Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Hänge der Schlucht, und das rauhe, schwarze Lavagestein. Sie roch die Nacht und die Asche, das Feuer und die Hitze. Sie fuhr zu den Drakuls herum und zischte sie an, wie eine Schlange es getan hätte. Sie schreckten ängstlich zurück. Sie ging auf ihre Freunde zu, und die Angreifer, die die drei umringten, wichen zurück. Sie trug den Tod in ihrer Hand, die sichere Vernichtung für jene Wesen, die nur zu gut verstanden, was Vernichtung bedeutete. Sie schimmerten um sie herum und verloren an Substanz. Sie trat furchtlos in ihre Mitte und wendete das Licht ihrer Magie hierhin und dorthin, drohend, herausfordernd, bebend vor tödlichem Versprechen. Die Drakuls wehrten sich nicht. Im selben Augenblick schwanden sie dahin und waren fort.
    Sie trat an jenen Platz, wo Garth und Triss sich hingekauert hatten, die Waffen in der Hand und Unsicherheit in ihren Augen. Sie blieb vor Stresa stehen, der zu ihr hinauf schaute, als sei sie ein Wesen jenseits allen Begreifens. Sie schloß ihre Finger fest um die Elfensteine, und das Feuer erlosch.
    »Helft mir aus der Schlucht heraus«, flüsterte sie. Sie war so erschöpft, daß sie zusammenzubrechen drohte, obwohl sie wußte, daß das nicht geschehen durfte, denn sie erkannte, daß die Drakuls sie noch immer beobachteten.
    Triss legte sofort den Arm um sie. »Hoheit, wir dachten, Ihr wäret verloren«, sagte er und lenkte sie sanft in die richtige Richtung.
    »Das war ich auch«, antwortete sie mit festem Lächeln.
    Langsam, Schritt für Schritt, begannen sie den Aufstieg, während ihre Augen die Inselnacht absuchten.
    Sie brauchten bis Mitternacht, um aus dem Harrow herauszukommen. Die Drakuls hatten Wren tief in ihr Versteck gelockt, weit weg von dem Weg, dem sie hatte folgen wollen, und hatten sie, nachdem sie Eowen entdeckt hatte, so vollständig verwirrt, daß sie schließlich in der falschen Richtung über die Ebenen gewandert war. Stresa war es gelungen, sie aufzuspüren, aber es war nicht leicht gewesen. Entgegen ihrem Befehl hatten sie bei Einbruch der Nacht begonnen, sie zu suchen. Sie hatte zwar gesagt, daß sie es nicht tun sollten, aber sie hatten sich Sorgen gemacht, weil sie schon so lange fort war, und hatten beschlossen, sich zu vergewissern, daß sie in Sicherheit war. Auch auf die Gefahr hin, ihr eigenes Leben zu verlieren. Sie wußten, daß sie keinen wirksamen Schutz gegen die Drakuls hatten, aber das war nicht mehr wichtig. Sowohl Garth als auch Triss waren fest entschlossen, die Suche aufzunehmen. Dal ließen sie zurück, damit er Gavilan und den Ruhkstab bewachte. Stresa war mitgekommen, weil niemand sonst Wrens Spur im Dunkeln hätte finden können. Sie hätten sie vielleicht überhaupt nicht gefunden, wenn die Drakuls nicht so mit ihrer Jagd beschäftigt gewesen wären. Schon eine Handvoll der Geister hätte genügt, den Rettungsversuch zu vereiteln. Aber Wren, die Besitzerin der Magie der Elfensteine, war für die Drakuls solch eine Verlockung, daß sie sich alle voller Gier nach Nahrung an der Jagd beteiligt hatten. Schattenwesen bis zum Ende. Stresa war es schließlich gelungen, sie aufzuspüren. Sie hatten sie, wie es schien, gerade noch rechtzeitig gefunden.
    Wren berichtete ihnen dann von Eowens Schicksal und wie die Drakuls sie zerstört und zu einer ihresgleichen gemacht hatten. Sie beschrieb den Tod der Seherin, ohne ihn zu beschönigen. Es war, als würde sie selbst die Worte hören, mit denen sie ihrem Kummer Ausdruck verlieh. Es kam ihr vor, als spreche sie aus irgendeinem Hohlraum in sich, eingehüllt in einen Nebel der Leere und Erschöpfung. Sie war so müde. Und dennoch wollte sie ihren Schritt nicht verlangsamen. Sie wollte nicht ausruhen. Sie lehnte alle Hilfe ab, als sie erst einmal aus der Schlucht heraus waren. Sie ging selbst, weil sie nicht getragen werden wollte, denn das wäre ein weiteres Zeichen von Schwäche gewesen, und sie hatte für eine Nacht genug Schwäche gezeigt. Sie war erschreckt über das, was ihr widerfahren war, entsetzt darüber, wie leicht sie von der Windstimme irregeführt worden war, wie nahe sie dem Tod gewesen war und wie willig sie gewesen war, ihn zuzulassen - Wren Elessedil, auch Königin der Elfen genannt, die das Vertrauen eines ganzen Volkes besaß, Erbin von so viel Magie. Sie konnte sich noch daran erinnern, wie verführerisch die Windstimme es ihr ausgemalt hatte, ihr Leben aufzugeben. Sie war so bereit gewesen, den Frieden willkommen zu heißen, den sie erwartet hatte. Ihr ganzes Leben lang war sie

Weitere Kostenlose Bücher