Sharras Exil
Nachtschlaf kommt? Und wessen Schuld ist es, dass Marius nicht zu den Kadetten gekommen ist? Ich bin überzeugt, er hätte sich dort ebenso gut gehalten wie ich. Wir entschlossen uns, ihn zu den Terranern zu schicken, und ich fürchte, jetzt müssen wir mit dem leben, was wir aus ihm gemacht haben. Wir haben dafür gesorgt, dass zumindest eine Domäne mit den Terranern verbündet bleibt!«
»Die Altons sind immer zu sehr geneigt gewesen, sich mit den Terranern abzugeben«, sagte Hastur. »Seit der Zeit, als Andrew Carr in diese Domäne einheiratete …«
»Geschehen ist geschehen«, meinte Gabriel. »Es lohnt sich nicht, es noch einmal durchzukauen, Sir. Ich habe keine Anzeichen bemerkt, dass Lew bei den Terranern zu glücklich gewesen ist, um die Altons gut regieren zu können …«
»Du benimmst dich, als solle er Oberhaupt der Domäne werden«, rügte Hastur.
Gabriel legte seinen Löffel hin, wobei Suppe auf das Tischtuch floss. »Sieh mal, Großvater. Ich konnte wohl Anspruch auf die Domäne erheben, solange wir nicht wussten, ob Lew tot oder lebendig war. Aber der Rat hat ihn als Kennards Erben anerkannt, und damit hat sich die Sache jetzt. Er als Oberhaupt der Domäne muss bestimmen, was wegen Marius geschehen soll – ich vermute, dass er ihn zum Erben ernennen wird. Wäre es Jeff Kerwin, würde ich vielleicht Einspruch erheben. Er will die Domäne gar nicht, er ist nicht dazu erzogen worden …«
»Ein Terraner?«, fragte Javanne fassungslos.
»Jeff ist kein Terraner. Ich sollte ihn Dom Damon nennen – er hat überhaupt kein terranisches Blut. Er wurde auf Terra in dem Glauben erzogen, er sei Terraner, und er trägt den Namen seines terranischen Pflegevaters, das ist alles«, erklärte Gabriel geduldig – nicht zum ersten Mal. »Er hat weniger terranisches Blut als ich. Mein Vater war Domenic Ridenow-Lanart, aber es war allgemein bekannt, dass er von Andrew Carr gezeugt worden ist. Zwillingsschwestern heirateten Andrew Carr und Damon Ridenow …«
Danvan Hastur runzelte die Stirn. »Das ist lange her.«
»Komisch, wie ein Skandal in einer oder zwei Generationen ausgelöscht werden kann«, meinte Gabriel grinsend. »Ich dachte, er sei wieder aufgewärmt worden, als man Lew damals auf die Alton-Gabe testete. Er hatte sie, ich hatte sie nicht, Punktum.«
Danvan Hastur erklärte sehr entschieden: »Ich will dich als Oberhaupt der Alton-Domäne, Gabriel. Das ist deine Pflicht gegenüber dem Hastur-Clan.«
Gabriel ergriff seinen Löffel, runzelte die Stirn, rieb ihn kurz an seiner Serviette ab und tauchte ihn wieder in die Suppe. Er nahm einen Mund voll oder zwei, bevor er antwortete. »Ich habe meine Pflicht gegenüber dem Hastur-Clan erfüllt, als ich ihm zwei – nein, drei – Söhne gab, Sir, einen davon, um Regis’ Erbe zu sein. Aber ich habe auch Kennard Treue geschworen. Glaubst du ehrlich, ich werde meinem Cousin seinen rechtmäßigen Platz als Alton-Erbe streitig machen?«
Regis beobachtete das Gesicht des alten Mannes und dachte: Aber genau das ist es, was Danvan Hastur glaubt. Oder geglaubt hat .
»Die Altons waren immer mit Terra verbündet«, sagte er. »Sie haben kein Geheimnis daraus gemacht. Kennard, jetzt Lew und sogar Marius haben eine terranische Erziehung genossen. Die einzige Möglichkeit, die Alton-Domäne auf der Seite Darkovers zu halten, ist ein starker Hastur-Mann an der Spitze, Gabriel. Erhebe vor dem Rat Einspruch. Ich glaube nicht einmal, dass er Lust hat zu kämpfen.«
»Herr des Lichts, Sir! Glaubt Ihr tatsächlich …« Gabriel brach ab. Er sagte: »Ich kann es nicht tun, Lord Hastur, und ich will es nicht tun.«
»Willst du eine halbterranische Marionette Sharras an der Spitze der Alton-Domäne?«, fragte Javanne und starrte ihren Mann an.
»Er muss die Entscheidung treffen«, erklärte Gabriel fest. »Ich habe geschworen, jedem gesetzlichen Befehl zu gehorchen, den Ihr mir erteilt, Lord Hastur. Aber es ist kein gesetzlicher Befehl, wenn Ihr von mir verlangt, gegen das rechtmäßige Oberhaupt meiner Domäne zu kämpfen. Verzeiht, Sir, aber das ist weit von einem gesetzlichen Befehl entfernt.«
Der alte Hastur sagte ungeduldig: »Zu dieser Zeit ist nur wichtig, dass die Domäne bei der Stange bleibt. Lew ist ungeeignet …«
»Wenn er ungeeignet ist, Sir …« – Gabriel blickte bekümmert drein – »… dann wird es sich bald genug zeigen.«
Javanne rief schrill: »Ich dachte, man hätte ihn nach der Sharra-Rebellion als Kennards Nachfolger abgesetzt! Und
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