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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zu erhalten, die eines Tages auf dieser Erde leben und das Wissen brauchen würden, das die Bücher enthielten. Von Zeit zu Zeit pflegte er auf die Burg zurückzukehren, um pflichtgetreu alles aufzuschreiben, was er während seiner Reisen durch die vier Länder gehört und gesehen hatte, um die Geheimnisse der Jahrhunderte festzuhalten, die sonst vielleicht auf immer verloren gehen würden. Ein großer Teil dessen, was in diesen Büchern enthalten war, befaßte sich mit den Geheimnissen der Zauberkunst, mit Kräften, die keiner, sei er nun Druide oder gewöhnlicher Mensch, je ganz zu verstehen hoffen konnte - geschweige denn praktisch anzuwenden erwägen konnte. Den Druiden war es angelegen gewesen, diese Geheimnisse vor den Menschen zu bewahren, die geneigt sein könnten, sich ihrer leichtsinnig und töricht zu bedienen, doch außer Allanon waren nun alle Druiden tot, und eines Tages würde auch er vergehen. Wer würde dann die Geheimnisse der Macht erraten? Die Frage machte Allanon schwer zu schaffen, und er hatte noch immer keine Lösung gefunden.
    Eilig blätterte er das Buch durch, das er herausgenommen hatte, stellte es dann wieder zurück und wählte ein anderes. Nachdem er diesen zweiten Band durchgesehen hatte, setzte er sich an den langen Tisch und begann zu lesen.
    Beinahe drei Stunden lang saß er völlig reglos, das Gesicht über die gestochen scharfen Schriftzüge geneigt. Nur zum Umblättern hob er die Hand.
    Nach einer Stunde angestrengter Studien entdeckte er den Ort, wo Sichermal zu finden war. Doch er las weiter. Er wollte noch mehr wissen.
    Endlich löste er seinen Blick von den Seiten des Buches und lehnte sich erschöpft zurück. Eine Zeitlang saß er ruhig auf dem hochlehnigen Stuhl und blickte unbewegt auf die Reihen von Büchern, die das vollständige geschichtliche Wissen der Druiden enthielten. Er hatte gefunden, wonach er geforscht hatte, und dennoch wünschte er, er hätte es nicht gefunden.
    Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Gespräch, das er vor zwei Tagen Eventine Elessedil geführt hatte. Er hatte dem Elfenkönig berichtet, daß er zunächst in die Gärten des Lebens gegangen war und dort der Ellcrys zu ihm gesprochen hatte. Aber er hatte dem König nicht alles kundgetan, was der Baum ihm offenbart hatte. Er hatte es einerseits deshalb nicht getan, weil viel von dem, was der Ellcrys mitgeteilt hatte, verwirrend und unklar gewesen war, Erinnerungen an eine Zeit und ein Leben, die sich im Lauf der Zeit zur Unkenntlichkeit verändert hatten. Ein Bild jedoch hatte er geschaut, das er nur allzugut verstanden hatte. Und doch war das, was er da gesehen hatte, so unglaublich gewesen, daß er nicht bereit gewesen war, es zu akzeptieren, ohne zuvor die Geschichtsbücher der Druiden einzusehen. Dies hatte er nun getan. Und jetzt wußte er, daß es der Wahrheit entsprach und geheimgehalten werden mußte - besonders vor Eventine. Ein Gefühl unendlich tiefer Verzweiflung übermannte ihn. Es war so, wie es vor fünfzig Jahren mit dem jungen Shea Ohmsford gewesen war; die Wahrheit mußte sich in einem unerbittlichen Ablauf von Ereignissen von selbst zeigen. Ihm stand es nicht zu, über Zeit und Ort ihrer Offenbarung zu bestimmen. Ihm stand es nicht zu, in die natürliche Ordnung der Dinge einzugreifen.
    Und doch stellte er eine entscheidende Frage. Allein mit den Geistern seiner Vorfahren, der letzte seiner Art, stellte er diese Entscheidung in Frage. Damals hatte er sich entschieden, Shea Ohmsford die Wahrheit zu verschweigen, und nicht nur dem jungen Shea, ihnen allen, die zu der kleinen Gesellschaft von Abenteurern aus Culhaven gehörten, allen denen, die auf der Suche nach dem Schwert von Shannara ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten, weil er sie davon überzeugt hatte, daß sie das tun mußten. Am Ende war er zu der Überzeugung gekommen, daß es falsch gewesen war, die Wahrheit zu verbergen. War es auch dieses Mal falsch? Sollte er nicht wenigstens diesmal von Anfang an aufrichtig sein?
    Noch immer in Gedanken verloren, schlug er das Buch zu, das vor ihm lag, stand auf und trug den schweren Band an seinen Platz zurück. Er vollführte mit einer Hand eine rasche kreisförmige Bewegung vor den Bücherreihen, und die Granitmauer stand wieder da. Geistesabwesend starrte er auf den grauen Stein, dann wandte er sich ab. Er nahm die Fackel, die er mitgebracht hatte, löschte die übrigen Lichter im Gewölbe und betätigte den Mechanismus der Geheimtür.
    Als er das Studierzimmer wieder erreicht

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