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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Schwert ein wenig.
    »Kommt und nehmt es – wenn Ihr könnt.« Sie hielt es ihm einladend hin. Ich rief: »Callina, nein …«, und sogar Thyra gab einen unartikulierten Laut von sich. Kadarin aber schnaubte: »Ihr könnt mich nicht bluffen!«, sprang vor und riss ihr das Schwert aus der Hand … Callinas Hand explodierte in blauem Feuer, und Kadarin taumelte in seinem Glanz zurück. Aldones’ Schwert lag auf dem Boden zwischen uns. Es gleißte vor Licht, die Kupferstickerei flammte. Kadarin, betäubt und halb ohnmächtig, mühte sich langsam wieder auf die Füße und knurrte eine Gossen-Obszönität, von der ich nur die Gemeinheit verstand.
    Callina erklärte beherrscht: »Jetzt kann auch ich es nicht mehr halten, weil es von Sharra berührt worden ist. Kathie …«
    Langsam, zögernd kniete Kathie nieder und streckte die Hand aus, als fürchte sie, der gleiche blauflammige Energieausbruch werde auch sie bewusstlos schlagen. Aber ihre Hand schloss sich um das Heft, ohne dass etwas geschah. Vielleicht war es für Kathie nichts als ein Schwert. Sie holte tief Atem.
    Thyra rief: »Lass mich …«
    »Nein, Wildvogel.« Ganz kurz zeigte sich in dem Ungeheuer, das er geworden war, eine Spur des Mannes, den ich als geschworenen Bruder geliebt hatte. Mit der alten Zärtlichkeit zog er Thyra zurück und hielt sie fest. »Auch du kannst es nicht berühren – aber der Alton-Welpe ebenso wenig, also steht es unentschieden. Lass sie gehen. Die Zeit und der Ort werden kommen …« Er sah mich an, und Sanftheit und Menschlichkeit waren wieder verschwunden. »Und dann wird dich nichts mehr schützen, du, der du von dem Flammenhaar berührt worden bist. Sie wird dich als ihr Eigentum zurückfordern. Und dann werden sogar die Höllen in Sharras Feuer verbrennen …«
    Ihr Götter da oben! Das ist einmal ein Mensch und mein Freund gewesen! Ich konnte ihn nicht einmal mehr hassen; dazu war er nicht menschlich genug.
    Er war Sharra, gekleidet in den Körper eines Mannes, der einmal menschlich gewesen war … und er wollte es so, er hatte sich aus eigenem Willen dem Ungeheuer ausgeliefert! Durch die Illusion lodernder Flammen, die zwischen uns tobten, konnte ich Thyra an seiner Seite kaum erkennen.
    »Nein!«, rief Thyra, »jetzt nicht! Jetzt nicht!«, und die Flammen wichen. Nun sah ich sie deutlich; es war nie ein Feuer da gewesen. Sie kam mit ausgestreckten Händen auf mich zu, nichts als eine Frau, klein und zart, mit Knochen wie ein Vögelchen. Sie war zum Reiten wie ein Mann gekleidet. Ihr Haar zeigte das gleiche satte Kupfer wie Marjories, und ihre Augen, klare bernsteingoldene Augen wie die Marjories, blickten in der alten süßen, halb spöttischen Art zu mir auf. Ich erinnerte mich, dass ich sie geliebt, dass ich sie begehrt hatte …
    Sie versuchte, den halb vergessenen Rapport zwischen uns herzustellen. »Was hast du mit meiner Tochter gemacht? Mit unserer Tochter?«
    Marja … Erinnerungen an einen Augenblick der Lust … Marjorie verwandelte sich in meinen Armen in Thyra, eine lebende Flamme, die Berührung des Kind-Geistes …
    Thyra war in Rapport mit mir, und ihr Gesicht veränderte sich.
    »Dann hast du sie?«
    Ich antwortete: »Du hast sie nicht gewollt, Thyra. Es war ein grausamer Streich, der einem mit Drogen betäubten Mann gespielt wurde, und du verdienst alles Elend, das dir daraus erwachsen ist …«
    Eine Sekunde lang vergaß ich, sie zu beobachten, vergaß ich, dass sie jetzt nichts mehr war als Kadarins Marionette … und in dieser Sekunde durchzuckte Todespein meine Schulter, mein Herz spürte den Tod, und ich wusste, dass Thyras Dolch mich verwundet hatte …
    Der Schock warf mich zurück. Callina fing mich in ihren Armen auf. Noch durch Schmerz und Verzweiflung hörte ich: … dies ist das Ende, und Sharra ist immer noch frei, er stirbt zu früh, er ist tot … Die Kraft, mit der sie mich aufrecht hielt, überraschte mich. Kadarin sprang hinzu und riss Thyra von mir weg.
    »Nein! So geht es nicht … wir brauchen ihn noch … ah, was hast du getan, Thyra … du hast ihn getötet …«
    Mir schwand das Bewusstsein. Dunkelheit sank herab und bedeckte meine Augen, ein schrecklicher Lärm dröhnte gegen meine Trommelfelle – war so der Tod, Schmerz und Lärm und blendendes Licht? Nein, es war ein terranischer Hubschrauber, der schwebte, landete … laute Rufe, und eine Stimme wurde plötzlich deutlich.
    »Robert Raymond Kadarin, ich verhafte Sie im Namen des Imperiums wegen … Lady, lassen Sie das Messer

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