Sharras Exil - 17
Bruder kam und nahm sie mit.«
»Sie kann überall sein«, sagte ich, »überall im Imperium.«
Mein Vater seufzte und stützte den Kopf auf die dünne, verkrümmte Hand. »Sie hätte dir das nicht antun sollen.«
»Ich mache ihr keinen Vorwurf daraus. Kein Mann dürfte eine Frau in diese Situation bringen …«Ich biss die Zähne zusammen, um der Flut von Schuldgefühlen Herr zu werden. Wenn ich im Stande gewesen wäre, meine Gedanken abzuschirmen. Wenn ich mich selbst hätte überwachen lassen, um mich zu vergewissern, ob das Keimplasma auch nicht beschädigt war … Ich hätte es mir denken können, ich hätte es mir denken müssen, weil doch meine Hand nicht als Hand nachgewachsen war, sondern als etwas Grauenhaftes - der Schmerz in meinem Arm war jetzt alptraumhaft, fern, schrecklich, willkommen, denn er verwischte den Schmerz, Dio verloren zu haben. Aber zum Vorwurf machte ich es ihr nicht. Sie hatte bereits so viel für mich getragen, und dann dies … nein. Wenn ich Dio gewesen wäre, hätte ich es keine zehn Tage ausgehalten, und ich hatte ihre Anwesenheit, ihren Trost ein und ein halbes Jahr lang gehabt …
»Wir könnten sie finden«, meinte mein Vater. »Es gibt Detektive, Leute, deren Spezialität es ist, Vermisste aufzuspüren, und für Bürger von Darkover ist es nicht ganz leicht, mit der durchschnittlichen Einwohnerschaft des Imperiums zu verschmelzen …«
Aber es klang unentschlossen, und ich schüttelte den Kopf.
»Nein. Es steht ihr frei, zu kommen und zu gehen. Sie ist nicht meine Gefangene oder meine Sklavin.« Wenn die Tragödie unsere Liebe zerbrochen hatte, war Dio dafür zu tadeln? Ich war ihr trotzdem immer noch dankbar. Vor zwei Jahren hätte mich ein Erlebnis wie dies vernichtet, mich in einen Abgrund von Qual und Verzweiflung und Selbstmitleid geworfen. Jetzt empfand ich unermessliches Leid, aber was Dio mir geschenkt hatte, konnte durch ihre Abwesenheit nicht zerstört werden. Ich war nicht geheilt - ich mochte nie mehr Heilung finden -, aber ich lebte wieder, und ich konnte mit dem, was geschehen war und noch geschehen würde, leben. Was sie mir gegeben hatte, war für immer ein Teil von mir geworden.
»Es steht ihr frei zu gehen. Vielleicht lernt sie eines Tages, damit zu leben, und kehrt zu mir zurück. Dann werde ich sie mit offenen Armen aufnehmen. Aber sie ist nicht meine Gefangene, und sie soll nur wiederkommen, wenn es ihr eigener Wunsch ist.«
Mein Vater sah mich lange an. Vielleicht rechnete er damit, ich würde von neuem zusammenbrechen. Doch schließlich glaubte er mir. Es war mir ernst mit dem, was ich gesagt hatte, und er begann von etwas anderem zu sprechen.
»Jetzt besteht kein Grund mehr, warum du nicht mit mir nach Darkover reisen solltest, um Verfügungen über das zu treffen, was von dem Alton-Erbe noch übrig ist …«
Ich dachte an Armida, eingebettet in die Kilghardberge. Ich hatte mich dort gesehen mit meinem Sohn auf der Schulter, wie ich ihm die Pferde zeigte, ihn lehrte, was mich einst gelehrt worden war, wie er aufwuchs, seine erste Feuerwache an meiner Seite hielt … nein. Das war eine wahnsinnige Hoffnung gewesen. Marius war gesund; seine Söhne würden die AltonLinie fortführen, wenn es überhaupt dazu kam. Mich kümmerte es nicht mehr; mit mir hatte das nichts mehr zu tun. Ich war verpflanzt, von meinen Wurzeln abgeschnitten, ins Exil geschickt worden … und das schmerzte nicht so sehr wie ein Versuch zurückzukehren. Ich sagte: »Nein«, und mein Vater machte keine Anstalten, mich zu überreden. Er muss sich gesagt haben, dass ich am Ende meiner Kraft war, dass ich genug ertragen hatte, dass ich nicht mehr kämpfen konnte.
»Du willst jetzt noch nicht in die Wohnung zurückkehren, die du mit Dio geteilt hast«, sagte er, und ich fragte mich, woher er das wisse. Die Wohnung war zu voll von Erinnerungen. Dio, in meine Arme geschmiegt, betrachtete mit mir die unter uns flimmernden Lichter der Stadt. Eine kichernde Dio im Nachtgewand mit offenem Haar in unserer Häuslichkeit, die für uns beide ein neues und lustiges Spiel war. Dio …
»Bleib ein paar Tage hier«, schlug er vor.
Wenn sie zurückkommt, wenn sie mich braucht …
»Sie weiß, wo sie dich finden kann«, stellte er fest. Und als er das sagte, erkannte ich, dass sie nicht zurückkommen würde.
»Bleib ein paar Tage bei mir. Dann nehme ich das Schiff nach Darkover … und du kannst wieder in deine eigene Wohnung ziehen oder allein in meiner bleiben. Ich will mich dir nicht …« - er sah mich
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