Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel
lassen Sie es mich wissen.“ Dann verließ er uns und ging seines Weges.
Holmes schwieg lange Zeit, dann schritt er zum Kamin, wo sein Instrument stand und griff nach der Geige. „Ein Rätsel, das nicht gelöst werden will.“ Danach spielte er die ganze Nacht.
Als zwei Tage später ein langer und ausführlicher Bericht in der Daily Gazette erschien, der von einer bedeutsamen Tagung der Gelehrten in der Queen`s Hall zu berichten wusste und darüber hinaus einen Vogel namens Pterodactylus erwähnte, der von dort entkommen war und spurlos verschwunden sei, da wurde uns beiden zur schrecklichen Gewissheit, was wir bis zu diesem Moment nur vage geahnt hatten – nämlich, dass dieses Rätsel niemals gelöst werden würde.
Arthur Gordon Wolf
www.arthur-gordon-wolf.de
Jhg. 1962
Pendler zwischen dem Bergischen Land und dem Niederrhein, wo er als Lehrer an einem Gymnasium arbeitet.
Schreibt Rezensionen für das Magazin phantastisch! sowie Short-Storys, Erzählungen und Romane, die nahezu alle mehr oder weniger der Unheimlichen Phantastik zuzuordnen sind – egal ob Crime, Fantasy, SF oder Horror, stets spielt das Element des ‘Doppelbödigen’, des ‘Unheilvollen’ ein zentrales Motiv – seine Arbeiten sind bislang in diversen Magazinen wie MADAME, c’t, Alien Contact, Mephisto, VIRUS und phantastisch! erschienen, sowie in zahlreichen Anthologien u.a. bei Grafit und Bastei Lübbe - ein SF- Hörspiel beim SDR/SWR und HR.
WHEEZY-JOE ODER DER DUNKLE GOTT DER MENGE
Arthur Gordon Wolf
[Anmerkung des Herausgebers: Die vorliegende Erzählung ist Teil einer sehr umfangreichen Sammlung, die uns vom Notariatsbüro Weatherstone & Arbuckle am sechsten Januar 2007 überreicht wurde.
Genau auf den Tag 50 Jahre nach dem – bislang allerdings immer noch unbestätigten – Tod von Sherlock Holmes erhielten wir eine Metallkassette, die Holmes’ Chronist John H. Watson vor langer Zeit versiegelte. Ob es sich hierbei um die im Zweiten Weltkrieg verschollenen Papiere handelt, die vormals in der „COX & CO“ Bank am Charing Cross hinterlegt wurden (Die Thor Brücke), ist unbekannt. Heute würde man die hier beschriebenen Vorkommnisse wohl die ‚X-Fälle des Sherlock Holmes’ betiteln. Watson nannte die Sammlung, die nach einer ersten Durchsicht auch zwei Romane enthält, schlicht „ULTIMA RATIO – DIE GEHEIMEN FÄLLE DES SHERLOCK HOLMES“.
Warum es sich bei diesem ‚letzten Lösungsweg’, dieser absolut entferntesten Vorstellung einer jeglichen deduktivrationalen Analyse handelt und warum die Aufzeichnungen so lange unter Verschluss gehalten wurden, soll allerdings der Chronist persönlich erläutern.]
Wenn die hier gesammelten Aufzeichnungen nun erst nach dem Tode meines Freundes Sherlock Holmes – und gewiss auch nach dem meinigen – veröffentlicht werden, so dürfte sich Holmes’ Ruf mit Sicherheit so weit gefestigt haben, dass das Andenken seiner Person keinen Schaden mehr nehmen wird. Vielleicht – so wage ich zu hoffen – können jene besonderen Fälle auch dazu beitragen, Sympathien bei denen zu wecken, die Sherlock Holmes und seine Methoden bislang als zu rational, zu kühl, ja zu unmenschlich betrachteten.
Ich habe mich stets als einen objektiven Berichterstatter verstanden, der seine Erlebnisse mit einem der genialsten Vertreter der Kriminalistik für die Nachwelt festgehalten hat. Neben der Darstellung der Person Sherlock Holmes, dessen Charakter durchaus auch seine Schattenseiten aufwies, und der exemplarischen Kriminalfälle standen vor allem die außergewöhnlichen, teilweise verblüffenden Methoden des Meisterdetektivs im Fokus meiner Betrachtungen. Jeder Leser meiner Bücher ist mit der deduktiven Methodik von Sherlock Holmes vertraut. Eine seiner Haupt-Maximen lautete: „Was übrig bleibt, wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie sich auch ausnehmen mag.“ Unzählige Male deckte Holmes auf diese Weise scheinbar Unerklärliches auf. Ob Vampire, Höllenhunde oder andere Geister, stets gelang es ihm, die wirklichen und vollkommen natürlichen Ursachen der Vorkommnisse zu entschlüsseln. Auf diese Weise leistete Holmes zugleich einen unschätzbaren Dienst an einer Gesellschaft, die im Übergang zum 20. Jahrhundert noch immer den mittelalterlichen Vorstellungen von Aberglaube und Zauberei anhaftete.
Die hier versammelten Fälle belegen allerdings, dass selbst einer der klügsten Köpfe seiner Zeit nicht alle Rätsel lösen konnte,
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