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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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den Ruhkstab vor sich, um ihre Gedanken zu sammeln. »Wir haben keine Wahl. Laßt uns gehen. Bleibt dicht beieinander. Seid vorsichtig.«
    Sie gingen zielstrebig über die Ebenen, wanden sich hinunter in den Irrgarten der Landsenken und durch das Gewirr von Baumhüllen. Mit aufmerksamen Augen durchforsteten sie das verwüstete Land um sie herum. Stresa führte sie, so schnell er konnte, aber die Reise ging dennoch langsam voran, denn das Gebiet war zerklüftet und zerstört, von Windungen und Kurven durchsetzt, die ein schnelles Vorwärtskommen ohne Umwege verhinderten. Der Harrow verschluckte sie innerhalb von Augenblicken und schloß sich fast magisch um sie herum, bis in keiner Richtung mehr etwas zu sehen war. Nebel wirbelte und wand sich im Luftstrom, Dampf stieg aus Rissen in der Erde, die sich ihren Weg bis zum Kern von Killeshan gruben, und Vog schwebte vom Schlund des Vulkans herab. Nichts bewegte sich in dem Land. Überall um sie herum war es still und leer. Schatten umspielten sie, schwarze Linien, die von skelettartigen Bäumen auf den Boden projiziert wurden, eherne Blenden vor dem Licht. Und die ganze Zeit über rumpelte die Erde unter ihnen unheilvoll, und das Gefühl von etwas Gefährlichem regte sich in ihnen.
    Schon in der ersten Stunde begannen Stimmen zu erklingen. Sie erhoben sich aus dem Nichts wie ein Flüstern in der Luft, das von überallher hätte kommen können. Die Rufe forderten sie heraus, und für jeden von ihnen hatten die Worte eine andere Bedeutung. Zuerst schaute jeder den anderen an und dachte, daß alle es gehört haben müßten und daß die Stimmen unmißverständlich seien. Sie fragten ängstlich und angespannt: Hast du das gehört? Hast du gehört? Aber natürlich hatte niemand es gehört - nur derjenige, der persönlich angerufen worden war, absichtlich, angezogen von einer Art Spiegel des Selbst, von einer Spiegelung von Verstand und Gefühl.
    Die Bilder kamen ganz nahe, Gesichter aus der Luft, Gestalten, die sich schnell bildeten und genauso schnell wieder in den wabernden Dunst verschwanden, Visionen von Wesen, die jedem von ihnen seltsam erschienen - die Personifizierungen von Sehnsüchten, Bedürfnissen und Hoffnungen. Für Wren nahmen sie die Gestalt ihrer Eltern an. Für Triss und Eowen waren sie die Königin. Für die anderen waren sie etwas anderes. Die Bilder machten sich am Rand ihres Bewußtseins breit und kämpften darum, die Barrieren zu durchbrechen, die sie errichtet hatten, um sie in Schach zu halten. Sie versuchten, die Gefährten von ihrem Weg abzubringen und in die Irre zu führen.
    So ging es unaufhörlich weiter. Die Stimmen waren niemals laut, die Bilder niemals klar und die Erfahrung auch nicht unangenehm, nicht bedrohlich, nicht einmal real - eine fehlerhafte Erinnerung an etwas, was niemals gewesen war. Stresa, der mit der Gefahr vertraut war, brachte sie dazu, daß sie miteinander sprachen, um den Angriff abzuwehren - denn es gab keinen Zweifel darüber, was es war. Die Drakuls pirschten sich, da sie die Beute ahnten, der sie nach dem Erwachen folgen wollten, sogar im Schlaf an sie heran, und versuchten, sie zögern zu lassen oder sie zurückzuhalten, sie vom Weg ab in die Irre zu führen, damit sie beim Einbruch der Nacht noch innerhalb des Harrow waren.
    Die Zeit verstrich langsam, so behutsam und gleichmäßig wie der Dunst, durch den sie gingen, so freudlos wie die Landschaft, die sich vor ihnen erstreckte. Die Einschnitte in der Landschaft vertieften sich, und an manchen Stellen bildeten die leblosen Bäume Barrieren, die sie nicht überwinden konnten, sondern umgehen mußten. Wren sprach ständig mit den anderen, während sie sich mühsam vorwärts schleppte, sich an den Stimmen vorbeidrängte, sich durch die Gesichter hindurchwarf und sich bemühte, sie alle zusammen und in Bewegung zu halten. Die Mittagszeit näherte sich, und der Tag wurde dunkler. Schwere Regenwolken verdichteten sich über ihnen, es begann zu tröpfeln und dann zu regnen. Der Wind frischte auf, und der Regen peitschte in Strömen auf sie ein. Er fegte als Vorhang über sie hinweg und nahm wieder ab bis zu einem Nieseln, um den Kreislauf dann wieder zu beginnen. Das hielt eine Weile an und war dann vorbei. Die Hitze der Erde kehrte zurück, und der Nebel begann sich zu verdichten. Er schloß sich um sie herum, und bald war über ein Dutzend Fuß hinaus nichts mehr sichtbar. Sie blieben dicht beieinander, so nah, daß sie übereinander stolperten und ineinander stießen, als

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