Shannara V
wie wir die Magie mißachten, die im Loden enthalten ist. Ja, sie wird gebraucht, um die Elfen und Arborlon auf der Reise zurück ins Westland zu behüten. Aber ist dazu die ganze Magie nötig? Ich glaube das keinen Augenblick!« Er ließ seine Hand kurzzeitig auf dem Ruhkstab ruhen. Seine Worte wurden plötzlich inbrünstig. »Warum sollen wir die Magie nicht gegen die Wesen gebrauchen, die uns jagen? Warum sollen wir uns nicht einfach einen Weg mitten durch sie hindurch brennen? Oder noch besser, warum sollen wir nicht etwas erschaffen, das dort hinausgehen und sie zerstören kann!«
Wren sah ihn an und konnte nicht glauben, was sie hörte. »Gavilan«, sagte sie ruhig. »Ich weiß alles über die Dämonen. Eowen hat es mir gesagt.«
Er zuckte die Achseln. »Es war an der Zeit, nehme ich an. Es lag an Ellenroh, daß es dir niemand vorher gesagt hat.«
»Wie auch immer«, fuhr sie fort, senkte ihre Stimme und verlieh ihr Festigkeit, »wie kannst du nur vorschlagen, die Magie dazu zu benutzen, etwas anderes zu erschaffen?«
Sein Gesicht verhärtete sich. »Warum? Weil etwas schiefgegangen ist, als sie früher benutzt wurde? Weil jene, die sie gebraucht haben, nicht die Fähigkeit oder die Kraft oder das Gefühl dafür hatten, sie angemessen zu benutzen?«
Sie schüttelte schweigend den Kopf.
»Wren! Die Magie muß benutzt werden! Sie muß es! Dafür vor allem ist sie gedacht! Wenn wir keinen Gebrauch davon machen, wird jemand anderes es tun, und was dann? Das ist kein Spiel. Soviel weißt auch du. Es gibt Wesen dort draußen, die so gefährlich sind, daß…«
»Wesen, die die Elfen geschaffen haben!« sagte sie ärgerlich.
»Ja. Durch einen Fehler, das gebe ich zu! Aber andere hätten sie geschaffen, wenn wir es nicht getan hätten!«
»Das kannst du nicht wissen!«
»Das ist doch gleichgültig. Die Tatsache, daß wir sie aus gutem Grund geschaffen haben, bleibt! Wir haben viel gelernt! Die Schöpfung liegt in der Seele dessen, der die Macht ausübt! Es ist lediglich die Intensität des Wunsches und die richtige Steuerung der Bedürfnisse, die noch notwendig ist! Dieses Mal können wir es richtig machen!«
Er brach ab und wartete auf ihre Antwort. Sie sahen einander schweigend an. Dann atmete Wren tief durch und griff hinab, um seine Hand von dem Stab zu nehmen. »Ich glaube nicht, daß du noch mehr sagen solltest.«
Sein Lächeln war bitter und ironisch. »Es gab eine Situation, da warst du ärgerlich, weil ich nicht genug gesagt hatte.«
»Gavilan«, flüsterte sie.
»Glaubst du, daß dies alles einfach verschwindet, wenn wir nicht darüber reden, daß sich alles irgendwie von selbst klären wird?«
Sie schüttelte langsam und traurig den Kopf.
Er beugte sich zu ihr, und seine Hände schlossen sich fest um ihre. Sie versuchte nicht, sie fortzuziehen, denn sie war gleichzeitig fasziniert und abgestoßen von dem, was sie in seinen Augen sah. Sie spürte, daß in ihr Kummer hochstieg. »Hör mir zu, Wren«, sagte er und schüttelte den Kopf über etwas, das sie offenbar nicht wahrnahm. »Es gibt eine besondere Bindung zwischen uns. Ich habe das vom ersten Moment an gespürt, als ich dich sah. In jener Nacht bereits, als du nach Arborlon kamst und dich noch fragtest, warum du gesandt worden warst. Ich wußte es. Ich wußte es schon damals, aber es war zu früh, darüber zu sprechen. Du bist Alleynes Tochter und hast das Elessedilblut. Du hast Mut und Stärke. Du hast bereits mehr getan, als irgend jemand je von dir hätte verlangen können.
Aber, Wren, nichts davon ist wirklich dein Problem. Die Elfen sind nicht dein Volk, und Arborlon ist nicht deine Stadt. Ich weiß das. Ich weiß, wie fremd dir alles sein muß. Ellenroh hat allerdings nie verstanden, daß man niemanden bitten kann, Verantwortung für Dinge zu übernehmen, wenn der oder die Betreffende mit dieser Verantwortung nicht aufgewachsen ist. Sie hat nie verstanden, daß sie jemanden niemals genauso zurückhaben kann, wie er früher war, wenn sie ihn erst einmal fortgesandt hat. So hat sie Alleyne verloren! Nun, sieh. Sie hat dir den Ruhkstab und den Loden übergeben, die Elfen und Arborlon, die ganze Zukunft eines Volkes, und dir befohlen, Königin zu sein. Aber du willst in Wirklichkeit doch gar nichts davon, nicht wahr?«
»Das wollte ich nicht«, gab sie zu. »Früher.«
Ihm entging ihr Zögern. »Dann gib es auf! Mach Schluß damit! Laß mich den Stab und den Stein nehmen und sie gebrauchen, wie sie gebraucht werden sollten - um gegen
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