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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Hälfte seines Schnurrbarts.
    »Budweiser«, sagte er. »Ich hatte etwas Exotischeres erwartet. Aber wenigstens hat es die normale Stärke.«
    Wir setzten uns an einen freien Tisch. Larry schlug die Beine mit Mühe übereinander und nahm noch einen größeren Schluck von seinem Bier. Die Bewegung ließ seine Brust abund seinen Bauch anschwellen, sodass die Knöpfe seiner Jacke stark beansprucht wurden. Er knöpfte sie auf und lehnte sich zurück. An seinem Gürtel war ein elektronischer Pieper befestigt.
    Larry ist fast so breit, wie er groß ist, und watschelt; der Grund dafür scheint seine Fettleibigkeit zu sein. Aber in der Badehose sieht er so fest wie ein gefrorenes Stück Rindfleisch aus - eine seltsame Mischung aus überversorgten Muskeln und Fettpolstern, der einzige Bursche unter einem Meter achtzig, der als Verteidiger in der Footballmannschaft der Universität von Arizona gespielt hat. Im College habe ich ihn mal auf der Bank in der Turnhalle liegend eine Hantel von vierhundert Pfund stemmen sehen, ohne schwer zu atmen, worauf er schließlich noch ein paar einhändige Stemmübungen folgen ließ.
    Er fuhr sich mit den Stummelfingern durchs Stahlwollehaar, wischte sich den Schnurrbart ab und sah zu, wie Kruse sich charmant durch die Menge bewegte. Der neue Dekan kam näher an unseren Tisch - nah genug, dass wir die Bewegungen zu seiner Konversation genau beobachten konnten, aber zu weit entfernt, als dass wir hätten hören können, was gesprochen wurde. Es war, als ob man einer Pantomime zusah. Einer Aufführung mit dem Titel Partyspiele .
    »Dein Mentor ist gut in Form«, sagte ich.
    Larry schluckte mehr Bier und streckte die Hände von sich. »Ich habe dir erklärt, dass ich völlig pleite war, Alex. Hätte für den Teufel persönlich gearbeitet - als Doktor Faustus zum Schleuderpreis.«
    »Brauchst mir nichts zu erklären, Doktor.«
    »Warum nicht? Es wurmt mich immer noch, dass ich bei dem Quatsch mitgemacht habe.« Mehr Bier. »Ein ganzes Semester damit versaut. Kruse und ich hatten eigentlich gar nichts miteinander zu schaffen - ich bezweifle, dass wir in der ganzen Zeit zehn Sätze miteinander geredet haben. Ich mochte ihn nicht, weil ich ihn für einen seichten, oberflächlichen Kerl und für einen Scharlatan hielt. Und er hatte was gegen mich, weil ich ein Mann war - der einzige unter lauter Assistentinnen.«
    »Warum hat er dich dann beschäftigt?«
    »Weil seine Forschungsobjekte Männer waren und man nicht damit rechnen konnte, dass sie sich entspannt Pornofilme ansehen würden, wenn ein Haufen Frauen herumhingen und sich Notizen machten. Sie hätten dann wohl auch kaum die Art Fragen beantwortet, die er ihnen stellte - wie oft sie masturbierten und was sie sich dabei vorstellten. Ob sie es in öffentlichen Toiletten taten. Wie oft und wen sie vögelten und wie lange sie brauchten, bis sie zum Orgasmus kamen. Was ihre tiefsitzende primäre Haltung gegenüber Leber aus der Konserve war.«
    »Die Grenzen der menschlichen Sexualität«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Das Traurige ist ja, dass es von Wert hätte sein können. Guck dir all die klinischen Daten an, die Masters und Johnson vorgelegt haben. Aber Kruse war es nicht ernst mit dem Sammeln von Daten. Es hat nur so getan, als ob.«
    »Was sagten denn die Leute dazu, die das Geld gaben?«
    »Das waren Privatleute - reiche Pornofreaks. Er versprach ihnen, ihrem Hobby die akademischen Weihen zu verschaffen.«
    Ich drehte mich um und sah zu Kruse hinüber. Die Blondine im schwarzen Kleid schwankte auf ihren hohen Absätzen.
    »Wer ist die Frau bei ihm?«
    »Mrs. K. Erinnerst du dich nicht? Suzanne?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Suzy Beinebreit? Das Gespräch des Fachbereichs?«
    »Ich muss es verschlafen haben.«
    »Du musst im Koma gelegen haben. Sie war eine Berühmtheit auf dem Campus. Frühere Pornoschauspielerin, bekam ihren Spitznamen wegen ihrer … Gelenkigkeit. Kruse lernte sie im Laufe seiner ›Forschungen‹ bei irgendeiner Hollywoodparty kennen. Sie kann damals nicht älter als achtzehn oder neunzehn gewesen sein. Er verließ ihretwegen seine zweite - oder war’s seine dritte Frau, wer weiß? Er sorgte dafür, dass sie sich in der Uni einschrieb, Hauptfach Englisch. Ich glaube, sie hat es drei Wochen lang durchgehalten. Klingelt’s bei dir immer noch nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wann war das?«
    »Neunzehnhundertvierundsiebzig.«
    »Zu der Zeit war ich gerade in San Francisco - am Langley Porter.«
    »Ach ja,

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