Sharras Exil
Mögliche hätte geschehen können. Zwar wusste ich schon, dass sie einen Sohn trug, aber sie hätte eine Fehlgeburt haben, das Kind hätte tot oder deformiert sein können – die Lindirs haben Elhalyn-Blut. Er ist jedoch gesund und munter.«
»Dann gratuliere ich nochmals«, sagte Danilo.
»Glaub nicht, dass dies irgendetwas für dich ändern wird«, versicherte Dyan ihm. »Das Leben von Kindern ist … gefährdet. Sollte ihm ein Unglück zustoßen, bevor er erwachsen ist, bleibt sowieso alles beim Alten, und sollte ich sterben, bevor er zum Mann geworden ist, will ich doch hoffen, dass du bis dahin verheiratet bist und zum Regenten für ihn ernannt werden kannst. Und wenn er der Obhut seiner Mutter entwachsen ist, so bin ich nicht der richtige Mann, ein Kind aufzuziehen, und ich in meinem Alter habe auch gar keine Lust dazu. Ich würde es vorziehen, wenn du ihn als Pflegesohn annehmen würdest. Demnächst werde ich mich darum kümmern, eine passende Partie für dich zu finden – Linnell Lindir-Aillard ist mit Prinz Derik verlobt, aber es gibt andere Lindirs, und es gibt Diotima Ridenow, die jetzt fünfzehn oder sechzehn ist, und – nun, wir haben Zeit genug, darüber zu entscheiden. Ich vermute, du hast es nicht gar zu eilig, verheiratet zu werden«, schloss er ironisch.
»Das weißt du, Pflegevater.«
Dyan zuckte die Schultern. »Dann genügt jedes beliebige Mädchen, da ich dir die Mühe erspart habe, Ardais mit einem Erben zu versorgen. Wir können uns eine aussuchen, die liebenswürdig und damit zufrieden ist, deinen Haushalt zu führen«, meinte er. »Eine juristische Fiktion, wenn du so willst.« Er richtete die Augen auf Regis und setzte hinzu: »Und da wir gerade bei diesem Thema sind, möchte ich auch dir gratulieren. Dein Großvater erzählte mir von dem Di-Asturien-Mädchen, und dein Sohn – glaubst du, er wird in diesen zehn Tagen geboren werden? Steht eine Heirat ins Haus?«
Schreck und Zorn überfluteten Regis. Er hatte beabsichtigt, es Danilo im richtigen Augenblick zu erzählen. Steif antwortete er: »Ich habe nicht die Absicht, zu dieser Zeit zu heiraten, Verwandter. Ebenso wenig wie du.«
Dyans Augen glitzerten vor boshafter Belustigung. »Habe ich vielleicht etwas Falsches gesagt? Dann verlasse ich dich jetzt, Regis, damit du Frieden mit meinem Pflegesohn schließen kannst.« Er stand auf und verbeugte sich vor ihnen mit großer Höflichkeit. »Bitte, bestellt euch alles, was ihr möchtet, Wein oder Essen oder … Unterhaltung. Ihr seid heute Abend meine Gäste.« Noch einmal verbeugte er sich und ging. Er hängte sich seinen weiten, pelzgefütterten Mantel über den Arm, und das Kleidungsstück wallte hinter ihm drein wie ein lebendes Wesen.
Nach einer Minute sagte Danilo ganz benommen: »Mach dir nichts draus, Regis. Er beneidet uns um unsere Freundschaft, das ist alles, und deshalb schlägt er um sich. Und ich glaube, er kommt sich dumm vor, dass er in seinem Alter einen Bastard-Sohn gezeugt hat.«
»Ich schwöre, ich wollte es dir sagen«, antwortete Regis betrübt. »Ich wartete auf den richtigen Augenblick. Ich wollte es dir sagen, bevor du es irgendwo als Klatsch hörtest.«
»Aber, Regis, was hat es mit mir zu tun, wenn du Liebesaffären mit Frauen hast?«
»Du weißt die Antwort drauf«, erklärte Regis leise und heftig. »Ich habe keine Liebesaffären mit Frauen. Du weißt, dass solche Dinge geschehen müssen, weil ich Erbe von Hastur bin. Comyn-Erben sind Zuchthengste in den Domänen – darauf läuft es hinaus! Dyan hat nicht mehr Freude daran als du, und trotzdem sprach er davon, dich zu verheiraten. Und ich will verdammt sein, wenn ich irgendein Mädchen heirate, das man für mich ausgesucht hat wie eine Stute! Das war es, und das war alles . Crystal di Asturien ist eine sehr nette junge Frau; ich habe mit ihr bei einem halben Dutzend öffentlicher Tanzveranstaltungen getanzt, ich fand sie freundlich, sie war eine gute Gesprächspartnerin, und …« Er zuckte die Schultern. »Wie soll ich es dir sagen? Sie wünschte sich, einen Hastur-Sohn zu gebären. Sie ist nicht die Einzige. Soll ich mich entschuldigen für das, was ich tun muss, oder wäre es dir lieber, wenn es mir keinen Spaß gemacht hätte?«
»Ganz bestimmt brauchst du dich bei mir nicht zu entschuldigen.« Danilos Stimme klang kalt und tot.
»Dani …«, flehte Regis, »sollen wir es zulassen, dass Dyans Bosheit einen Keil zwischen uns treibt, nach so langer Zeit?«
Danilos Gesicht wurde weich. »Niemals,
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