Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
dankbar, dass er diese letzte Waffe, seine Schwäche, nicht dazu benutzte, mich umzustimmen. Ich fühlte mich schuldig, weil ich es ihm nicht ungefragt anbot. Aber ich konnte es nicht tun, ich konnte nicht …
Er schloss die Augen. »Ich möchte gern schlafen.« Ich ging hinaus und ließ ihn allein.
Ich lief in der Wohnung auf und ab und rang mit mir, ob ich mich in die Welt vielfältigen Vergnügens unter mir stürzen sollte oder nicht. Wenn ich mich sinnlos betrank, würden die Schrecken, die an meinem Geist zerrten, die Schuldgefühle vielleicht verschwinden oder mir gleichgültig werden. Mein Vater brauchte mich; er hatte sich verausgabt für mich, als ich krank und hilflos war, und jetzt wollte, konnte ich mich nicht zwingen, mich für ihn ebenso einzusetzen, wie er es für mich getan hatte. Aber ich würde ihn nicht allein lassen. Es war mir unmöglich, seinen Wunsch zu erfüllen, aber ich würde tun, was ich konnte.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ich seine Stimme hörte, diesen entsetzlichen Schmerzensschrei, der die Zimmer erfüllte und in meinem Gehirn widerhallte. Ich weiß jetzt, dass er gar nicht geschrien hat, es ging so schnell, dass er keinen Laut mehr hervorbrachte, aber mein Geist empfing seine Qual. Noch als ich, stolpernd vor Eile, in sein Zimmer rannte, donnerte seine Stimme durch meine Gedanken, wie sie es bei jenem ersten Rapport getan hatte. Elf Jahre war ich alt gewesen, und er hatte mein Laran mit Gewalt erweckt. Und wieder konnte ich den schrecklichen Schmerz und den zwingenden Befehl nicht ausschließen.
LEW! DU MUSST GEHEN, ICH KANN NICHT - DU MUSST NACH DARKOVER ZURÜCKKEHREN, FÜR DIE RECHTE DEINES BRUDERS KÄMPFEN UND FÜR DIE EHRE DER ALTONS UND DER DOMÄNE - DU MUSST ZURÜCKKEHREN UND DICH VON SHARRA BEFREIEN. LEW, ICH BEFEHLE ES DIR. ES IST MEIN LETZTER WUNSCH VOR MEINEM TOD …
Und dann eine Flut von Liebe und Zärtlichkeit und ein Augenblick reiner Freude.
»Elaine!«, rief er in meinem Geist aus. Yllana. Geliebte.
Ich stürzte in sein Zimmer, und er war schon tot. Aber auf seinem Gesicht lag ein glückliches Lächeln.

II
Das Feuerbild
    Darkover
    Das Ende des Exils l
    E
    s war jemand an der Tür. Regis Hastur kämpfte sich aus verworrenen Träumen hoch und fand sich in seinen eigenen Räumen in der Comyn-Burg wieder. Sein Leibdiener
stritt sich in hartnäckigem Flüstern mit jemandem herum, der
nicht von der Tür weichen wollte. Regis warf sich einen
pelzbesetzten Schlafmantel um die Schultern und ging selbst
nachsehen.
»Vai Dom, dieser … dieser Mensch besteht darauf, Euch zu
sprechen, und das zu dieser gottverlassenen Stunde …« »Nun, jetzt bin ich sowieso wach«, antwortete Regis
blinzelnd. Im ersten Augenblick erkannte er den kräftigen,
dunkeläugigen Jüngling nicht, der dort stand, und das schiefe
Lächeln des Jungen zeigte, dass er sich dessen bewusst war. »Wir sind uns noch nicht oft begegnet, und ich glaube
nicht, dass wir uns jemals offiziell vorgestellt worden sind«,
sagte er. »Jedenfalls nicht seit der Zeit, als ich acht oder neun
war. Mein Name ist Marius, und über den Rest will ich nicht
streiten, wo ich doch gekommen bin, um Euch um einen
Gefallen zu bitten.«
Natürlich, das war Kennards jüngerer Sohn! Regis hatte ihn
vor etwa drei Jahren kurz irgendwo in Thendara gesehen -
vielleicht in der Gesellschaft von Lerrys Ridenow? Er sagte:
»Natürlich erinnere ich mich an dich, Verwandter.« Und als er
das Wort Verwandter ausgesprochen und Marius damit als
Gleichgestellten begrüßt hatte, fiel ihm verspätet ein, wie
ärgerlich sein Großvater darüber sein würde. Schließlich hatte der Rat sich beträchtliche Mühe gegeben, um die offizielle Anerkennung von Kennards jüngerem Sohn zu vermeiden. Trotzdem hatte man Regis selbst vom neunten bis zum zwölften Lebensjahr als Pflegesohn in Kennards Hände gegeben. Regis und Lew waren Bredin gewesen, geschworene Brüder. Wie konnte er jetzt Kennards Sohn und Lews Bruder, der nach allen Begriffen von Ehre und Anstand ebenfalls Regis’ Pflegebruder war, diese Anerkennung verweigern? Aber er hatte diese Pflicht vernachlässigt. Gerade eben starrte sein Leibdiener den Jungen an, als sei Marius ein Krabbeltier mit hundert Beinen, das er in seiner Breischüssel gefunden habe. Regis sagte: »Komm herein, Marius. Was kann ich für dich tun?«
»Es ist nicht für mich«, antwortete Marius, »sondern für meinen Freund. Ich wohne in diesem Sommer im Stadthaus meines Vaters in Thendara. Man hat mir

Weitere Kostenlose Bücher