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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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hungrig und auf der Hut – ein gefährliches Geschöpf, dem jeder einsame Jäger besser aus dem Weg ging. Es kam näher, blieb stehen und starrte eine Weile auf das Versteck, dann wandte es sich um und trottete zu der Stelle, wo das Ketlana mit dem gefiederten Pfeil im Hals lag. Während es den Kopf vorstreckte und an dem Blut schnupperte, schlich der Mann geräuschlos aus dem Versteck, beschrieb einen Halbkreis, blieb hinter jedem Baum stehen und beobachtete, ob das Tier sich bewegte. Er atmete mit abgewandtem Kopf und achtete bei jedem Schritt darauf, Ästen und losen Steinen auszuweichen.
    Er war schon einen halben Bogenschuß weit von dem Leoparden entfernt, als plötzlich ein Wildschwein aus dem Gebüsch trabte, gegen ihn tapste und quiekend zurück ins Dunkel lief. Der Leopard wandte sich um, starrte und kam auf den Jäger zu.
    Er machte kehrt und bewegte sich gemächlich fort, wobei er sich gegen den panischen Impuls wehrte, schneller zu gehen. Zurückblickend sah er, daß der Leopard in einen Trab verfallen war und ihn überholte. Er begann zu laufen, warf seine Vögel fort und eilte zu den Hügeln, in der Hoffnung, seinen furchtbaren Verfolger in den Büschen auf den unteren Abhängen abschütteln zu können. Am Fuß des Hügels wandte er sich am Rand eines Quianhaines um und hob seinen Bogen. Obwohl er genau wußte, was geschehen würde, wenn er den Leoparden verwundete, schien ihm seine einzige, verzweifelte Chance darin zu liegen zu versuchen, dem Tier zwischen den Büschen und Ranken lange genug auszuweichen, um mehrmals Pfeile abschießen zu können und es so entweder kampfunfähig zu machen oder in die Flucht zu schlagen. Er zielte und schoß, aber die Angst machte seine Hand unsicher. Der Pfeil streifte die Flanke des Leoparden, blieb einen Augenblick hängen und fiel dann zu Boden. Der Leopard bleckte die Zähne und stürzte fauchend auf den Jäger los, der blindlings den Hügel hinab floh. Ein Stein rollte unter seinem Fuß fort, und er stürzte, sich mehrfach überschlagend, zu Boden. Er spürte einen scharfen Schmerz, als ihn ein Ast in die linke Schulter stach, dann ging ihm der Atem aus. Sein Körper schlug schwer gegen eine große, zottige Masse, und er blieb, keuchend und vor Entsetzen lahm, liegen und blickte in die Richtung zurück, aus der er gestürzt war. Sein Bogen war fort, und als er sich auf die Knie hochrappelte, sah er, daß sein linker Arm und die Hand von Blut gerötet waren.
    Der Leopard tauchte auf der Höhe der steilen Böschung auf, von der der Mann hinabgestürzt war. Der versuchte, lautlos zu bleiben, aber aus seiner Lunge drang ein Keuchen, und der Leopard wandte ihm, schnell wie ein Vogel, den Kopf zu. Mit flachgelegten Ohren und peitschendem Schwanz duckte sich das Tier über ihm zum Sprung. Er konnte seine nach unten gebogenen Eckzähne sehen und schwebte einen langen Augenblick hindurch in Todesangst wie vor einem fürchterlichen Absturz, in dessen Tiefe sein Leben vernichtet sein würde.
    Plötzlich fühlte er sich beiseite geschoben und merkte, daß er auf dem Rücken lag und nach oben blickte. Über ihm stand ein Geschöpf, hoch wie eine Zypresse, mit einer Keule so nahe an seinem Gesicht, daß er den zottigen Pelz riechen konnte; es war so gewaltig, daß er es mit seinem verstörten Geist nicht begreifen konnte. Wie ein Mann, der, vom Schlachtfeld bewußtlos fortgebracht, verwundert aufwacht und zuerst einen Abfallhaufen, dann ein Herdfeuer, dann zwei Frauen sieht, die Bündel tragen, und nun weiß, daß er in einem Dorf ist, so sah der Jäger einen klauenbewehrten Fuß, der größer war als sein eigener Kopf, eine Wand von verbranntem und halb bis zum anscheinend rohen Fleisch abgerissenen grobem Haar, eine große, sich vom Himmel abhebende, keilförmige Schnauze und wußte, daß er neben einem Tier lag. Noch immer stand der Leopard oben auf der Böschung, nun duckte er sich und blickte auf den Kopf, der ihn wohl schrecklich anstarrte. Dann fegte ihn das riesige Tier mit einem einzigen Hieb von der Böschung, so daß er in die Höhe flog, sich in der Luft überschlug und krachend zwischen die Quianstämme stürzte. Mit einem Donnergebrüll, das eine Wolke von Vögeln auffliegen ließ, wandte sich das Tier neuerlich zum Angriff. Es ließ sich auf alle vier Füße fallen und geriet dabei mit seiner linken Flanke an einen Baum. Es knurrte und wich, vor Schmerz zusammenzuckend, zur Seite. Dann hörte es den Leoparden, der sich durch das Unterholz kämpfte, wandte sich

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