Shannara V
die Monster zu kämpfen, die uns verfolgen, um diejenigen zu zerstören, die Morrowindl in diesen Alptraum verwandelt haben!«
»Welche Monster?« fragte sie sanft.
»Was?«
»Welche Monster? Die Dämonen oder die Elfen? Welche meinst du?«
Er sah sie verständnislos an, und sie fühlte, wie sich ihr Herz zusammenkrampfte. Seine Augen waren klar und ärgerlich, und sein Gesicht war angespannt. Er schien so überzeugt. »Die Elfen«, flüsterte sie, »sind diejenigen, die Morrowindl zerstört haben.«
»Nein«, antwortete er sofort und ohne zu zögern.
»Sie haben die Dämonen geschaffen, Gavilan.«
Er schüttelte heftig den Kopf. »Alte Männer haben sie in einer anderen Zeit geschaffen. Ein Fehler wie dieser wird sicher nicht wieder passieren. Ich würde es nicht zulassen. Die Magie kann besser angewandt werden, Wren. Du weißt, daß das wahr ist. Haben die Ohmsfords nicht immer einen Weg gefunden? Haben nicht auch die Druiden das getan? Laß es mich versuchen! Ich kann diesen Wesen gegenübertreten, ich kann tun, was notwendig ist! Du willst den Stab nicht, das hast du selbst gesagt! Gib ihn mir!«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«
Gavilan versteifte sich, und seine Hände zogen sich zurück. »Warum nicht, Wren? Sag mir, warum nicht.«
Sie konnte es ihm natürlich nicht sagen. Sie konnte die Worte nicht finden, und selbst wenn sie die Worte hätte finden können, wäre sie nicht in der Lage gewesen, sie auszusprechen.
»Ich habe ein Versprechen gegeben«, sagte sie statt dessen und wünschte, daß er die Angelegenheit ruhen lassen würde, daß er seine Forderung aufgeben und erkennen würde, wie falsch es von ihm war, darum zu bitten.
»Du hast es versprochen?« keuchte er. »Wem?«
»Der Königin«, beharrte sie stur.
»Der Königin? Schatten, Wren, was sind die schon wert? Die Königin ist tot!«
Und da schlug sie ihn und traf ihn hart ins Gesicht. Es war ein Schlag, der seinen Kopf zurückfliegen ließ. Er blieb einen Moment abgewandt und richtete sich dann auf. »Du kannst mich ruhig noch einmal schlagen, wenn du dich danach besser fühlst.«
»Ich fühle mich furchtbar«, flüsterte sie, wand sich innerlich und wurde zu Eis. »Aber das hättest du nicht sagen dürfen.«
Er betrachtete sie einen Moment verbittert, und sie verspürte den Wunsch, ihn so wiederzubekommen, wie er gewesen war, als sie noch in Arborlon waren, als er charmant und freundlich gewesen war, ein Freund, den sie brauchte und der sie vor dem Hohen Konzil geküßt und sich um sie gesorgt hatte.
Sein hübsches Gesicht war angespannt vor Entschlossenheit. »Du mußt mich die Magie des Loden benutzen lassen, Wren.«
Sie schüttelte fest den Kopf. »Nein.«
Er drängte aggressiv vorwärts, fast als wolle er sie angreifen. »Wenn du es nicht tust, werden wir nicht überleben. Wir können es nicht. Du hast nicht das…«
»Nicht, Gavilan«, warf sie ein, und ihre Hand legte sich schnell auf seine Lippen. »Sag es nicht! Sag nichts mehr!«
Die plötzliche Geste ließ sie beide einen Moment innehalten, und der Wind, der in einer plötzlichen Böe vorbeiblies, ließ Wren erzittern. Langsam nahm sie ihre Hand fort. »Geh schlafen«, drängte sie und kämpfte um Festigkeit in ihrer Stimme. »Du bist müde.«
Er lehnte sich leicht zurück. Es war nur eine kleine Bewegung, eine, die ihn nur Zentimeter von ihr entfernte - und doch konnte sie das Zerreißen des Bandes zwischen ihnen genauso deutlich spüren, als wären es Seile, die mit einem Messer durchschnitten werden.
»Ich werde gehen«, sagte er ruhig, aber mit unüberhörbarem Ärger in der Stimme. Er erhob sich und schaute zu ihr hinab. »Ich war dein Freund. Ich wäre es noch immer, wenn du mich lassen würdest.«
»Ich weiß«, sagte sie.
Er blieb einen Moment, wo er war, als sei er unentschlossen, was er als nächstes tun sollte, ob er bleiben oder gehen sollte, ob er sprechen oder schweigen sollte. Er schaute durch die Dunkelheit zurück in den Dunst. »Hier werde ich nicht sterben«, flüsterte er.
Dann wandte er sich um und ging davon. Wren blieb sitzen, wo sie war, und sah ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Tränen traten in ihre Augen, aber sie wischte sie schnell fort. Gavilan hatte sie verletzt, und das machte sie wütend. Er brachte sie dazu, alles anzuzweifeln, was sie beschlossen hatte, und sich zu fragen, ob sie überhaupt wußte, was sie tat. Er brachte sie dazu, sich dumm zu fühlen und selbstsüchtig und naiv. Sie wünschte, sie wäre
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