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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Niemand bewegte sich, nicht einmal die Frau des Schmieds, die mit einem Geschirrtuch in der Hand und offenem Mund dastand.
    Der Frontsergeant keuchte, denn nun schob Rue Meridian das Messer ein wenig höher und hob damit sein Kinn an. Die Klinge war so plötzlich aufgetaucht, dass seine Hände an den Seiten hingen und seine Waffen nutzlos in der Scheide steckten. »Ich wollte nicht…«
    »Du wolltest nicht«, unterbrach sie ihn, »dass ich bessere Manieren lerne, hab ich Recht?«
    »Ja.« Er schluckte heftig.
    »Du wolltest vor allem nicht, dass sie mir jemand beibringt, der so grob und dumm ist wie du, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und jetzt möchtest du dich bestimmt entschuldigen, weil du gesagt hast, ich hätte dich betrogen, und weil du meine Mittagsruhe, die mir lieb und teuer ist, gestört hast, nicht?«
    »Ja, ja!«
    Sie schob ihn zurück, hielt das Messer jedoch weiterhin an seinem Hals. Als er ein Stück vom Tresen entfernt stand, nahm sie ihm mit der freien Hand die Waffen ab. Dann stieß sie ihn rückwärts auf einen Stuhl.
    »Ich habe meine Meinung geändert«, sagte sie, und ihr Messer verschwand in ihrer Kleidung. »Ich möchte mir mein Bier nicht von dir bezahlen lassen, ob ich es nun gewonnen habe oder nicht. Du sollst nur still sitzen, wo du bist, bis ich entscheide, dass du gehen darfst. Wenn du auch nur mit einem einzigen Muskel zuckst, könnte ich das V an der Wand mit dem V zwischen deinen Beinen verwechseln, und dann versuche ich mein Glück mit einem weiteren Wurf.«
    Der große Mann senkte den Blick unfreiwillig und hob ihn sofort wieder. Die Wut in seinen Augen wurde nur von seiner Furcht überoffen. Er glaubte ihr aufs Wort, was sie sagte. Sie griff gerade nach dem Bierkrug, als die Tür zur Werkstatt des Schmieds aufging und Furl Hawken hereinstürzte. Alle im Raum schauten sich um, und er blieb sofort stehen, da ihm die unnatürliche Stille auffiel.
    Dann entdeckte er sie. »Kleine Rote, es ist was passiert. Wir müssen gehen.«
    Sie blieb, wo sie war, nahm den Krug in die Hand, hob ihn an die Lippen und trank den Inhalt aus, als hätte sie alle Zeit der Welt. Die Anwesenden sahen ihr schweigend zu. Niemand regte sich. Nachdem sie fertig war, stellte sie den Krug auf den Tresen und trat hinüber zu dem Frontsergeanten. Sie beugte sich dicht zu ihm hinunter, als wolle sie ihn zu etwas verleiten. Er ließ sich nicht in Versuchung führen, und daraufhin sagte sie leise: »Wenn ich dich noch einmal sehe, bringe ich dich um.«
    Während sie an der Frau des Schmieds vorbeiging, warf sie eine Münze auf den Tresen und zwinkerte ihr zu. Dann war sie draußen und stand mitten in der Schmiede. Furl Hawken folgte ihr.
    Rasch durchquerten sie das Labyrinth aus Ambossen, Essen und Schrotthaufen und die anschließenden provisorischen Gebäude dahinter - Küchen, Waffenkammern, Lazarette, Befehlsstände, Ställe, Vorratslager und so weiter. Hier ging es trotz der Mittagshitze geschäftig zu. Der Himmel war wolkenlos und blau, die Sonne brannte wie ein weißer Feuerball auf die staubigen Anhöhen und die lagernde Armee herunter. Rue Meridian schüttelte den Kopf. Zum ersten Mal seit gestern sah sie das Tageslicht, und ihr Schädel reagierte mit wildem Pochen darauf.
    »Ist der Große Rote wütend auf mich?«, fragte sie, während sie die Gebäude hinter sich ließen und die Zeltstadt betraten.
    »Der Große Rote liegt in Ketten und hat zwanzig Jahre Zwangsarbeit oder Schlimmeres vor sich«, knurrte ihr Begleiter, drängte sich näher an sie heran und hielt die Stimme gesenkt. »Wir hatten heute Morgen Gesellschaft, ein paar Offiziere der Föderation. Einer ging während des Angriffs über die Reling, ein Unfall zwar, aber tot ist er allemal. Der hohe Offizier war wütend. Er wurde noch zorniger, als sich dein Bruder weigerte, einigen übel beschädigten Schiffen der Freien zu folgen und sie zu versenken. Nachdem wir wieder Boden unter den Füßen hatten, verhaftete dieser Kerl den Großen Roten, führte ihn ab und versprach ihm, er würde in Kürze eine abrupte Veränderung seiner Karriere erleben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Daran können wir nichts ändern, oder? Ich meine, jedenfalls nicht mit offiziellen Bittschriften.«
    Furl Hawken schnaubte. »Wir sind Fahrende, Kleine Rote. Was stellst du dir vor?«
    Sie legte ihm die Hand auf die massige Schulter. »Ich glaube, ich habe diesen Ort wirklich satt, diese Leute, diesen Krieg, dieses ganze Geschäft. Wir brauchen eine neue Arbeit. Was machen wir uns

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