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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Elessedil, die ihre Großmutter war. Sie atmete tief ein. Sie konzentrierte sich auf den Gedanken und kämpfte darum, ihn Realität werden zu lassen. Es war natürlich die Realität - und doch schien es ihr gleichzeitig nicht so zu sein. Es war alles zu neu, vermutete sie. Sie war gekommen, um die Wahrheit über ihre Eltern herauszufinden. Sie hatte nicht ahnen können, daß die Wahrheit so erschreckend sein würde.
    Sie erinnerte sich daran, was sie zu sich selbst gesagt hatte, als Cogline sie das erste Mal auf ihre Träume angesprochen hatte: Wenn sie sich einverstanden erklärte, zum Hadeshorn zu reisen, um mit Allanon zu sprechen, würde sie etwas lernen, das ihr Leben grundlegend verändern könnte.
    Sie hatte sich nicht vorstellen können, wie sehr.
    Es faszinierte und erschreckte sie gleichzeitig. Da war so vieles geschehen, das sie schließlich nach Morrowindl und zu den Elfen brachte, und nun sah sie sich einer Welt und einem Volk gegenüber, das sie weder wirklich kannte noch wirklich verstand. Sie hatte letzte Nacht feststellen müssen, wie schwierig sich die Dinge vielleicht erweisen würden. Wenn sogar ihre eigene Großmutter beschlossen hatte, sie zu belügen, wieviel Vertrauen konnte sie dann den anderen entgegenbringen? Es schmerzte sie noch immer, daß ihr Geheimnisse vorenthalten wurden. Sie war zu einem bestimmten Zweck zu den Elfen gesandt worden, aber sie wußte noch immer nicht, was es war. Ellenroh teilte ihn ihr nicht mit, falls sie ihn überhaupt kannte - zumindest jetzt noch nicht. Und sie sagte auch nichts über die Dämonen. Ihre einzige Erklärung war, daß sie nicht durch das Schreckliche gekommen seien und der Ellcrys nicht versagt habe. Aber sie mußten von irgendwoher gekommen sein, und die Königin wußte, woher, dessen war sich Wren sicher. Sie wußte vieles, was sie nicht preisgab.
    Geheimnisse - da war dieses Wort wieder.
    Geheimnisse.
    Sie ließ ihre Grübeleien mit einem Kopfschütteln auf sich beruhen. Die Königin war ihre Großmutter, die letzte aus ihrer Familie, und sie hatte ihrer Mutter das Leben geschenkt. Sie war eine vollkommene, schöne, verantwortungsbewußte und liebevolle Frau. Wren schüttelte den Kopf. Sie konnte sich nicht dazu durchringen, schlecht von Ellenroh Elessedil zu denken. Sie konnte sie nicht vor sich selbst herabsetzen. Sie war vielleicht zu ähnlich - in ihrem Aussehen, ihren Gefühlen und in Worten und Gedanken und Taten. Sie hatte es letzte Nacht selbst bemerkt. Sie hatte es bei ihrem Gespräch, durch die Blicke, die sie gewechselt hatten, gespürt und durch die Art, wie sie aufeinander reagiert hatten.
    Sie seufzte. Am besten tat sie, was sie sich vorgenommen hatte, nämlich abzuwarten und dann weiterzusehen.
    Nach einiger Zeit erhob sie sich und ging zu der Tür, die in den angrenzenden Raum führte. Beinahe im selben Augenblick öffnete sich die Tür, und Garth war da. Er trug kein Hemd. Seine muskulösen Arme und sein Körper waren verbunden, und sein dunkles, bärtiges Gesicht war mit Schnitten und Prellungen übersät. Aber trotz der beeindruckenden Anzahl von Verletzungen wirkte der große Fahrende ausgeruht und einsatzbereit. Als sie ihn hereinwinkte, griff er nach einer Tunika und zog sie hastig über. Die Kleidung, die man ihm gegeben hatte, war ihm zu klein und ließ ihn außergewöhnlich groß aussehen. Sie verbarg ein Lächeln, als sie sich auf einer Bank in der Nähe des Fensters mit den Spitzenvorhängen niederließen, denn sie war einfach glücklich, ihn wiederzusehen, und gewann Trost aus seiner vertrauten Gegenwart.
    Was hast du erfahren, signalisierte er.
    Jetzt ließ sie ihn ihr Lächeln sehen. Guter, alter, verläßlicher Garth - immer genau zum richtigen Zeitpunkt. Sie wiederholte das Gespräch, das sie in der vorangegangenen Nacht mit der Königin geführt hatte, und berichtete, was ihr von der Geschichte der Elessedils und der Ohmsfords und von ihrer Mutter und ihrem Vater erzählt worden war. Sie verschwieg ihren Verdacht, daß Ellenroh die Wahrheit über die Dämonen verschleierte. Sie wollte dies zunächst für sich behalten, weil sie hoffte, daß sich ihre Großmutter nach einiger Zeit vielleicht noch entschließen würde, sich ihr anzuvertrauen.
    Dennoch war ihr Garths Meinung über die Königin wichtig.
    »Ist dir an meiner Großmutter etwas aufgefallen, was ich nicht bemerkt habe?« fragte sie ihn, und ihre Hände übersetzten ihre Worte.
    Garth lächelte leicht bei der Vorstellung, daß ihr etwas entgangen sein

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