Shannara V
ihn schützte, war so dunkel wie die Nacht um ihn herum. Er lauschte auf die Klänge von Tyrsis, während sich die Stadt unter ihrer Decke von Sommerhitze ruhelos regte, und wartete auf den Morgen. Die Luft war ruhig und von schweren, süßen und schwülen Gerüchen der Stadt erfüllt. Par atmete sie widerwillig ein und spähte erschöpft aus seinem Versteck den Teichen aus Licht, die von den Straßenlaternen gebildet wurden. Er achtete auf Wesen, die nicht dorthin gehörten, die krochen und jagten, die unaufhörlich etwas suchten.
Die Förderation.
Die Schattenwesen.
Sie waren beide dort draußen, Jäger, die niemals zu schlafen schienen und sich weigerten, jemals aufzugeben. Fast eine Woche lang waren Damson und er jetzt vor ihnen davongelaufen, die ganze Zeit über, seit sie das unterirdische Versteck des Mole hinter sich gelassen und durch die Abwasserkanäle der Stadt ihren Weg zurück zu den Straßen genommen hatten. Eine Woche. Er wußte kaum, wie sie vergangen war, denn seine Erinnerung lag in Scherben und zeigte ihm nur ein Gewirr von Gebäuden und Räumen, von Kammern und Schleichwegen und ein Versteck nach dem anderen. Sie hatten nirgends mehr als ein paar Stunden rasten können, wurden immer irgendwie entdeckt, gerade wenn sie sich in Sicherheit geglaubt hatten, und gezwungen, weiterzulaufen und vor den dunklen Wesen zu fliehen, die sich ihrer bemächtigen wollten.
Wie konnte es sein, fragte sich Par mindestens zum tausendsten Male, daß sie immer so schnell gefunden wurden?
Zuerst hatte er es dem Glück seiner Feinde zugeschrieben. Aber Glück würde nicht so weit reichen, und die Regelmäßigkeit, mit der sie entdeckt wurden, hatte bald jegliche Möglichkeit ausgeschlossen, daß es nur Zufall war. Dann hatte er gedacht, daß es vielleicht seine Magie sei, die irgendwie von Rimmer Dall aufgespürt worden war - denn es waren die Sucher, die am häufigsten kamen. Manchmal erschienen sie in der Aufmachung der Föderation, aber häufiger noch als die Monster, die sie waren, dunkle Schatten mit Umhängen und Kapuzen, Alpträume auch im Wachsein. Aber er hatte seine Magie nicht mehr benutzt, seit sie den Abwasserkanälen entstiegen waren, und wenn er sie nicht benutzt hatte, wie konnten sie dann aufgespürt werden?
»Sie sind in die Bewegung eingedrungen«, hatte Damson vor wenigen Stunden erklärt, bevor sie ihn verlassen hatte, um erneut nach einem Versteck zu suchen, das ihre Verfolger nicht kannten. Ihr Mund war verkniffen gewesen, und sie hatte bleich ausgesehen. »Oder sie haben einen von uns gefangen und ihm alle unsere Geheimnisse entlockt. Es gibt keine andere Erklärung.«
Aber selbst sie hatte zugeben müssen, daß außer Padishar Creel niemand sonst all die Verstecke kannte, die sie benutzten. Niemand sonst konnte sie verraten haben.
Was umgekehrt auf die beunruhigende Möglichkeit hinwies, daß trotz all ihrer Hoffnung auf das Gegenteil der Niedergang des Jut der Föderation jenen Fang eingebracht hatte, auf den sie so erpicht gewesen war.
Par ließ seinen Kopf an den rauhen, harten Stein zurücksinken, um sich auszuruhen. Einen Augenblick lang schloß er verzweifelt die Augen. Coll war tot. Padishar und Morgan waren vermißt, genauso Wren und Walker Boh. Steff und Teel. Die Gesellschaft. Sogar der Mole - sie hatten nichts mehr von ihm gehört, seit sie seinen unterirdischen Räumen entflohen waren. Es gab kein Zeichen von ihm, nichts, das ihnen verraten hätte, was geschehen war. Es war zum Verrücktwerden. Alle jene, mit denen er vor Wochen aufgebrochen war, waren verschwunden - sein Bruder, sein Cousin, sein Onkel und seine Freunde. Manchmal erschien es ihm, als wenn jeder, mit dem er in Berührung kam, verdammt sei, von der Erde zu verschwinden, von irgendeiner unterirdischen Dunkelheit verschlungen zu werden, um niemals wieder an die Oberfläche zu kommen.
Sogar Damson…
Nein. Seine Augen öffneten sich plötzlich, und Wut spiegelte sich im Schein der Lampen. Nicht Damson. Er würde sie nicht Verlieren. Es würde nicht wieder geschehen.
Aber wie lange konnten sie noch so weiter machen? Wie lange noch, bevor ihre Feinde sie schließlich überwältigten?
Er bemerkte eine plötzliche Bewegung an der Ecke der Mauer vor ihm, wo diese abbog und der Straße westwärts auf den Fels zu folgte. Damson tauchte auf. Sie hastete geduckt heran und kam atemlos und mit gerötetem Gesicht zu ihm in die Schatten.
»Zwei andere sichere Verstecke sind entdeckt worden«, sagte sie. »Bevor ich sie
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