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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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kehrte ihm den Rücken. Sie sah keine Veranlassung, Gedanken oder Höflichkeit an diesen Tölpel zu verschwenden, dessen Manieren ebenso hässlich waren wie sein Gesicht. Doch indem sie sich umdrehte, kam sie von Angesicht zu Angesicht vor Kennard zu stehen.
    »Aber ganz bestimmt sind Sie eine Landsmännin, nicht wahr, Vai Domna? Ich wusste nicht, dass sich noch andere Darkovaner auf Vainwal befinden.«
    Dio knickste. »Ich bin Diotima Ridenow von Serrais, mein Lord, und ich bin mit meinen Brüdern Lerrys und Geremy hier.«
    »Und Lord Edric?«
    »Der Lord von Serrais ist zu Hause auf Darkover, Sir, aber wir befinden uns mit seiner Erlaubnis auf Vainwal.«
    »Ich hatte geglaubt, Ihr seiet für den Turm bestimmt, Mistress Dio.«
    Sie schüttelte den Kopf und merkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. »Das wurde ausgemacht, als ich noch ein Kind war. Man hat mich aufgefordert, in Neskaya oder Arilinn Dienst zu tun. Aber – aber ich habe mich anders entschlossen.«
    »Nun ja, nicht jeder fühlt sich dazu berufen«, meinte Kennard freundlich. Dio verglich den Charme des Vaters mit dem ungezogenen Schweigen des Sohns, der mit bösem Gesicht dabeistand und nicht einmal die elementarste höfliche Phrase für sie übrig hatte. War es sein terranisches Blut, das ihn jeder Spur des Charmes seines Vaters beraubte? Nein, denn gute Manieren konnten erlernt werden, auch von einem Terraner. Im Namen der gesegneten Cassilda, konnte er sie nicht einmal ansehen? Sie wusste, nur das Narbengewebe an seinem Mundwinkel verzog sein Gesicht zu einem ständigen höhnischen Grinsen, doch seine innere Einstellung schien dem zu entsprechen.
    »Also Lerrys und Geremy sind auch da? An Lerrys erinnere ich mich gut von der Garde her«, sagte Kennard. »Sind sie im Hotel?«
    »Wir haben eine Suite im neunzigsten Stockwerk«, antwortete Dio. »Aber sie sind im Amphitheater und sehen sich einen Wettkampf im Schwerkrafttanz an. Lerrys ist Amateur in diesem Sport und hat das Halbfinale erreicht. Dann zerrte er sich einen Muskel im Knie, und die Mediziner verboten seine weitere Teilnahme.«
    Kennard verbeugte sich. »Übermittelt beiden meine Grüße, Lady, und meine Einladung für euch alle drei, morgen Abend, wenn das Finale hier ausgetragen wird, meine Gäste zu sein.«
    »Ich bin überzeugt, sie werden entzückt sein«, sagte Dio und verabschiedete sich.
     
    Den Rest der Geschichte hörte sie an diesem Abend von ihren Brüdern.
    »Lew? Das ist der Verräter«, erklärte Geremy. »Kam als Begleiter seines Vaters nach Aldaran und spielte Kennard einen bösen Streich, indem er sich irgendeiner Rebellion der dortigen Piraten und Banditen anschloss. Es waren schließlich die Leute seiner Mutter.«
    »Ich dachte, Kennards Frau sei Terranerin gewesen«, warf Dio ein.
    »Halb-Terranerin. Die Leute ihrer Mutter waren Aldarans«, antwortete Geremy. »Und glaub mir, Aldaran-Blut darf man nicht trauen.«
    Dio wusste das; die Domäne von Aldaran hatte sich schon vor so vielen Generationen von den ursprünglichen sieben Domänen getrennt, dass Dio nicht einmal sagen konnte, wie lange das her war, und die Verräterei der Aldarans war sprichwörtlich. Sie fragte: »Was haben sie getan?«
    »Gott weiß es«, sagte Geremy. »Hinterher ist versucht worden, es zu vertuschen. Anscheinend hatten sie dort hinter den Bergen eine Art Super-Matrix, vielleicht dem Schmiedevolk gestohlen. Ich habe die Geschichte nie vollständig gehört, aber die Aldarans müssen damit experimentiert und Lew hineinverwickelt haben – immerhin ist er in Arilinn ausgebildet worden, der alte Kennard hat ihm jeden Vorteil zu verschaffen gewusst. Daraus konnte natürlich nichts Gutes entstehen; halb Caer Donn brannte nieder, als das Ding außer Kontrolle geriet. Danach wechselte Lew von neuem die Seite und verriet Aldaran, wie er uns verraten hatte. Er tat sich mit einer dieser Berghexen zusammen, einer Bastardtochter der Aldarans, zur Hälfte Terranerin oder so etwas. Bei dem Feuer verlor er seine Hand, und das geschah ihm recht. Wie ich es mir zusammenreime, brachte Kennard es jedoch nicht über sich, zuzugeben, welch einen Fehler er begangen hatte, als er alles Mögliche unternahm, um Lew zu seinem Erben erklären zu lassen. Ob es wohl gelungen ist, seine Hand zu regenerieren?« Er wackelte mit drei Fingern, die er vor Jahren bei einem Duell eingebüßt hatte und die nun, von terranischen Medizinern regeneriert, so gut wie neu waren. »Nein? Vielleicht dachte der alte Kennard, Lew solle ein

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