Shannara VII
Adjutanten. Sie sagten kein Wort, würdigten ihn nicht einmal eines Blickes. Nachdem das Gurtzeug gelöst war, eilten sie von Bord, als hätten sie sich verbrüht. Alt Mer ließ sie gehen und machte sich daran, die Schäden an der Schwarzen Moclips zu überprüfen, damit die notwendigen Schritte für die Reparatur eingeleitet werden konnten. Inzwischen betrachtete er das Schiff bereits wie eines, das einem anderen gehört. Er verabschiedete sich im Grunde schon von ihr.
Wie sich herausstellte, war er dabei zu langsam. Er stieg gerade die Strickleiter zum Flugplatz hinunter, als der Kommandant mit einem Trupp regulärer Soldaten der Föderation zurückkehrte.
»Kapitän Alt Mer, Ihr steht unter Arrest, weil Ihr einem ranghöheren Offizier während des Einsatzes in der Schlacht den Gehorsam verweigert habt. Eine schlimme Beleidigung. Wollen wir doch mal sehen, wer jetzt den Befehl hat, was?« Der Kommandant versuchte, bedrohlich zu lächeln, was ihm misslang, und er errötete wütend. »Bringt ihn weg!«
Furl Hawken und die Mannschaft kamen vom Schiff und hielten die Waffen bereits in der Hand, doch Redden Alt Mer gebot ihnen mit einer Geste Einhalt. Er zog seine Waffen, ging an dem Kommandanten vorbei und reichte sie dem angegrauten Anführer des Trupps, einem Mann, mit dem er schon etliche Gläser Bier getrunken hatte.
»Wir sehen uns heute Abend, Hawk«, rief er über die Schulter seinem Zweiten Offizier zu.
Plötzlich blieb er stehen und betrachtete die Schwarze Moclips. Er würde das Schiff niemals wieder sehen, das wusste er. Es war das Beste, auf dem er je das Kommando gehabt hatte, und vielleicht würde er niemals ein Besseres bekommen. Hoffentlich würde sich der neue Kapitän als würdig erweisen, was er allerdings bezweifelte. Wie auch immer, er würde es mehr vermissen, als er sich vorstellen wollte.
»Meine Dame«, flüsterte er, »es war großartig.«
Damit blickte er an dem Kommandanten vorbei zum Anführer des Trupps und zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Geht voraus, Hauptmann. Ich vertraue mich Euren Händen an.«
Was auch immer dieser Mann über die ganze Angelegenheit dachte, er war klug genug, seine Gedanken für sich zu behalten.
Kapitel 39
Der stämmige Frontsergeant mit dem flachen Gesicht trank bereits seit über einer Stunde im Hinterzimmer des Schmieds der Kompanie, ehe er den Mut aufbrachte, zu ihr hinüberzugehen. Sie saß hinten allein an einem Tisch und hüllte sich in Schatten und jene Art einstudiertes Desinteresse an ihrer Umgebung, die deutlich machte, dass sie nicht angesprochen werden wollte. Der Sergeant hätte das fünf Krüge Bier früher vermutlich noch begriffen, als sein Urteilsvermögen noch ausreichte, ihn vor solch dummen Fehlern zu warnen. Aber seine Wut darüber, wie sie ihn in der Nacht zuvor gedemütigt hatte, vermischte sich mit einem Übermut, der mit der Menge des einverleibten Biers zunahm und der schließlich den Sieg davontrug.
Er baute sich breit vor ihr auf, denn er war ein großer Kerl, und seine Größe sollte bedrohlich wirken.
»Wir beide haben noch ein Hühnchen zu rupfen, Kleine Rote«, verkündete er laut.
Köpfe drehten sich um. Einige Soldaten erhoben sich und stahlen sich leise zur Tür. Die Frau des Schmieds, die tagsüber die Schenke für ihren Mann führte, sah mit gefurchter Stirn herüber. Draußen in der Gluthitze der Schmiede klirrte Eisen, und heißes Metall, das im Wasser abgekühlt wurde, zischte und dampfte.
Rue Meridian schaute nicht auf. Ihr Blick ging starr ins Leere, die Hände umschlossen locker den Bierkrug. Sie war hier, weil sie allein sein wollte. Eigentlich hätte sie fliegen sollen, aber ihr Herz gehörte der Sache nicht mehr, und ihre Gedanken schweiften ständig zur Küste und nach Hause.
»Hörst du nicht?«, fauchte er.
Sie konnte den Frontsergeant riechen, seinen ungewaschenen Körper und das fettige Haar, die schmutzige Uniform und den schlechten Atem. Sie fragte sich, ob er überhaupt bemerkt hatte, wie widerlich er geworden war, seit er im Feld lebte.
»Du hältst dich wohl für etwas Besonderes, was?«, wagte er sich weiter vor, vielleicht, weil sie schwieg. Er schob sich näher heran. »Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, Fahrende!«
Sie seufzte. »Reicht es nicht, dass ich dir zuhöre und dich rieche? Muss ich dich auch noch anschauen? Das erscheint mir doch ein wenig viel verlangt.«
Einen Augenblick starrte er sie leicht verwirrt an. Dann stieß er den Krug zwischen ihren Händen zur Seite
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