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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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an die Spitze von Scotland Yard gebracht hat.«
    »Dann ist der Fall noch nicht abgeschlossen?« fragte ich. »In seinen Grundzügen kann man ihn wohl als abgeschlossen betrachten. Wir wissen, wer der Autor dieser abscheulichen Geschichte ist, wenn wir auch eines der Opfer noch nic ht kennen. Sie haben natürlich schon Ihren eigenen Schluß gezogen.«
    »Ich nehme an, daß dieser Jim Browner, der Steward aus Liverpool, der Mann ist, den Sie verdächtigen. «
    »Oh, der ist mehr als nur verdächtig. «
    »Und doch kann ich nicht mehr als nur ein paar vage Hinweise wahrnehmen. «
    »Im Gegenteil, meiner Meinung nach kann nichts klarer sein. Wir wollen die Hauptschritte einmal nachvollziehen. Wir sind an den Fall ohne das geringste Vorurteil herangegangen. Das ist immer ein Vorteil. Wir haben keine Theorien geformt. Wir waren einfach da und haben beobachtet und dann haben wir Schlüsse aus unseren Beobachtungen gezogen. Was haben wir zunächst gesehen? Eine zufriedene, respektable Dame, scheinbar ganz unschuldig und ohne Geheimnisse. Und wir sahen ein Portrait, das die Existenz zweier jüngerer Schwestern bewies. Beim Anblick dieses Portraits kam mir der Gedanke, daß das Päckchen für eine ihrer Schwestern bestimmt sein könnte. Dem konnte man in aller Ruhe nachgehen, es würde sich zeigen, ob es zu beweisen war oder nicht. Dann, erinnern Sie sich, sind wir in den Garten gegangen und betrachteten den höchst seltsamen Inhalt dieses gelben Päckchens.
    Der Bindfaden war von der Art, wie ihn Seeleute an Bord benutzen. Und sofort kam ein Hauch von See in unsere Untersuchung hinein. Dann entdeckte ich, daß der Knoten auf see-männische Weise gemacht worden war, daß man das Päckchen in einer Hafenstadt aufgegeben hatte und daß auch das männliche Ohr für einen Ohrring durchstochen war, was viel mehr bei Seeleuten als Landleuten üblich ist. Damit war klar, daß die Akteure dieser Tragödie unter der seefahrenden Klasse zu suchen waren.
    Als ich dann die Adresse des Päckchens studierte, stellte ich fest, daß es an Miß S. Cushing gerichtet war. Nun, die älteste Schwester war natür lich Miß Cushing und wenn ihr Initial auch
    >S< war, so konnte es doch an die andere gerichtet sein. In dem Fall hätten wir unsere Untersuchung von einer ganz neuen Basis aus beginnen müssen. Ich ging also zurück in das Haus, um diese Frage zu klären. Ich war schon dabei, Miß Cushing zu erklären, daß sie leider Opfer eines Fehlers geworden war. Aber Sie erinnern sich, daß ich plötzlich innehielt. Tatsache war, daß ich gerade etwas gesehen hatte, das mich mit Überraschung erfüllte. Zur gleichen Zeit wurde das Feld unserer Nachforschungen enorm eingeengt.
    Watson, als Mediziner wissen Sie, daß es am menschlichen Körper kein Glied gibt, das so unterschiedlich geformt sein kann, wie das Ohr. Jedes Ohr hat in der Regel seine ganz eigene Distinktion und unterscheidet sich von allen anderen. Im Anthropologischen Journal< vom letzten Jahr werden Sie zwei kurze Aufsätze aus meiner Feder über dieses Thema finden. Ich habe daher die Ohren mit dem Augen des Experten betrachtet und ihre anatomischen Beson-derheiten in mich aufgenommen. Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich Miß Cushing ansah und entdeckte, daß ihr Ohr genau mit dem weiblichen Ohr übereinstimmte, das ich gerade untersucht hatte. Zufall kann es da nicht mehr geben. Da war das gleiche etwas kurze Ohrläppchen, die gleiche breite Kurve in dem oberen Rand des Ohrs, die gleiche Struktur der Muschel. Es waren die gleichen Merkmale, es hätte das gleiche Ohr sein können.
    Natürlich sah ich auf einen Blick die enorme Bedeutung meiner Beobachtung. Es lag auf der Hand, daß das Opfer eine Blutsverwandte war und möglicherweise eine sehr nahe. Da begann ich, mit ihr über ihre Familie zu reden. Sie erinnern sich, daß sie uns sogleich einige überaus wertvolle Einzelheiten erzählte.
    Erstens, der Name ihrer Schwester war Sarah und ihre Adresse war bis vor kurzem die gleiche gewesen, so daß es auf der Hand lag, daß hier ein Irrtum vorliegen konnte. Das Päckchen war in Wirklichkeit für jemand anders bestimmt. Wir erfuhren, daß dieser Steward mit der dritten Schwester verheiratet war, und daß er sich zu Zeiten recht gut mit Miß Sarah verstanden hatte.
    ja, sie war sogar nach Liverpool gegangen, um in der Nähe der Browners zu sein. Aber ein Streit hatte sie getrennt. Dieser Streit muß für etliche Monate die Kommunikation unterbrochen haben, so daß Browner,

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