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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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heißt, wenn das denn das Dorf hier ist. Das ist wirklich schwer zu sagen. Aber in jedem Fall bin ich sicher, dass wir den kleinen Fluss nicht hätten überqueren dürfen, Sir.«
    Sharpe nahm an, dass der Lieutenant recht hatte, aber er wollte das nicht zugeben. Sie hatten den kleinen Fluss vor zwei Stunden überquert, und Gott allein wusste, wo sie jetzt waren. Sharpe wusste noch nicht einmal, ob sie sich noch in Portugal oder schon in Spanien befanden, und die Landschaft und das Wetter sahen auch noch mehr nach Schottland als nach der iberischen Halbinsel aus. Eigentlich sollte Sharpe nach Vilar Formoso marschieren, wo seine Kompanie, die Leichte Kompanie des South Essex Regiments, dem Bürgermeister als Leibgarde dienen sollte, eine Aussicht, die Sharpe nicht gerade fröhlich stimmte. Garnisonsdienst war nur wenig besser, als Militärpolizei zu spielen, und Militärpolizisten waren die niedrigste Lebensform in der Armee. Doch dem South Essex Regiment mangelte es an Männern, also hatte man es von der Front abgezogen und ihm administrative Aufgaben zugeteilt. Der größte Teil des Regiments eskortierte mit Nachschub beladene Ochsenkarren, die man mit Barken den Tajo hinauf aus Lissabon gebracht hatte, oder es bewachte französische Gefangene auf dem Weg zu den Schiffen, die sie nach England bringen sollten. Doch die Leichte Kompanie hatte sich verirrt, und das nur, weil Sharpe geglaubt hatte, Kanonendonner in der Ferne zu hören. Er war sofort in Richtung des Geräuschs marschiert, aber nur um festzustellen, dass er sich geirrt hatte. Der Gefechtslärm – wenn es denn wirklich Gefechtslärm und nicht einfach nur Donner gewesen war – war verhallt, und jetzt wusste Sharpe nicht mehr, wo er war.
    »Sind Sie sicher, dass das hier das zerstörte Dorf ist?«, fragte er Price und deutete auf den Punkt auf der Karte, den sein Lieutenant ihm gezeigt hatte.
    »Beschwören würde ich das nicht, Sir. Wie gesagt, ich kann keine Karten lesen. Es könnte jede der Kritzeleien hier sein – oder gar keine.«
    »Warum, zum Teufel, zeigen Sie mir das dann?«
    »In der Hoffnung, Sie zu inspirieren, Sir«, antwortete Price in beleidigtem Ton. »Ich habe nur versucht zu helfen, Sir. Ich wollte Ihnen Hoffnung machen.« Er schaute wieder auf die Karte. »Vielleicht ist die Karte ja einfach nicht gut«, sagte er.
    »Wir könnten sie immer noch als Zunder nehmen«, wiederholte Harper seinen Vorschlag.
    »Eines ist jedenfalls sicher«, sagte Sharpe, als er Price die Karte wieder abnahm, »wir haben die Wasserscheide noch nicht überquert, und das wiederum heißt, dass diese Bäche und Flüsse nach Westen fließen müssen.« Er hielt kurz inne. »Es sei denn natürlich, die ganze verdammte Welt steht auf dem Kopf, was vermutlich auch stimmt, aber solange auch nur die kleinste Chance besteht, dass dem verdammt noch mal nicht so ist, werden wir den Wasserläufen folgen. Hier …« Er warf Harper die Karte zu. »Zunder.«
    »Das hat mein Großvater auch getan«, sagte Harper und steckte die zerknüllte Karte in seine ausgeblichene und ausgefranste grüne Jacke. »Er ist dem Wasser gefolgt …«
    »Halt den Mund«, befahl Sharpe ihm wieder, doch er klang nicht mehr wütend. Stattdessen senkte er die Stimme, und gleichzeitig bedeutete er seinen Kameraden mit der linken Hand, sich hinzuhocken. »Da ist ein verdammter Froschfresser«, sagte er, »oder etwas Ähnliches. Ich habe so eine Uniform noch nie gesehen.«
    »Verdammt«, sagte Price und duckte sich auf dem Pfad.
    Denn knapp zweihundert Yards entfernt war ein Reiter aufgetaucht. Der Mann hatte die britischen Infanteristen noch nicht gesehen, und er schien auch nicht nach Feinden Ausschau zu halten. Im Schritt ritt er aus einem Seitental. Dann zügelte er sein Pferd, schwang sich müde aus dem Sattel, schlang die Zügel um seinen Arm, öffnete seine Hose und pisste neben den Weg. Von seiner Pfeife stieg Rauch in die feuchte Luft auf.
    Harpers Gewehr klickte, als er den Hahn spannte. Sharpes Männer, sogar die, die bis jetzt geschlafen hatten, waren nun allesamt hellwach und lagen regungslos im Gras. Selbst wenn sich der Reiter umdrehte, würde er sie nicht entdecken. Sharpes Einheit bestand aus erfahrenen Plänklern. Seit zwei Jahren kämpften sie nun schon in Portugal und Spanien und nahmen es mit jedem auf.
    »Erkennen Sie die Uniform?«, flüsterte Sharpe zu Price.
    »Die habe ich noch nie gesehen, Sir.«
    »Pat?«, wandte Sharpe sich an Harper.
    »Der sieht wie ein verdammter Russe

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