Sharon: die Frau, die zweimal starb
Handwerkers eingetauscht hatte.
Robin war von einem Musikunternehmen in Tokio aufgefordert worden, mehrere ihrer handgefertigten Gitarren für die Massenproduktion zu adaptieren. Sie sollte nur die Details aufzeichnen, und ein Heer von Robotern würde dann den Rest erledigen.
Sie flogen sie erster Klasse nach Tokio, setzten sie in eine Suite im Okura-Hotel, bewirteten sie mit Suschi und Sake und schickten sie dann mit kostbaren Geschenken, auf Reispapier gedruckten Verträgen und Versprechungen auf eine lukrative Partnerschaft wieder nach Hause.
Trotz dieser Bemühungen lehnte sie schließlich ab, warum, erklärte sie mir nie, obwohl ich annehme, dass es etwas mit ihrer Herkunft zu tun hatte. Sie war als einziges Kind eines gnadenlos perfektionistischen Kunsttischlers aufgewachsen, der die Handarbeit vergötterte, und eines ehemaligen Showgirls, das in der Rolle der Betty Crocker verbitterte und gar nichts vergötterte. Als Tochter ihres Vaters gebrauchte sie ihre Hände, um dem Leben einen Sinn zu geben. Ertrug das College, bis ihr Vater starb, und ehrte ihn dann dadurch, dass sie das Studium abbrach und Möbel zu tischlern anfing. Schließlich fand sie als Instrumentenbauerin ihr perfektes Fachgebiet, formte und schnitzte Gitarren und Mandolinen und schmückte sie mit Einlegearbeiten.
Wir waren zwei Jahre lang ein Liebespaar, bevor sie sich einverstanden erklärte, mit mir zusammenzuleben. Aber auch dann hielt sie noch an ihrem Atelier im Künstlerviertel Venice fest. Nach ihrer Rückkehr aus Japan fing sie an, sich mir mehr und mehr zu entziehen. Wenn ich sie darüber ausfragte, sagte sie, sie müsse allerhand aufholen.
Ich akzeptierte es. Wir waren nie sehr lange zusammen gewesen. In unserem Eigensinn und unserer Halsstarrigkeit ähnelten wir einander, und wir hatten beide schwer um unsere Unabhängigkeit gekämpft. Die Kreise, in denen wir uns bewegten, waren grundverschieden, wir trafen uns nur gelegentlich - manchmal rein zufällig - in leidenschaftlichen Zusammenstößen.
Aber die Zusammenstöße wurden immer seltener. Sie fing an, die Nächte im Atelier zuzubringen, behauptete, sie sei müde, lehnte meine Angebote ab, sie abzuholen und später wieder zurückzufahren. Ich hatte genug zu tun, sodass ich keine Zeit zum Nachdenken fand.
Nach einer Überdosis an menschlichem Elend hatte ich mich mit dreiunddreißig aus der Kinderpsychiatrie zurückgezogen und lebte bequem von meinen Investitionen in südkalifornische Grundstücke. Allmählich begann mir die klinische Arbeit zu fehlen, aber ich wollte mich nicht wieder in langfristige Psychotherapie verwickeln. Ich beschränkte mich also auf Gutachten, mit denen mich Anwälte und Richter gelegentlich beauftragten - Beurteilungen in Sorgerechtsfragen, Traumafälle bei Kindern, vor kurzem ein Kriminalfall, der mich etwas über die Genesis des Wahnsinns gelehrt hatte.
Arbeiten, die kurzfristig zu erledigen und dann abgeschlossen waren. Die chirurgische Seite der Psychologie. Aber genug, dass ich mich als Heiler fühlte.
Nach Ostern kam es mal wieder zu einer Flaute, ich hatte viel Zeit, über mich nachzudenken - ganz allein für mich. Mir wurde klar, wie weit wir uns auseinandergelebt hatten, Robin und ich. Ich fragte mich, ob mir irgendetwas fehlte. Ich hoffte auf eine Spontanheilung und wartete darauf, dass sie mal wieder vorbeikäme. Als sie es nicht tat, lauerte ich ihr auf - passte sie ab.
Sie zuckte die Achseln über meine Sorgen und Fragen, erinnerte sich plötzlich, dass sie etwas in ihrem Atelier vergessen hatte, und war weg. Anrufe dort lösten nur den Anrufbeantworter aus - sonst nichts. Wenn ich sie besuchte, wurde ich jedes Mal furchtbar enttäuscht. Gewöhnlich war sie von traurig blickenden Musikern umgeben, die ziemlich kaputte Instrumente im Arm hielten und undefinierbare Bluesgesänge von sich gaben. Erwischte ich sie mal allein, bediente sie sich des Kreischens von Sägen und Drehbänken, des Zischens von Spritzpistolen, um eine Unterhaltung zu verhindern.
Zähneknirschend trat ich den Rückzug an und redete mir ein, ich dürfe nur nicht die Geduld verlieren. Passte mich der Situation an, indem ich mir eine Menge Arbeit auflud. Ich verfasste Gutachten, schrieb Berichte und stand als Sachverständiger vor Gericht wie ein Wahnsinniger. Aß mit Anwälten zu Mittag, verbrachte meine Zeit in Verkehrsstaus. Machte eine Menge Geld und hatte niemanden, für den ich es ausgeben konnte.
Als der Sommer kam, waren Robin und ich einander noch
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