Sharras Exil
manchmal mit zunehmendem Alter. Wahrscheinlich ist es nicht mehr als das. Du bist jetzt frei von Sharra, nicht wahr? Du hast Ridenow-Blut; Dio ist deine Cousine. Meines Vaters Frau war eine Ridenow, seine Mutter auch. Eine Frau, die ein Kind mit Laran trägt, sollte überwacht werden.«
Ich seufzte. Es war die einfachste Technik, die ich in Arilinn gelernt hatte; ein Kind von dreizehn kann lernen, die Funktionen des Körpers, der Nerven, der psychischen Kanäle zu überwachen. Das Überwachen einer schwangeren Frau und ihres Kindes ist ein bisschen komplizierter, aber auch dabei gibt es keine Probleme. »Ich will es … versuchen.«
Er musste mein inneres Zurückweichen wahrnehmen. Die Sharra-Matrix lag verpackt im hintersten Winkel des hintersten Schrankes in der Wohnung, die ich mit Dio teilte, und jetzt dachte ich in zehn Tagen nicht einmal an diese eigentümliche Fessel. Aber andererseits benutzte ich auch meine eigene Matrix nicht und setzte mein Laran nur für das Allereinfachste ein, das Lesen unausgesprochener Gedanken, das kein Telepath jemals völlig aus seinem Geist verbannen kann.
»Wann?«, drängte er.
»Bald«, antwortete ich und schloss ihn aus.
Verschwinde! Verschwinde aus meinen Gedanken! Zwischen dir und Sharra habe ich keinen eigenen Willen! Unter der Heftigkeit der Ausstrahlung zuckte er zusammen, und ich empfand Schmerz und Reue. Trotz allem, was zwischen uns gewesen war, liebte ich meinen Vater und ertrug den qualvollen Ausdruck seines Gesichts nicht. Ich streckte ihm die Hand entgegen.
»Es geht dir nicht gut, Vater. Was haben die terranischen Ärzte dir gesagt?«
»Ich weiß, was sie sagen würden, und deshalb habe ich sie gar nicht erst gefragt«, antwortete er mit kurz aufflackerndem Humor. Dann drängte er mich von neuem. »Lew, versprich es mir: Wenn du meinst, du könnest Dio nicht überwachen – Lerrys ist noch auf Vainwal, doch wird er der Ratssitzungen wegen bald abreisen. Wenn du sie nicht überwachen kannst, lass Lerrys kommen. Er ist ein Ridenow …«
»Dio ist auch eine Ridenow! Sie hat Laran -Rechte auf ihrem Grund und Boden und das Recht, im Rat zu sitzen«, stellte ich fest. »Lerrys stritt mit ihr, weil sie mich nicht geheiratet hat. Er sagte, ihre Kinder sollten einen gesetzlichen Anspruch auf die Alton-Domäne haben!« Ich fluchte so wild, dass mein Vater sich von neuem krümmte, als hätte ich seine dünnen, verkrüppelten Hände mit stahlhartem Griff gepackt.
»Ob es dir passt oder nicht, Lew«, sagte mein Vater, »Dios Kind ist der Sohn des Erben von Alton. Was du sagst oder denkst, ändert nichts daran. Du kannst dein eigenes Geburtsrecht verleugnen oder verlieren, aber über das deines Sohnes kannst du nicht verfügen.«
Ich fluchte noch einmal, drehte mich auf dem Absatz um und verließ ihn. Er kam mir nachgehinkt. Seine Stimme verriet Zorn und Dringlichkeit.
»Wirst du Dio heiraten?«
»Das ist meine Angelegenheit!« Wieder ließ ich die Barriere zufallen. Das gelang mir jetzt, ohne dass ich in das schwarze Nichts eintauchen musste. Sein Mund spannte sich, und er sagte: »Ich habe geschworen, ich würde dich niemals zwingen oder drängen zu heiraten. Aber denke daran, die Weigerung, eine Entscheidung zu treffen, ist ebenfalls eine Entscheidung. Wenn du dich weigerst, sie zu heiraten, hast du dich entschieden, dass dein Sohn als Nedestro geboren werden soll, und es mag ein Tag kommen, an dem du das bitter bereuen wirst.«
»Dann werde ich es bereuen«, antwortete ich barsch.
»Hast du Dio gefragt, wie sie darüber denkt?«
Natürlich konnte er sich denken, dass wir endlos darüber diskutiert hatten. Uns beiden widerstrebte es, nach terranischer Sitte zu heiraten, aber noch weniger wünschten wir, meinen Vater und Dios Brüder zu Verhandlungen über Besitz und Eigentum einzuladen, die hätten stattfinden müssen, bevor ich sie di catenas heiraten konnte. Hier auf Vainwal hatte es so oder so keine Bedeutung. Wir betrachteten uns auf die Weise als verheiratet, die die Darkovaner eine Freipartner-Ehe nennen – das Teilen von Bett, Tisch und Feuerstelle –, und trugen kein Verlangen nach mehr. Unsere Verbindung würde ebenso legal sein wie jede Catenas -Heirat, sobald unser Kind geboren war. Aber jetzt dachte ich auch über diesen Aspekt nach: Wenn unser Sohn nedestro geboren wurde, konnte er nicht von mir erben. Sollte ich sterben, musste Dio zu ihrer Ridenow-Verwandtschaft zurückkehren. Was auch geschehen mochte, ich musste sie versorgen.
Als ich es
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