Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
ihm doch versprochen, er brauche sich nie vor mir zu verstellen …
    … und nun wird er mit dem Gedanken sterben, ich hätte ihn dieses Entsetzens wegen zurückgestoßen … Plötzlich ertappte Regis sich dabei, dass er Lew beneidete.
    Wie ist er geliebt worden! Ich habe nie erfahren, wie es ist, eine Frau so zu lieben oder von ihr geliebt zu werden … und ich werde sterben, ohne zu wissen, ob ich zu dieser Art von Liebe fähig bin …
    O ja, es hatte Frauen gegeben. Er war einer plötzlich aufflammenden Leidenschaft fähig, er nahm sie mit Lust, und er erweckte Lust. Aber sobald das Strohfeuer niedergebrannt war, und das geschah manchmal, noch bevor die Frau feststellte, dass sie von ihm schwanger war, kam ihm nur zu deutlich zu Bewusstsein, was sie für ihn empfand: Vergnügen an seiner körperlichen Schönheit, Stolz, dass sie die Aufmerksamkeit eines Hastur erregt hatte, Gier nach dem Status und den Privilegien, die ihr zufielen, wenn sie ein Hastur-Kind gebar. Jede der fünf oder sechs Frauen hätte ihn dieses Status wegen mit Freuden geheiratet, aber er hatte für keine mehr empfunden als dies kurzfristige Verlangen und dann eine Art Ekel oder sogar Abscheu, wenn er erkannte, dass ihre Gefühle auf Gier oder Stolz beruhten.
    Aber niemals auf dieser selbstlosen Liebe … werde ich sterben, ohne erfahren zu haben, ob ich fähig bin, diese Liebe in einer Frau zu erwecken? Niemand hat mich jemals wirklich geliebt außer Danilo, und das ist etwas anderes, die Liebe zwischen Kameraden … und das scheinen alle Männer mit Verachtung zu betrachten … als eine Sache, die man mit der Pubertät überwindet … ist daran wirklich nicht mehr? Warum kann Lew diese Art von Liebe anziehen, und ich nicht?
    Aber über ihnen schwebte das Verhängnis, und für solche Gedanken war keine Zeit. Regis wollte das Gespräch mit Dio wieder aufnehmen, als ein wilder Entsetzensschrei durch ihre Gedanken gellte, wortlose Verzweiflung und Angst und Schmerz. Ein Kind! Ein Kind schreit in Panik … Regis war sich nicht sicher, ob das sein Gedanke war oder der Dios, aber ihm war sofort klar, welches Kind da zu Tode verängstigt gerufen hatte. Er schob Dio zur Seite und rannte, rannte wie ein Besessener zu den Alton-Räumen.
    Marja! Aber wer kann ein Kind so ängstigen?
    Die große Doppeltür der Alton-Suite stand offen, ein Flügel hing nur noch an einer Angel. Der alte Andres lag in einer Lache seines eigenen Bluts halb über der Schwelle, wo er niedergestochen worden war.
    Er beschützte sie mit seinem Leben, wie er es geschworen hat … Der Tod des alten Coridom traf Regis schwer; auch ihm war er Freund und Pflegevater gewesen. Dann merkte er, dass Andres sich noch schwach bewegte, obwohl er längst nicht mehr sprechen konnte. Regis kniete nieder, Tränen in den Augen für diesen treuen alten Mann, und Andres flüsterte mit letzter Kraft: »Dom Regis … Junge …«
    Regis wusste, dass Andres ihn nicht erkannte. Die Augen des Sterbenden waren bereits glasig. Er sah nur den Jungen von zehn, Kennards Pflegesohn, Lews geschworenen Freund. Und mit furchtbarer Anstrengung formte Andres ein Bild in Regis’ Gedanken …
    Dann verschwand es, und in dem Raum lebte nichts mehr außer ihm selbst. Regis stand auf, überwältigt von Schmerz. » Beltran! Aber wie hat er es, bei allen Höllen Zandrus, geschafft, hier einzudringen, wo ich ihn doch in sicherem Gewahrsam zurückgelassen habe …«
    Er brauchte sich nicht einmal zu erkundigen. Beltran war in der Gesellschaft Lord Dyans gewesen, und Dyan teilte Beltrans Überzeugung, Sharra sei die ultimate Waffe gegen die Terraner … Lew war außerhalb ihrer Reichweite. Doch da blieb ein Alton-Kind …
    Und dies Alton-Kind besaß, wenn es auch erst fünf Jahre alt war, das Laran seines Hauses … und seines Chieri -Blutes. Regis wurde übel. Konnte ein menschliches Wesen so tief sinken, dass es ein kleines Kind für Sharra benutzte? Er wusste sehr gut, dass Dyan manchmal grausam, skrupellos war – aber das?
    Begleitet wurden diese Überlegungen durch die immer lauter und wilder werdenden Entsetzensschreie des Kindes und das Flackern des Feuerbildes … und dann war alles vorbei, so plötzlich, dass Regis einen Augenblick lang glaubte, Marja sei vor Schreck gestorben oder durch einen Schlag von furchtbarer Brutalität stumm gemacht worden …
    Was für ein Wahnsinn war das? Um ihn in den Alton-Räumen herrschte die Stille des Todes. Nur von Dio, die auf der Schwelle stand, kamen schwere Atemzüge. Aber

Weitere Kostenlose Bücher