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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vielleicht liegt irgendwo in meinem Alton- oder Aldaran-Erbe eine Spur von diesem Laran , so dass ich Dinge sehe, die niemals sein mögen. Denn ich habe das Kind schon einmal erblickt – mit Marjorie –, und ich glaubte, es sei ihr Kind.« Mir war vage bewusst, dass ich zum ersten Mal seit ihrem Tod Marjories Namen ausgesprochen hatte. Niemals würde ich ihre Liebe vergessen, aber sie war sehr weit zurückgewichen, und auch davon war ich genesen. »Marjorie«, wiederholte ich. »Ich glaubte, es sei unser Kind, unsere Tochter; sie hatte Marjories Augen. Aber Marjorie starb, bevor sie mein Kind gebären konnte, und deshalb wurde meine Zukunftsvision nicht Wirklichkeit. Trotzdem sehe ich das Kind jetzt von neuem. Was hat das zu bedeuten, Dio?«
    Sie antwortete mit zitterigem Lächeln: »Jetzt wünschte ich, mein Laran sei besser ausgebildet worden. Ich weiß es nicht, Lew. Ich weiß nicht, was es bedeutet.«
    Ich wusste es auch nicht; es schuf mir ein heftiges Unbehagen. Wir sprachen nicht länger darüber, aber ich glaube, es arbeitete in mir weiter und hatte Einfluss auf meine Stimmung. Später an diesem Tag sagte Dio, sie sei bei einem der Ärzte im Hospital des terranischen Imperiums angemeldet. Sie hätte jede Art von Hebamme oder Geburtshelferin auf Vainwal, das ein Dutzend Kulturen beherbergt finden können, aber die kühle Unpersönlichkeit des terranischen Hospitals war ihr am liebsten.
    Ich ging mit ihr. Wenn ich jetzt zurückdenke, meine ich, sie sei sehr still gewesen, vielleicht überschattet von einem Vorwissen. Sie kam mit besorgtem Gesicht heraus, und der Arzt, ein schmächtiger, geistesabwesender junger Mann, winkte mir, ich solle zu einem Gespräch mit ihm eintreten.
    »Regen Sie sich nicht auf«, sagte er sofort. »Ihrer Frau geht es gut, und der Herzschlag des Kindes ist kräftig und gesund. Aber es gibt da einiges, das ich nicht verstehe. Mr. Montray-Lanart …« – mein Vater und ich benutzten diesen Namen auf Terra, denn Alton ist eher eine Domäne, ein Titel als ein Personenname, und Lord Armida bedeutete hier gar nichts – »… mir fällt auf, dass Ihnen eine Hand fehlt. Ist das ein Geburtsfehler? Verzeihen Sie, wenn ich frage …«
    »Nein«, antwortete ich kurz. »Es ist die Folge eines schweren Unfalls.«
    »Und Sie haben die Hand nicht regenerieren oder nachwachsen lassen?«
    »Nein.« Das war hart und endgültig, und diesmal begriff er, dass ich nicht darüber sprechen wollte. Wie ich weiß, gibt es Kulturen, in denen ein religiöses Tabu derlei verbietet und mir war es nur recht, wenn er mich für einen Idioten dieser Art hielt. Es war besser als ein Versuch, darüber zu sprechen. Er blickte verwirrt drein, doch er fragte weiter: »Gibt es in Ihrer Familie Zwillinge oder andere Mehrfachgeburten?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Wir haben den Fötus mit Radiosondierung untersucht«, antwortete er, »und es scheint da eine – Anomalie vorhanden zu sein. Sie müssen sich darauf vorbereiten, dass das Kind ein wenig – deformiert ist, es sei denn, es handelt sich um Zwillinge und unsere Apparate haben nicht das aufgenommen, was wir beabsichtigten. Zwillinge oder Mehrfachgeburten, die übereinander liegen, können ziemlich merkwürdige Bilder erzeugen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Darüber wollte ich nicht nachdenken. Aber meine Hand war kein Geburtsfehler, also weshalb machte ich mir Sorgen? Wenn Dio Zwillinge trug, war es kein Wunder, dass wir das Geschlecht nicht deutlich erkannten.
    Als ich herauskam, wollte Dio wissen, was der Arzt gesagt habe.
    »Er meint, es könnten Zwillinge sein.«
    Jetzt war auch sie verwirrt. »Mir hat er gesagt, die Plazenta sei in einer schwierigen Lage – er könne den Körper des Kindes nicht so deutlich erkennen, wie er es wünsche. Aber es wäre schön, Zwillinge zu haben. Vielleicht einen Jungen und ein Mädchen.« Sie stützte sich auf meinen Arm. »Ich bin froh, dass es jetzt nicht mehr lange dauert. Keine vierzig Tage mehr. Ich bin es müde, ihn oder sie beide herumzutragen. Ich fände es schön, wenn du ihn eine Weile halten würdest.«
    Ich brachte sie nach Hause. Als wir dort eintrafen, fanden wir eine Nachricht auf dem Kommunikator, der fester Bestandteil aller Wohnungen im Imperium ist. Mein Vater war krank und fragte nach mir. Dio erbot sich, mit mir zu gehen. Aber sie war nach dem Ausflug heute Vormittag müde, deshalb sandte sie ihm liebe Grüße und bat um Entschuldigung, dass sie ihn nicht besuche, und ich begab mich allein in die

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