Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
mich, danke. Und ich bin ziemlich in Eile. Können wir es nicht verschieben?«
»Mir auch recht«, sagte Dyan. »Aber ich werde ein Stück mit dir gehen, wenn es dir recht ist.« Zu spät wurde mir klar, dass es eine freundliche Geste hatte sein sollen. Ich zuckte die Schultern. »Dann lass uns doch in die Wirtschaft gehen. Diesen Teil der Stadt kenne ich nicht besonders gut.«
Die Wirtschaft war recht sauber und nicht zu dunkel, obwohl es mir über das Rückgrat kribbelte, als ich den unbeleuchteten Raum betrat, Dyan hinter mir. Offenbar kannte er das Lokal, denn der Kellner brachte ihm einen Drink, ohne zu fragen. Er goss auch mir ein; ich streckte die Hand aus, um ihm Einhalt zu tun.
»Nur ein bisschen, danke.« Es war eher ein Ritual als irgendetwas anderes; wir tranken zusammen, und es schoss mir durch den Kopf: Wenn das mein Vater wüsste, würde er sich freuen, mich im besten Einvernehmen mit seinem ältesten Freund trinken zu sehen. Nun, so viel Ehre konnte ich seinem Andenken schon antun. Dyan fing meinen Blick, und ich erkannte, dass er den Gedanken mit mir teilte. Wir tranken schweigend auf meines Vaters Frieden.
»Wir werden ihn im Rat vermissen«, sagte Dyan. »Er kannte die Art der Terraner und ließ sich nicht von ihnen verführen. Ich frage mich …«Er betrachtete ziemlich auffällig die Narben in meinem Gesicht, den umgeschlagenen Ärmel. Aber daran war ich gewöhnt. Ich erklärte: »Die Lebensweise der Terraner genauer gesagt, des Imperiums - zieht mich nicht besonders an. Terra selbst …«Ich zuckte die Schultern. »Es ist sicher eine schöne Welt, wenn man es erträgt, unter einer gelben Sonne zu leben und alle Farben verkehrt zu sehen. Es verleiht einem einen gewissen Status, von Terra zu stammen oder dort zu leben, aber mir gefiel es dort nicht. Und das Imperium …«
»Du hast lange Zeit auf Vainwal gelebt«, fiel er ein, »und du bist nicht dekadent wie Lerrys, der nach Vergnügungen und … exotischer Unterhaltung jagt.«
Es war eine halbe Frage. Ich antwortete: »Ich kann ohne den Luxus des Imperiums leben. Vater fand, das Klima sei gut für seine Gesundheit. Ich …« Ich verstummte. Warum war ich eigentlich dort geblieben? In meiner Trägheit und tödlichen Mattigkeit war mir der eine Ort nicht schlimmer vorgekommen als der andere, bis ich Dio traf. Und dann war der eine Ort ebenso gut wie der andere gewesen, vorausgesetzt, sie war bei mir. Wenn Dio mich darum gebeten hätte, wäre ich dann nach Darkover zurückgekehrt? Wahrscheinlich, falls die Frage aufs Tapet gekommen wäre, bevor es ihr unmöglich wurde, zu reisen. Warum waren wir nicht abgereist, bevor sie schwanger wurde? Hier hätte sie wenigstens überwacht werden können, wir hätten eine Vorwarnung der Tragödie bekommen - ich rief mich zur Ordnung. Geschehen war geschehen, unwissentlich hatten wir das Beste getan, was wir konnten, und ich hatte nicht die Absicht, zu allem Übrigen auch noch diese Bürde an Schuld zu schleppen.
»Ich blieb bei Vater«, fuhr ich fort. »Er wollte, dass ich nach seinem Tod zurückkehrte; es war sein letzter Wunsch.« Ich sagte es vorsichtig, denn ich fürchtete, das Geschrei in meinem Kopf werde, einmal heraufbeschworen, von neuem beginnen, aber es war nur ein Flüstern.
»Du könntest Kennards Platz im Rat einnehmen«, sagte Dyan, »und die gleiche Macht in Händen halten wie er.«
In meinem Gesicht muss es gezuckt haben, denn er fragte fast zornig: »Bist du ein Dummkopf? Du wirst im Rat gebraucht, vorausgesetzt, dass du nicht die Partei der Ridenows nimmst und versuchst, uns alle ins Imperium hineinzulotsen!«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Politiker, Lord Dyan. Und - nichts für ungut - ich hätte gern ein bisschen Zeit, um mir ein eigenes Bild zu machen, bevor mir jede der interessierten Parteien erzählt, was ich zu denken habe!«
Ich hatte erwartet, bei meiner ablehnenden Haltung werde er aufbrausen, aber er grinste nur, dies grimmige, wölfische Grinsen, das auf seine eigene Art anziehend war. »Gut! Wenigstens bist du fähig zu denken. Und während du dir ein Bild machst, nimm einmal unserm Prinzen Maß. Es gibt genügend Präzedenzfälle - der Rat wusste, dass mein eigener Vater verrückt wie ein Kyorebni im Geisterwind war, und man sorgte dafür, dass ihm die Fangzähne gezogen wurden.«
Der Rat hatte Dyan zum Regenten seines Vaters bestimmt, und in einem seiner lichten Augenblicke hatte der alte Dom Kyril dem zugestimmt. Ich erkundigte mich: »Derik hat keine nahen

Weitere Kostenlose Bücher