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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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verwahrte den Beutel in seinem Rock.
    Menion Leah, ein paar Meter von den auf einer Steinbank sitzenden Brüdern entfernt, ging auf und ab. Er trug unauffällige Jagdkleidung, weit geschnitten und von einer Farbe, die mit der Umgebung verschmolz. Seine Schuhe waren aus weichem Leder, getränkt mit bestimmten ölen, damit er jagen konnte, ohne gehört zu werden, aber auch nicht Gefahr lief, sich die Sohlen zu verletzen. Auf dem schmalen Rücken war das große Schwert festgegurtet, und der Knauf blinkte im Licht. Schräg über der Schulter trug er den langen Bogen und die Pfeile.
    Balinor war in seinen vertrauten langen Jagdmantel gehüllt und hatte die Kapuze über den Kopf gezogen. Unter dem Mantel war der Kettenpanzer, den man aufschimmern sah, sobald er die Arme ausstreckte. In seinem Gürtel steckten ein langes Jagdmesser und das riesigste Schwert, das die Brüder je gesehen hatten. Es war so gewaltig, daß es schien, als könne ein einziger Hieb einen Mann völlig durchtrennen. Im Augenblick war es unter dem weiten Mantel verborgen, aber die Brüder hatten gesehen, als er es umgeschnallt hatte.
    Ihr Warten hatte schließlich ein Ende, als Allanon von der Ratshalle herüberkam, begleitet von den elastischen Gestalten der beiden Elfen. Er begrüßte sie und forderte sie auf, hintereinander zu gehen und nicht zu vergessen, daß sie beim Erreichen des Gnomenlandes möglichst wenig sprechen durften. Ihr Weg würde sie vom Fluß unmittelbar nach Norden durch die Anar-Wälder in das Gebirge führen. Unterwegs würden sie nur am Tag sein, solange Wald und Berge Schutz boten, und nachts sollte der Weg erst dann fortgesetzt werden, wenn sie viele Meilen weiter nördlich die Ebenen durchqueren mußten.
    Als ihren Vertreter hatte der Zwergen-Führer Höndel bestimmt, den wortkargen Burschen, der Menion vor der Sirene gerettet hatte. Höndel führte die Gruppe an, weil er sich hier am besten auskannte. Neben ihm ging Menion, der nur gelegentlich ein Wort von sich gab. Einige Schritte hinter ihnen marschierten die beiden Elfen, die sich mit leisen, melodischen Stimmen unterhielten. Beide trugen große Eschenholzbogen wie Menion. Shea und Flick folgten ihnen, und hinter den Brüdern kam der eigentliche Anführer, das dunkle Gesicht gesenkt. Balinor bildete die Nachhut. Shea und Flick begriffen, daß sie um der größeren Sicherheit willen in die Mitte genommen worden waren.
    Sie erreichten den Silberfluß und überquerten ihn an einer Stelle, wo sich eine starke Holzbrücke über das schimmernde Wasser schwang. Die Gespräche verstummten danach, und alle Blicke galten dem dichten Wald. Sie kamen immer noch schnell voran; der Boden war eben, und der Pfad wand sich in nördlicher Richtung durch den Wald. Das Licht der Morgensonne fiel in breiten Strahlen durch Lücken im Geäst gelegentlich auf ihren Weg und ihre Gesichter. Laub und Zweige am Boden waren taunaß und bildeten ein Polster, das ihre Schritte dämpfte. Ringsumher konnten sie viele Laute hören, sichtbar waren aber nur bunte Vögel und ein paar Eichhörnchen, die in den Bäumen herumhüpften und manchmal einen Regen von Tannennadeln auf die Wanderer herabfallen ließen. Die Bäume hinderten die Marschierenden daran, viel zu sehen, mit ihrem Umfang zwischen drei und zehn Fuß und ihren riesigen Wurzeln, die sich wie Gigantenfinger der Stämme unbarmherzig in den Waldboden gruben.
    Der erste Tag verging ohne Zwischenfälle, und sie verbrachten die Nacht unter den Riesenbäumen, irgendwo nördlich des Silberflusses und Culhaven. Höndel war offenbar der einzige, der genau wußte, wo sie sich befanden. Man aß die Mahlzeit kalt, um nicht durch ein Feuer auf sich aufmerksam zu machen. Shea nützte die Gelegenheit, sich mit den beiden Elfen zu unterhalten. Sie waren Vettern Eventines und Brüder. Der ältere hieß Durin, ein schlanker, stiller Westländer, der einen vertrauenswürdigen Eindruck machte. Der jüngere Bruder war Dayel, ein schüchterner, liebenswerter Bursche, einige Jahre jünger als Shea. Durin teilte Shea mit, daß sein Bruder ihr Haus einige Tage vor seiner Heirat mit einem der schönsten Mädchen im Elfenland verlassen habe. Shea hätte Dayel nicht für alt genug zum Heiraten gehalten, und es fiel ihm schwer, zu begreifen, weshalb jemand kurz vor seiner Hochzeit fortging. Durin versicherte ihm, das sei der persönliche Entschluß seines Bruders gewesen, aber Shea erklärte Flick später, er glaube, seine Beziehung zum König habe mit diesem Entschluß

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