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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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Angst. Was das anging, hatte Asia recht gehabt. Sobald man seine Angst abschüttelte, wurde man stärker.

Kapitel 21
    Zoe erkannte, dass ihre Hände nicht länger gefesselt waren. Sie hob die Arme und als sie hinabsah, waren sie mit flammenden Federn bedeckt.
    Dennoch brannte sie weiter.
    Funken sprühten von ihrem Körper und rollten wie eine Welle über den Vogelscheuchenmann hinweg. Seine dunklen Kleider fingen Feuer und sie sah seine Gestalt, schwarz und von Flammen eingehüllt, als er zu Boden ging. Jemand warf einen Mantel über ihn, doch als die Flammen erloschen, rührte er sich nicht.
    Das Summen in Zoes Körper erreichte den Höhepunkt und erstarb dann, wobei es alles Licht auszulöschen schien. Das Feuer war ausgegangen. Die Menschen waren verschwunden.
    Über ihr waren keine Sterne.
    Sie war nirgendwo.
     
    Jemand saß auf der Treppe vor dem Haus der Archers, mit über den Knien gefalteten Armen und hängendem Kopf. Einen verrückten Augenblick lang dachte Zoe, die Gestalt wäre Tim. Die Art, wie die Gestalt saß, erinnerte sie an die Nacht, in der sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Er hatte in genau dieser Haltung auf einem Felsen unten in der Bucht gesessen. Aber die Gestalt bewegte sich etwas und eine lange Locke aus braunem Haar fiel über ihre rechte Schulter.
    Traurigkeit stieg in Zoe auf wie der Wasserdruck in einem Geysir. Sie hatte das Gefühl, als würde sie gleich aus ihr herausbrechen und alles in heißen Dampf hüllen. Einen Moment später war das Auto jedoch langsamer geworden und die Dinge hatten sich gerade so weit geändert, dass der Druck nachließ, und nach einem weiteren Augenblick ganz verschwand.
    So war das mit dieser Welt. Nichts blieb für immer – selbst Dinge, die beständig erschienen, so wie Felsen oder Liebe. Im Lauf der Zeit würde das Meer sie verschlingen, die Erde würde sich verschieben oder die Welt würde sich auf andere Weise verändern, und der Gegenstand deiner Liebe wäre verschwunden oder verändert, und damit auch deine Liebe. Selbst die Erinnerung würde sich ändern oder verblassen, bis man sich nicht einmal mehr daran klammern konnte.
    Das waren finstere, verbitterte Gedanken und Zoe zwang ihren Verstand, davon abzurücken. Ich darf so nicht denken. Das Einzige, was ich tun kann, ist, ans Jetzt zu denken. An diesen Moment. Das ist es, was wirklich existiert.
    Sie hielt an und drehte sich wieder nach der Gestalt auf der Treppe um. Obwohl Zoe ihr Gesicht nicht ausmachen konnte, erkannte sie an den dicken dunklen Haaren, dass es Mafer war. Erleichterung machte sich in ihr breit. In der vergangenen Nacht hatten sie keine Gelegenheit gehabt, sich zu unterhalten, und Zoe musste wirklich dringend mit ihr reden. Natürlich wusste Mafer das.
    Zoe fragte sich, wie es wohl war, wenn man Sachen über andere wusste, wenn man in der Lage war, Dinge im Voraus zu erahnen. Ihr selbst war das ein oder zwei Mal passiert – sie hatte beim Telefonklingeln gewusst, wer anrief, oder den nächsten Song im Radio vorhergesehen –, aber sie hatte das immer als Zufall abgetan. Sie fragte sich, ob es Mafer belastete, was sie über andere wusste. Ob sie wie Zoe ihre »Gabe« lieber gegen ein normales Leben eingetauscht hätte.
    Mafer sah nicht hoch, als Zoe im Auto ihres Vaters in die Einfahrt bog, nicht einmal, als Zoe über den Kies stapfte und über den Steinpfad auf die Veranda zulief. Als Zoe bei ihrer Stufe ankam, hob Mafer schließlich das Kinn und legte es auf ihren verschränkten Armen ab. Ihre dunklen Augen fingen einen Sonnenstrahl ein, wodurch sie für einen Moment fast haselnussbraun erschienen.
    »Alles okay?«, fragte Zoe.
    »Definiere okay«, antwortete Mafer.
    Zoe stieß einen Seufzer aus. »Willst du reinkommen?«
    Mafer nickte. »Ja.«
    Zoe ging Mafer durch die Haustür voran, vorbei am förmlichen Wohnzimmer und hinein in die Küche. »Willst du was trinken?«, fragte Zoe und warf ihre Jacke über eine Stuhllehne.
    »Nichts, danke.« Mafer lehnte sich gegen die Theke, während Zoe ein Glas aus dem Schrank holte. Sie füllte es unter dem Wasserhahn und nahm einen langen Zug. Das Wasser der Archers kam aus einem Brunnen, sodass es einen sauren, metallischen Nachgeschmack hatte, aber Zoe war daran gewöhnt. Sie umfasste das Glas mit beiden Händen und drehte sich zu ihrer Freundin um.
    »Gott sei Dank bist du hier.«
    Mafer schloss die Augen. »Du scheinst nicht überrascht, mich hier zu sehen.«
    »Ich bin erleichtert«, gestand Zoe. »Ich wäre sonst heute bei

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