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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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lang im Stehen geschlafen? Seine Haut kribbelte, und irgendetwas berührte ihn … Er empfand leichte Übelkeit. Ein Schatten war über die Schwelle gefallen, und Callina Aillard stand da.
    Er hatte sie nicht kommen gesehen. Herr des Lichts! Regis brach der Schweiß aus. Hatte er sich ihr fast eingeschlafen präsentiert, ein idiotisches Grinsen auf dem Gesicht, die Kleidung in Unordnung oder noch schlimmer? Er fühlte sich bloßgestellt und verzweifelt unbehaglich. Callina war Bewahrerin und unheimlich. Es gelang ihm, ein förmliches »Su serva, Domna …« hervorzubringen.
    Sie trug jetzt nicht das offizielle karminrote Gewand, das sie in der Kristallkammer angehabt hatte, die traditionelle Kleidung, die eine Bewahrerin als abgesondert, unberührbar, sakrosankt kennzeichnete. Stattdessen umfloss sie ein langes, flauschiges Kleid aus blauer Wolle, eng geschnitten und hochgeschlossen mit einem Gürtel aus viereckigen Stücken des kostbaren Metalls Kupfer, jedes in der Mitte mit einem großen blauen Halbedelstein besetzt. Ihr Haar, tief im Nacken aufgesteckt, wurde mit einer unbezahlbaren Spange aus Kupfer-Filigran zusammengehalten.
    »Komm hier herein, und dann können wir reden, wenn du möchtest. Still, störe die Relais nicht.« Ihre Stimme war so leise, dass sie die Luft zwischen ihnen kaum bewegte. Regis folgte ihr auf Zehenspitzen - ein normales Auftreten wäre wie ein Schrei gewesen. Sie durchquerten einen großen, stillen Raum. Er war leer bis auf die in glasigem Blau starrenden RelaisSchirme. Vor einem davon hatte sich ein junges Mädchen auf einem weichen Sitz zusammengerollt. Ihr Gesicht trug den eigentümlich abwesenden Ausdruck des Telepathen, dessen Geist mittels der Relais in Kommunikation mit anderen Türmen, anderen Telepathen steht. Regis kannte das Mädchen nicht, und Callina nahm von ihr natürlich gar keine Notiz; im Grunde befand sich ja nichts als der Körper des Mädchens im Zimmer.
    Callina öffnete eine geräuschlose Tür am anderen Ende des Raums, und sie traten in ein kleines, gemütliches Privatzimmer mit niedrigen Diwans und Sesseln. Ein hohes Fenster mit farbigem Glas warf Lichtprismen ins Innere. Aber draußen war es dunkel, und wenn es nicht Hochsommer gewesen wäre, hätte Regis mit Schnee gerechnet. Callina schloss die Tür lautlos hinter ihnen und winkte ihn zu einem Sessel. Sie ließ sich selbst in einem nieder, zog die Füße unter sich und strich den Saum ihres blauen Kleides glatt. Mit ihrer gedämpften Stimme sagte sie: »Nun, Regis, hat der alte Hastur dich gesandt, um mich zu fragen, ob ich die Heiratszeremonie mit Beltran über mich ergehen lassen wolle, nur um dem Rat eine Peinlichkeit zu ersparen?«
    Regis’ Gesicht brannte. Hatte sie seine Gedanken gelesen, als er wie ein Trottel im Stehen eingeschlafen war? Der Wahrheit entsprechend antwortete er: »Nein, das hat er nicht getan, obwohl er es gestern Abend beim Dinner mir gegenüber erwähnte. Ich glaube nicht, dass er so überheblich ist, es tatsächlich von Euch zu verlangen, Lady Callina.«
    Callina seufzte. »Derik ist ein verfluchter Narr. Und ich hatte keine Ahnung, dass mein törichter Bruder so etwas hinter meinem Rücken anzetteln und Derik dumm genug sein würde, auf ihn zu hören. Linnell liebt Derik; es würde ihr das Herz brechen, wenn man die beiden jetzt voneinander trennte. Wie kann sie für einen solchen Trottel etwas übrig haben!« Callina schüttelte verzweifelt den Kopf. »Merryl hat sich nie mit der Tatsache abgefunden, dass er als Aillard geboren ist und dem weiblichen Oberhaupt der Domäne untersteht. Und ich bezweifle, dass er sich je damit abfinden wird.«
    »Großvater hat tatsächlich angedeutet, die Zeremonie und nicht mehr als das - könnte der Form halber stattfinden«, gestand Regis.
    »Das wäre leichter für ihn, als wenn er Beltran mitteilen müsste, dass der Heiratsplan von einem machtgierigen jungen Mann und einem Prinzen stammt, der zu einfältig ist, um zu merken, wenn er manipuliert wird«, meinte Callina.
    »Vergesst nicht«, fiel Regis trocken ein, »einen Regenten, der zu träge oder zu vergesslich ist, um sein nicht allzu intelligentes Prinzlein mit starker Hand zu leiten.«
    »Glaubst du wirklich, dass es nur Trägheit oder Vergesslichkeit war?«, fragte Callina, und Regis antwortete: »Ich stelle mir nicht gern vor, dass mein Großvater gegen das Oberhaupt einer Domäne intrigiert haben könnte …«
    Dann fiel ihm ein Gespräch ein, das er vor drei Jahren mit Danilo geführt

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