinzen entgegen.
    »Hier ist Euer Verräter, Palance - der wahre Feind Callahorns. Das ist der Mann, der Shirl Ravenlock den Nordländern übergeben hat. Das ist der Mann, der Tyrsis dem Dämonen-Lord ausliefern will…«
    »Mylord, Ihr kommt gerade zur rechten Zeit.« Der Mystiker hatte sich schnell gefasst und fiel Menion ins Wort, bevor dieser noch größeres Unheil anrichten konnte. Er raffte sich schnell auf und stürzte die Stufen hinauf, um sich dem Prinzen zu Füßen zu werfen und zu den anderen hinunterzuzeigen. »Ich habe sie bei der Flucht ertappt - ich wollte Euch eben warnen! Der Hochländer ist ein Freund Balinors - er ist hergekommen, um Euch zu töten!« Die Worte strömten voller Hass aus dem Mund Stenmins, während er nach dem Rock seines Wohltäters fasste und sich langsam hochzog. »Sie hätten mich ermordet - und danach Euch, Mylord. Seht Ihr nicht, was hier vorgeht?«
    Menion kämpfte den Drang nieder, die Stufen hinaufzustürmen und dem Mystiker die Lügnerzunge abzuschneiden. Er zwang sich äußerlich zur Ruhe und starrte Palance Buckhannah ins Gesicht.
    »Ihr seid von diesem Mann verraten worden, Palance«, fuhr er mit ruhiger Stimme fort. »Er hat Euer Herz und Euren Verstand vergiftet. Er hat Euch des Willens beraubt, für Euch selbst zu denken. Ihr bedeutet ihm nichts, das ganze Land bedeutet ihm nichts. Er hat es an den Feind verkauft, der schon Kern auf dem Gewissen hat.« Stenmin wollte wutentbrannt aufbrüllen, aber Menion ging unbeirrt darüber hinweg. »Ihr habt gesagt, wir würden Freunde sein, und Freunde müssen einander Vertrauen schenken. Lasst Euch jetzt nicht täuschen, sonst ist Euer Reich endgültig verloren.«
    Balinor und seine Genossen, die immer noch unten an der Treppe standen, schauten stumm zu und wagten nicht einzugreifen, aus Angst, den seltsamen Zauber zu zerstören, den Menion Leah webte, denn Palance hörte immer noch zu, während sein umwölkter Geist sich mühte, die Mauer der Verwirrung ringsum niederzureißen. Langsam trat er vor, schloss die Tür hinter sich und ging an Stenmin vorbei, als existiere dieser nicht. Sein Berater zögerte unsicher und warf einen verstohlenen Blick auf die Kellertür, als erwäge er einen Fluchtversuch. Noch war er aber nicht bereit, seine Niederlage einzugestehen. Er fuhr herum, packte Palance am Arm und beugte sich zu seinem Ohr.
    »Seid Ihr verrückt? Seid Ihr so wahnsinnig, wie manche behaupten, mein König?« zischte er. »Wollt Ihr jetzt alles wegwerfen und es Eurem Bruder überlassen? Soll er König sein oder Ihr? Das ist alles gelogen. Der Prinz von Leah ist ein Freund Allanons.«
    Palance wandte sich ihm ein wenig zu, seine Augen weiteten sich.
    »Ja, von Allanon!« Stenmin wusste, dass er einen Punkt, auf den der Prinz

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