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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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die äußere Mauer erkennen. Bei Tageslicht sah sie ganz anders aus. Das Glühen der Magie war zu einem schwachen Schimmern verblaßt, das die Welt jenseits davon mit sanften, verschwommenen, ihres Glanzes beraubten, durchscheinenden Farben belegte. Morrowindl war mit seinen Bergen, Killeshans Krater, dem Gemisch aus Lavagestein und verkümmerten Wäldern, den Rissen in der Erde mit ihren Geysiren aus Asche und Dampf fast bis zur Unsichtbarkeit in Nebel gehüllt. Elfenkrieger patrouillierten auf den Festungsmauern, obwohl jetzt keine Kämpfe stattfanden, da die Dämonen davongeschlichen waren, um sich bis zum Einbruch der Nacht auszuruhen. Die Welt außerhalb der Mauer war düster und leer geworden, und nur die Stimmen und die Bewegungen der Menschen hier drinnen waren zu hören.
    Als sie sich dem nächstgelegenen Brückenkopf näherten, wandte sich Wren an die Eule und fragte: »Wofür ist der Graben an der Innenseite der Mauer gedacht?«
    Die Eule sah sie an und dann wieder von ihr fort. »Er trennt die Stadt vom Keel. Weißt du etwas über den Keel?«
    Er zeigte auf die Mauer. Wren erinnerte sich jetzt an den Namen. Stresa hatte ihn zuvor genannt, als er gesagt hatte, daß die Elfen in Schwierigkeiten gerieten, weil seine Magie nachlasse.
    »Er stammt aus der Magie der Zeit von Ellenrohs Vater, als die Dämonen erstmals zum Leben erweckt wurden. Er beschützt uns vor ihnen und hält die Stadt in dem Zustand, in dem sie schon immer war. Alles ist genauso, wie es war, als Arborlon vor mehr als hundert Jahren nach Morrowindl gebracht wurde.«
    Wren grübelte noch immer darüber nach, was Stresa über die schwächer werdende Magie gesagt hatte. Sie wollte Aurin Striate fragen, ob das wahr sei, als sie erkannte, was er gerade gesagt hatte.
    »Eule, hast du gesagt: als Arborlon nach Morrowindl gebracht wurde? Du meinst doch: als es gebaut wurde, nicht wahr?«
    »Ich meine, was ich gesagt habe.«
    »Daß die Gebäude hierher gebracht worden sind? Oder redest du vom Ellcrys? Der Ellcrys ist doch hier, nicht wahr, innerhalb der Stadt?«
    »Dort hinten.« Er deutete vage in eine Richtung, und sein zerfurchtes Gesicht war umwölkt. »Hinter dem Palast.«
    »Also willst du sagen…«
    Die Eule unterbrach sie. »Die Stadt, Wren. Die ganze Stadt und alle Elfen, die darin leben. Das meine ich.«
    Wren sah ihn an. »Aber… Sie wurde neu aufgebaut, meinst du, aus Holz, das die Elfen hierher überführt haben…«
    Die Eule schüttelte den Kopf. »Wren, hat dir niemand vom Loden erzählt? Hat die Königin dir denn nicht erzählt, wie die Elfen nach Morrowindl gekommen sind?«
    Er trat jetzt nahe an sie heran, und seine scharfen Augen fixierten sie. Sie zögerte und erklärte schließlich: »Sie sagte, es sei beschlossen worden, aus dem Westland auszuwandern, weil die Föderation…«
    »Nein«, unterbrach er sie wieder. »Das meine ich nicht.«
    Er wandte seinen Blick einen Moment ab, nahm sie dann am Arm und führte sie zu einem Steinpfeiler am Fuße der Brücke. Dort konnten sie sich hinsetzen. Garth folgte ihnen. Sein dunkles Gesicht war ausdruckslos, als er sich ihnen gegenüber niederließ, so daß er sehen konnte, was sie sagten.
    »Ich habe nicht gedacht, daß ich dir das alles erzählen müßte, Mädchen«, begann die Eule, als sie es sich bequem gemacht hatten. »Andere könnten das wirklich besser. Aber es gibt nicht vieles, worüber wir reden können, wenn ich dir das nicht erklärte. Und außerdem hast du ein Recht, es zu wissen, wenn du Ellenroh Elessedils Enkelin bist und diejenige, auf die sie gewartet hat, die aus Eowen Cerises Vision.«
    Er verschränkte seine kantigen Arme. »Aber du wirst es nicht glauben. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich selbst es glaube.«
    Wren lächelte und fühlte sich ein wenig unbehaglich bei dieser Einleitung. »Erzähle es mir trotzdem, Eule.«
    Aurin Striate nickte. »Hier ist also das, was man mir erzählt hat - nicht das, was ich unbedingt selber weiß. Die Elfen erlangten vor mehr als hundert Jahren einen Teil ihrer Elfenmagie wieder. Das war vor Morrowindl, als sie noch im Westland lebten. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben. Es interessiert mich eigentlich auch nicht. Man sollte jedoch wissen, daß sie, als sie sich entschlossen auszuwandern, vermutlich alles, was an Magie noch vorhanden war, in einen Elfenstein namens Loden fließen ließen. Den Loden hat es, glaube ich, schon immer gegeben. Er war verborgen und wurde bis zu der Zeit, wo er gebraucht würde,

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