Shannara I
viel zu tun gehabt. Shea fragte sich im stillen, wie sehr der junge Elf seine Entscheidung, die junge Braut zu verlassen, schon bedauern mochte.
Am späteren Abend ging Shea zu Balinor und fragte ihn, weshalb man Dayel erlaubt habe, an der Expedition teilzunehmen. Der Prinz von Callahorn lächelte über die Frage des Talbewohners und sagte, zu einer Zeit, in der die Heimat so vieler Leute bedroht sei, komme niemand auf den Gedanken, zu fragen, weshalb jemand entschlossen sei, Hilfe zu leisten - man nehme das einfach hin. Dayel habe nicht gezögert mitzugehen, weil sein König es verlangt habe, und weil er sonst mit sich nicht hätte leben können. Balinor berichtete, daß Höndel seit Jahren gegen die Gnomen gekämpft habe um seine Heimat zu schützen. Die Verantwortung sei ihm übertragen, weil er einer der erfahrensten und verständigsten Grenzbewohner sei. Zu Hause habe er Frau und Familie, die er in den letzten acht Wochen nur einmal gesehen habe. Alle, die an der Reise teilnähmen, hätten viel zu verlieren, schloß er, vielleicht sogar mehr, als Shea zu begreifen vermöge. Ohne seine letzte Bemerkung zu erläutern, trat Balinor zu Allanon, um sich mit ihm zu besprechen. Shea kehrte zu Flick und den Elfen-Brüdern zurück.
»Was für eine Person ist Eventine?« fragte Flick die Brüder gerade. »Ich habe immer gehört, er gelte als der größte aller Elfen-Könige und werde von jedermann geachtet. Wie ist er wirklich?«Durin lächelte breit, und Dayel lachte hell auf.
»Was können wir über unseren eigenen Vetter sagen?« meinte Dayel.
»Er ist ein großer König«, erklärte Durin nach einer Pause ernsthaft. »Sehr jung für einen König, würden die anderen Monarchen und Führer sagen. Aber er hat Weitsicht, und, was das Wichtigste ist, er handelt zum rechten Zeitpunkt. Alle Elfen lieben und verehren ihn. Sie würden ihm überallhin folgen, alles tun, was er verlangt, und das ist ein Glück für uns alle. Die Ältesten unseres Rates würden die anderen Länder sich selbst überlassen wollen. Sie haben Angst vor einem neuen Krieg. Nur Eventine steht gegen diese Ansicht. Er weiß, daß ein Krieg nur vermieden werden kann, wenn man zuerst zuschlägt und der Armee, die uns bedroht, den Kopf abschlägt. Das ist ein Grund, weshalb dieses Unternehmen so wichtig ist - dafür zu sorgen, daß die Invasion aufgehalten wird, bevor daraus ein großer Krieg entstehen kann.«
Menion war herangeschlendert und hatte die letzte Bemerkung gehört.
»Was wißt ihr vom Schwert von Shannara?« fragte er neugierig.
»Eigentlich sehr wenig«, gab Dayel zu. »Für uns ist das aber eine Sache der Geschichte, nicht der Legende. Das Schwert hat immer ein Versprechen für die Elfen dargestellt, daß sie die Wesen aus der Geisterwelt nie mehr zu fürchten brauchen. Man ging immer davon aus, daß die Bedrohung mit dem Ende des Zweiten Kriegs der Rassen aufgehört hatte; so daß niemand sich mit der Tatsache befaßte, daß das Haus Shannara im Lauf der Zeit ausstarb, bis auf wenige wie Shea, von denen niemand etwas wußte. Eventines Familie - unsere Familie - übernahm die Herrschaft vor mehr als hundert Jahren. Das Schwert blieb in Paranor, bis jetzt von fast allen vergessen.«
»Was ist die Macht des Schwertes?« fragte Menion.
»Ich kenne die Antwort darauf nicht«, räumte Dayel ein und sah Durin an, der aber auch die Achseln zuckte und den Kopf schüttelte. »Nur Allanon scheint das zu wissen.«
Sie blickten alle hinüber zu der hochgewachsenen Gestalt auf der anderen Seite der Lichtung. Allanon war in ein Gespräch mit Balinor verwickelt.
»Es ist ein Glück, daß wir Shea haben, einen Sohn des Hauses Shannara«, sagte Durin. »Er wird das Geheimnis der Macht des Schwertes entschlüsseln können, sobald wir es in unserem Besitz haben, und mit dieser Macht können wir gegen den Schwarzen Lord vorgehen, bevor er den Krieg anzubetteln vermag, der uns alle vernichten würde.«
»Falls wir das Schwert in die Hände bekommen«, verbesserte Shea schnell. Durin lachte zustimmend und nickte.
»Es gibt bei dem Ganzen noch immer etwas, das nicht so richtig paßt«, meinte Menion leise, stand plötzlich auf und suchte sich einen Platz zum Schlafen. Shea sah ihm nach und gab ihm recht, vermochte aber nicht zu sagen, was sie hätten tun können. Im Augenblick sah er so wenig Hoffnung, ihr Ziel zu verwirklichen, daß er sich allein darauf konzentrieren wollte, die Reise nach Paranor zu bestehen.
Als der Tag anbrach, waren die
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