Shannara V
liegen.
»Das Wichtigste ist, daß wir einen Weg aus der Stadt heraus finden«, erklärte Damson zwischen zwei Bissen ihres Frühstücks. Sie saß ihm gegenüber an dem kleinen Tisch, und ihre Miene drückte Entschlossenheit aus. »Wir können so nicht weitermachen.«
»Ich wünschte, wir könnten etwas über den Mole in Erfahrung bringen.«
Sie nickte, und ihre Augen mieden seinen Blick. »Ich habe mich darum bemüht, als ich draußen war.« Sie schüttelte den Kopf. »Der Mole ist erfinderisch. Er lebt schon zu lange.«
Aber nicht, wenn die Schattenwesen ihn jagen, hätte Par fast gesagt, überlegte es sich dann aber anders. Damson dachte sicher ohnehin das gleiche. »Was mache ich heute?«
Sie schaute ihn an. »Dasselbe wie immer. Du bleibst, wo du bist. Sie wissen nur von dir. Sie wissen noch immer nichts von mir.«
»Das hoffst du.«
Sie seufzte. »Das hoffe ich. Aber wie dem auch sei, ich muß einen Weg für uns finden, an den Mauern vorbeizukommen und aus Tyrsis heraus, damit wir herausfinden können, was mit Padishar und den anderen geschehen ist.«
Er verschränkte seine Arme über der Brust und lehnte sich zurück. »Ich fühle mich so nutzlos, wenn ich hier herumsitze.«
»Manchmal ist es aber das beste, Par.«
»Ich lasse dich nicht gern allein hinausgehen.«
Sie lächelte. »Und ich lasse dich nicht gern allein hier. Aber so müssen wir es im Moment halten. Wir müssen klug sein.«
Sie zog ihren Straßenumhang an, ihr Magiergewand, denn sie trat noch immer regelmäßig auf dem Marktplatz auf, um Tricks für die Kinder vorzuführen. So hielt sie den Anschein aufrecht, daß alles genauso sei wie immer. Ein heller Lichtpfeil drang in die Dämmerung der Gänge, durch die sie gekommen waren, und mit einem Winken verschwand sie darin und war fort.
Er verbrachte ruhelos den Rest des Vormittags und durchstreifte die engen Grenzen seines Versteckes. Einmal kletterte er die Treppe hinauf, die zur Straße führte, überprüfte das Schloß, das die schwere Holztür sicherte, und stellte fest, daß es sicher war. Er wanderte zurück durch die Tunnel, die vom Keller der Getreidemühle abzweigten, und fand heraus, daß jeder von ihnen an einem Vorratsplatz oder einem Behälter endete und alle lang, leer und verlassen waren. Als die Mittagszeit kam, stellte er sich ein Essen aus den Resten der gestrigen Mahlzeit zusammen, die in Damsons Rucksack versteckt waren, streckte sich dann auf dem Bett zu einem kurzen Schlummer aus und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
Als er schließlich erwachte, war das Licht silbrig geworden, und der Tag ging schnell in die Dunkelheit über. Er lag einen Moment verschlafen blinzelnd da und erkannte dann, daß Damson noch nicht zurückgekehrt war. Sie war seit fast zehn Stunden fort. Voller Besorgnis erhob er sich schnell und überlegte, daß sie schon lange hätte zurück sein sollen. Es war möglich, daß sie schon einmal hereingekommen und wieder gegangen war, aber das war unwahrscheinlich. Sie hätte ihn sicherlich geweckt. Oder er wäre von selbst aufgewacht. Er runzelte düster die Stirn, wandte sich unbehaglich um, versuchte die Steifheit seiner Gliedes loszuwerden und fragte sich, was er tun sollte.
Da er trotz seiner Besorgnis hungrig war, entschloß er sich, etwas zu essen, und verschlang die letzten Reste von Käse und Brot. Es war noch ein wenig Ale in dem verschlossenen Schlauch, aber das schmeckte schal und warm.
Wo war Damson?
Par Ohmsford hatte die Risiken von Anfang an gekannt, all die Gefahren, denen Damson Rhee jedes Mal gegenübertrat, wenn sie ihn verließ und in die Stadt hinausging. Wenn der Mole gefangen wurde, würden sie ihn zum Sprechen bringen. Wenn die sicheren Verstecke gefährdet waren, dann war sie es vielleicht auch. Wenn Padishar gefangen worden war, würde nichts mehr geheim bleiben. Er kannte die Risiken, er hatte sich selbst gesagt, daß er sie akzeptieren würde. Aber jetzt, wo er zum ersten Mal seit ihrer Flucht aus den Abwasserkanälen daran denken mußte, daß vielleicht das Schlimmste passiert war, stellte er fest, daß er überhaupt nicht darauf vorbereitet war. Er stellte fest, daß er Angst hatte.
Damson. Wenn ihr etwas zugestoßen war…
Ein schlurfendes Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit, und er riß sich aus seinen Grübeleien. Er stand auf, wirbelte dann herum und suchte nach der Quelle des Geräusches. Es war hinter ihm, oben auf der Treppe an der Tür, die von der Straße herunter führte. Jemand spielte an dem
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