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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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aus«, antwortete Harper. Er hatte zwar noch nie einen russischen Soldaten gesehen, aber aus irgendeinem Grund hatte er sich diese Kreaturen immer grau vorgestellt, und der geheimnisvolle Reiter war ganz in Grau gekleidet. Er trug eine kurze Dragonerjacke, eine graue Hose und hatte einen grauen Rosshaarschweif auf dem stahlgrauen Helm. Oder vielleicht, dachte Sharpe, war das auch nur ein grauer Stoffüberzug, damit das Metall des Helms nicht in der Sonne funkelte.
    »Ein Spanier?«, überlegte Sharpe laut.
    »Die Dons mögen es bunt, Sir«, sagte Harper. »Die sterben nicht gern in tristem Stoff.«
    »Vielleicht ist das ja ein Guerillero«, schlug Sharpe vor.
    »Er trägt eine Froschhose«, sagte Price, »und Froschwaffen.« Der pissende Reiter war in der Tat bewaffnet wie ein französischer Dragoner. Er trug einen geraden Säbel und hatte einen kurzen Karabiner im Sattelholster sowie Pistolen im Gürtel. Und er trug die Saroual genannte weite Hose, die bei den französischen Dragonern so beliebt war, doch Sharpe hatte noch nie einen französischen Dragoner in grauer Jacke gesehen. Die trugen immer Grün, allerdings nicht das dunkle Grün der britischen Riflemen, sondern ein helleres, leuchtendes.
    »Vielleicht ist den Bastarden ja die grüne Farbe ausgegangen«, sagte Harper. Dann verstummte er, als der Reiter seine weite Hose zuknöpfte und sich wieder in den Sattel schwang. Der Mann ließ seinen Blick über das Tal schweifen, doch er sah offenbar nichts, was ihm Sorgen bereiten würde. Also wendete er sein Pferd und ritt wieder in das kleine Tal zurück. »Das war ein Kundschafter«, sagte Harper leise. »Er sollte nachsehen, ob jemand hier ist.«
    »Dann hat er verdammt schlechte Arbeit gemacht«, bemerkte Sharpe.
    »Wie auch immer«, sagte Price, »es ist gut, dass wir in die andere Richtung gehen.«
    »Nein, das tun wir nicht, Harry«, widersprach Sharpe ihm. »Wir werden nachsehen, was das für Bastarde sind und was sie vorhaben.« Er deutete den Hang hinauf. »Sie zuerst, Harry. Nehmen Sie Ihre Männer, marschieren Sie halb rauf und warten Sie dann.«
    Lieutenant Price führte die Rotröcke von Sharpes Kompanie den steilen Hang hinauf. Die eine Hälfte der Kompanie trug die roten Jacken der britischen Linieninfanterie und die andere wie Sharpe auch die grünen Jacken der Rifle-Regimenter. Es war einer dieser typischen Zufälle des Krieges gewesen, der Sharpe mit seinen Riflemen zu einem Rotrock-Bataillon geführt hatte, und die Bürokratie hatte anschließend dafür gesorgt, dass sie auch dort geblieben waren, und jetzt konnte man die Riflemen von den Rotröcken kaum noch unterscheiden, so schäbig waren ihre Uniformen. Aus der Ferne betrachtet wirkten ihre Uniformen weder rot noch grün, sondern einfach nur braun, vor allem aufgrund des billigen portugiesischen Tuchs, mit dem sie ihre Sachen flicken mussten.
    »Glauben Sie, dass wir die Front überquert haben?«, fragte Harper Sharpe.
    »Keine Ahnung«, knurrte Sharpe gereizt. Er ärgerte sich noch immer über sich selbst. »Nicht dass jemand wüsste, wo genau die Front verläuft«, sagte er zu seiner Verteidigung, und teilweise hatte er auch recht damit. Die Franzosen zogen sich aus Portugal zurück. Den ganzen Winter des Jahres 1810 über hatte der Feind die Front bei Torres Vedras gehalten, einen halben Tagesmarsch von Lissabon entfernt, und lieber gehungert und gefroren, als sich zu seinen Nachschubdepots in Spanien zurückzuziehen. Denn Maréchal Masséna hatte gewusst, dass er mit einem Rückzug Portugal den Briten überlassen hätte, wohingegen ein Angriff auf die befestigten Stellungen bei Torres Vedras Selbstmord gewesen wäre, und so war er einfach geblieben, wo er war. Die Franzosen waren weder vorgerückt noch hatten sie sich zurückgezogen. Sie hatten schlicht den Winter durch gehungert und die riesigen Erdwälle angestarrt, die die Briten und Portugiesen an den Hängen der schmalen Halbinsel nördlich von Lissabon aufgeschüttet hatten. Die Täler zwischen den Hügeln waren mit massiven Dämmen oder Stachelbarrikaden versperrt worden, während die Hügelkuppen und langen Hänge von Gräben durchzogen waren, darüber Schießscharten, aus denen Geschütze ragten. Und diese Befestigungen sowie der Winter, der Hunger und die erbarmungslosen Angriffe der Guerilleros hatten den Angriff der Franzosen auf Lissabon schlussendlich zurückgeschlagen, und im März hatten sie dann mit dem Rückzug begonnen. Jetzt war April, und der Rückzug war in den

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