Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
und zog sein Kurzschwert. »Du hast mich betrogen, Kleine Rote! Das kannst du mit anderen machen, aber nicht mit mir! Ich will mein Geld zurück!«
    Sie lehnte sich langsam auf ihrem Stuhl zurück und hob den Blick. Flüchtig sah sie ihn an, dann schaute sie wieder zur Seite. »Ich habe dich nicht betrogen, Sergeant.« Sie lächelte freundlich. »Das war überhaupt nicht notwendig. Du warst so schlecht, also brauchte ich es nicht. Wenn es dir eines Tages gelingen sollte, besser zu werfen, könnte ich gezwungen sein, dich zu betrügen.«
    Die Zornesröte stieg ihm erneut ins Gesicht. »Gib mir mein Geld zurück!«
    Wie durch Magie erschien ein Wurfmesser in ihrer Hand. Sofort wich er zurück. »Ich habe es ausgegeben, bis auf den letzten Heller. Abgesehen davon war es nicht besonders viel.« Sie blickte ihn abermals. »Wo liegt dein Problem, Sergeant? Du hast gerade eine ganze Stunde am Tresen getrunken, also kannst du nicht blank sein.«
    Seine Lippen bewegten sich, als habe er Schwierigkeiten, die Worte hervorzubringen. »Gib mir einfach mein Geld zurück.«
    Gestern Abend hatte sie ihn in einem Messerwerfduell geschlagen obwohl »Duell« wohl eigentlich das falsche Wort dafür war, denn er war mit Abstand der schlechteste Messerwerfer, der ihr je begegnet war. Die Niederlage hatte ihn den Stolz und den Geldbeutel gekostet, und offensichtlich war er nicht darauf eingestellt gewesen, diesen Preis zu bezahlen.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte sie müde.
    »Du bist ein Nichts, Kleine Rote!«, explodierte er. »Nur eine kleine betrügerische Hexe!«
    Kurz dachte sie daran, ihn umzubringen, aber sie hatte keine große Lust, sich mit den Folgen einer solchen Tat auseinander zu setzen, daher ließ sie die Idee fallen. »Willst du eine Revanche, Sergeant?«, fragte sie stattdessen. »Ein Wurf. Wenn du gewinnst, bekommst du dein Geld zurück. Siege ich, kaufst du mir einen frischen Krug Bier und lässt mich in Ruhe. Abgemacht?«
    Er beäugte sie misstrauisch, als wolle er herausfinden, wo der Haken bei der Sache war. Sie wartete geduldig, sah ihm in die Augen und balancierte das Wurfmesser locker auf der Hand.
    »Abgemacht«, stimmte er am Ende zu.
    Sie erhob sich, und ihre dunkle Kleidung, die typisch für die Fahrenden war, fiel leicht an ihr herunter. Die helle Schärpe und den Schal hatte sie um Taille und Schulter gebunden, die Enden liefen in Seidenbändern aus, das lange rote Haar leuchtete im Lampenschein. Rue Meridian war eine schöne Frau, und nicht wenige Männer hatten sich von ihr angezogen gefühlt, als sie in die Armee der Föderation eingetreten war. Aber die Anzahl war rasch geschwunden, nachdem die ersten beiden, die mit wenig Erfolg versucht hatten, der Kleinen Roten ihre Zuneigung aufzudrängen, Wochen im Lazarett verbracht hatten, um sich von ihren Verletzungen zu erholen.
    Die Männer fanden sie immer noch attraktiv, doch jetzt passten sie genauer auf, auf welche Weise sie sich ihr näherten. Denn an der Kleinen Roten war eigentlich nichts wirklich »klein«. Sie hatte breite Schultern und war groß gewachsen, schlank und gut in Form. Kleine Rote nannte man sie wegen ihres Halbbruders Redden Alt Mer, dem Großen Roten. Beide besaßen das gleiche rote Haar und die gleiche langgliedrige Gestalt, die gleichen grünen Augen, das gleiche Lächeln und explosive Temperament. Außerdem hatten sie die gleiche Mutter, nur verschiedene Väter. In ihrem wie auch in vielen anderen Clans der Fahrenden kamen und gingen die Männer, während die Frauen blieben.
    Der Frontsergeant schaute sich nach einem Ziel um. Gestern Abend hatten sie einen kleinen Kreis von der Größe eines Daumennagels gewählt, der auf einen der Stützbalken gemalt war. Beide hatten abwechselnd geworfen, jeder zwei Mal. Der Sergeant hatte die Stelle zwei Mal verfehlt - sie nicht. Darüber hatte sich der Sergeant zwar beschwert, aber dennoch bezahlt, wobei ihn die Gegenwart von so vielen anderen Fahrenden und mit ihnen befreundeten Soldaten eingeschüchtert hatte. Von Betrug war jedenfalls keine Rede gewesen, geschweige denn davon, das Geld zurückzuverlangen. Anscheinend hatte er die ganze Nacht im eigenen Saft vor sich hin geköchelt.
    »Dort«, sagte er, zeigte auf denselben schwarzen Kreis auf dem Balken und trat an den Strich auf dem Boden, den er gestern gezogen hatte.
    »Halt mal, halt«, beschwerte sich die Frau des Schmieds augenblicklich. »Letzte Nacht hast du mir schon eine ganze Reihe Gläser zerdeppert, weil du den Balken nicht

Weitere Kostenlose Bücher