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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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jedenfalls nicht ohne eine weitere Maxime hinzuzufügen. Ich nenne sie die „ULTIMA RATIO“: Zuweilen ist es unabdingbar, das Unmögliche nicht auszuschließen, denn genau dort könnte die Lösung liegen.“ 

    Die Vorfälle, von denen ich hier berichten will, ereigneten sich im Mai des Jahres 1887.
    Der letzte größere Fall lag schon einige Wochen zurück, und Holmes beschäftigte sich eher nebenbei mit unbedeutenden Allerweltsproblemen. So „entdeckte“ er den verschwundenen Armreif einer jungen Dame in einem Wäschekorb im Keller ihres Hauses – ohne auch nur die Baker Street verlassen zu müssen. Für seine an Magie grenzende ‚Weitsicht’ bedurfte es lediglich einer akribischen Analyse des Erscheinungsbildes der Handschuhe der Klientin. Trotz aller Unterforderung seines stets wachen Geistes zeigte Holmes aber keinerlei Anzeichen von Langeweile oder gar Verdruss. Für mich war dies Beweis genug dafür, dass mein Mitbewohner bereits insgeheim an einem neuen Fall arbeitete. Nur wenig später erhielt ich dafür auch die Bestätigung.
    Ich kam an diesem Freitagmorgen etwas verspätet zum Frühstück.
    Eine Billard-Partie im Club hatte sich unerwartet zu einer hitzigen Turnierschlacht ausgeweitet, in deren Verlauf ich Lord Pearlsburry nur knapp unterlag. Einiger Stunden Schlaf und weitaus mehr Pfund Wettprämie verlustig schlurfte ich daher in etwas gedämpfter Stimmung die Treppe hinunter. Holmes hatte sein Mahl längst beendet und verbarg sich bereits hinter der neuesten Ausgabe der Times . Nur seine Hände und gelegentlich aufsteigende Tabakwolken einer Nach-Frühstückspfeife kündeten von seiner Existenz.
    „Guten Morgen, Holmes“, grüßte ich den Unsichtbaren. „Es tut mit leid, wenn Sie das Frühstück alleine einnehmen mussten, aber ...“
    „Aber der Versuch, Ihr Können mit dem Queue zu beweisen, dauerte länger als erwartet“, unterbrach mich Holmes. „Ein langwieriges und dann auch noch gescheitertes Unterfangen“, fügte er mit hörbarer Ironie hinzu.
    Verblüfft starrte ich die Stelle an, an der sich der Besitzer der Stimme befinden musste. „Aber woher ...?“
    „Woher ich von Ihrem gescheiterten Billard-Turnier weiß?“ Holmes’ scharfkantige Nase lugte vorwitzig hinter der Zeitung hervor. „Nun, das war wahrlich keine Herausforderung. Auch wenn Sie Ihr Jackett gewissenhaft ausgebürstet haben, so übersahen Sie doch einen kleinen blauen Kreidefleck am linken Ärmelaufschlag. Blaue Kreide, wie man sie ausschließlich für das Billard-Spiel verwendet.
    Des Weiteren pflegen Sie stets mit dem Mittelfuß aufzutreten – in gehobener Stimmung rollen Sie den Fuß zuweilen sogar von der Ferse ab. Die Tatsache, dass sie heute Morgen das Zimmer mit dem Ballen voran schlurfend betraten, zeugt von deutlich mehr als einer zu kurzen Nacht. Ihr Schritt verrät mir, dass Sie eine nicht geringe Summe beim Spiel verloren haben. Drei Pfund, wenn ich schätzen sollte.“

    Kraftlos ließ ich mich auf meinen Stuhl sinken. „Vier Pfund und 10 Schillinge um genau zu sein.“ Ich seufzte, biss in einen harten leicht gebutterten Toast und schenkte mir Kaffee ein. Der Dampf, der der Kanne entwich, zeigte mir, dass zumindest der Kaffee mein Zuspätkommen verzieh.
    Vorsichtig lüftete ich die Haube, die meinen Teller bedeckte. Der Speck, die Bohnen und das Rührei sahen noch annehmlich aus, auch wenn sie ihre Konsistenz bereits teilweise verloren hatten. Ohne großen Appetit schaufelte ich mir eine Gabel in den Mund.
    „Ich werde kein weiteres Wort über den gestrigen Abend verlieren“, nuschelte ich in Holmes’ Richtung, der längst wieder hinter seiner Morgenlektüre verschwunden war. „Sie kennen ja ohnehin schon alle peinlichen Details. Wahrscheinlich könnten Sie an der Art wie ich mein Rührei esse, ablesen, welche Krawatte der alte Pearlsburry gestern getragen hat. Nicht wahr?“
    Bis auf eine große Tabakwolke erfolgte keine Reaktion. Holmes war offenbar schon wieder übergangslos in seine eigene Welt abgetaucht.
    Ich war gerade dabei, einer Portion gebratener Makrelen, die Mrs Hudson freundlicherweise noch für mich heraufgebracht hatte, den Garaus zu machen, als Holmes plötzlich sein Schweigen brach.
    „Ist es zu fassen?“, rief er aus. „Unglaublich!“ Ungeachtet meines noch nicht beendeten Frühstücks reichte er mir die Titelseite über den Tisch.
    „Rückzug Englands aus Ägypten?“, las ich. „Also, meiner Meinung nach ...“
    „Weiter unten!“, wurde ich barsch

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