Sharras Exil - 17
fummelte mit dem Handtuch herum, das er in den Händen hielt. »Aber die Hitze im Dampfraum war zu viel für ihn, und er hatte einen Kollaps. Ich habe nach einem Arzt geschickt«, setzte er, sich verteidigend, hinzu. »Man wollte ihn ins terranische Krankenhaus bringen, aber er weigerte sich. Er sagte, er brauche nicht mehr als ein paar Minuten Ruhe, und Sie sollten kommen und ihn nach Hause bringen.«
Ein Kammerdiener hatte ihm beim Ankleiden geholfen. Mein Vater nippte an einem Glas starken Brandys. Er sah sehr blass aus und dünner, als mir vorher aufgefallen war. Ich war von Schmerz und Gewissensbissen erfüllt. »Lass mich dich nach Hause bringen, Vater«, sagte ich und bestellte eins der kleinen Lufttaxis, das uns direkt auf der Dachplattform unseres eigenen Gebäudes absetzte.
Ich hatte nichts von seiner Not, von seinem Kollaps empfangen, ich hatte mir dumme Tanzvorführungen angeschaut!
»Ist schon gut, Lew«, sagte er sanft. »Du bist nicht mein Hüter.« Sein ganzes Verhalten beunruhigte mich. Zum Beispiel blieb er nicht auf, sondern war gern bereit, sich auf eine weiche Schwebecouch zu legen. Nur ins Bett wollte er nicht.
»Vater, du wirst jetzt doch nicht nach Darkover reisen? Das ist viel zu anstrengend für dich! Und das Klima von Thendara …«
»Ich bin dort geboren«, antwortete er entschlossen. »Ich vertrage es. Und ich habe keine andere Wahl, es sei denn, du willst gehen und mir die Mühe abnehmen.«
Zorn und Mitleid kämpften in mir. »Das ist nicht fair! Du kannst es nicht verlangen!«
»Ich verlange es«, sagte er. »Du bist jetzt stark genug, es zu tun. Ich habe es nicht von dir verlangt, solange du noch nicht dazu im Stande warst. Aber jetzt gibt es keinen Grund mehr, dass du …«
Ich dachte darüber nach. Oder versuchte, darüber nachzudenken. Doch alles in mir wehrte sich dagegen. Ich sollte zurückkehren, sollte auf meinen eigenen beiden Füßen in das Höllenloch marschieren, wo ich Tod und Verstümmelung, Rebellion, Liebe und Verrat gesehen hatte …
Nein. Nein. Avarra sei mir gnädig, nein …
Er seufzte schwer. »Irgendwann wirst du es tun müssen, Lew. Und ich möchte dem Rat nicht allein gegenüberstehen. Ich kann dort nur auf einen einzigen Verbündeten zählen …«
»Dyan«, fiel ich ein, »und er wird mehr für dich tun, wenn ich nicht dabei bin. Er hasst mich aus vollem Herzen, Vater.«
Mein Vater schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du irrst dich. Er hat versprochen …« Wieder seufzte er. »Mag dem sein, wie es wolle, eines Tages musst du zurückgehen …«
So kannst du nicht leben, Lew. Auf Darkover gibt es Experten der Matrix-Technik, die einen Weg finden mögen, dich von Sharra zu befreien …
»Das haben sie bereits versucht«, stellte ich fest. »Du hast mir erzählt, dass sie es versuchten, bevor du mich nach Terra brachtest, und sie hatten keinen Erfolg. Das ist doch der Grund, warum wir die Matrix von Darkover wegbringen mussten, du konntest mich nicht von ihr trennen, ohne mich zu töten …«
»Damals warst du schwächer. Das ist Jahre her. Jetzt wirst du es überleben.«
Tausend Gegengründe, Schrecken, Ängste überwältigten mich. Hätte ich nicht diesen unglücklichen Versuch gemacht, Dio zu überwachen, hätten die Wehen vielleicht nicht zu früh begonnen …
Und das Monstrum hätte geatmet, gelebt …
Aber dann hätte Dio vielleicht Verständnis für mich gehabt. Hätte mich nicht - verabscheut. Wäre nicht entsetzt vor dem Monstrum zurückgeschaudert, das ich gezeugt hatte, vor dem Monstrum, zu dem ich geworden war …
Wenn ich mich von Sharra freigemacht hätte, wäre die zelltiefe Schädigung dann wieder geheilt? … Wenn ich den Mut gehabt hätte, mich einer Trennung von Sharra zu unterziehen, hätte der Schrecken dann nicht zugeschlagen und unser Kind berührt? … Zumindest hätte ich mich überwachen lassen können, und dann hätte ich es vermieden, ein Kind zu zeugen … Ich hätte es Dio sagen können, und all das Leid wäre ihr erspart geblieben …
»Es hätte doch keinen Unterschied bedeutet. Der Schaden war geschehen, bevor ich Dio kennen lernte.« Ich wusste, mein Vater sah das Bild in meinem Geist ebenfalls, das grausige Ding, das mir anstelle einer Hand gewachsen war … Aber wir würden es niemals mit Sicherheit wissen.
»Eines Tages. Eines Tages. Vielleicht.«
Er wollte sprechen, schloss den Mund wieder, und obwohl ich die unausgesprochenen Worte deutlich in seinen Gedanken las - Ich brauche dich, Lew, ich kann nicht allein gehen -, war ich
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